Pilgern auf dem Weg der Hoffnung und Dankbarkeit
Die Stiftskirche, die sich majestätisch am Südufer des Ossiacher Sees erhebt, ist ein Ort des Gebets, der Versöhnung und des Glaubens, der Pilger in seiner ehrwürdigen Atmosphäre zur Besinnung und inneren Stärkung einlädt. Besonders bedeutungsvoll ist diese Wallfahrt im Heiligen Jahr der katholischen Kirche, das unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“ steht. Die Stiftskirche Ossiach wurde in diesem Rahmen zur Jubiläumskirche ernannt – ein Ort, an dem Glaube, Versöhnung und Neuausrichtung im Mittelpunkt stehen. Hier können Pilgerinnen und Pilger die Heilige Pforte durchschreiten und Kraft aus dem Glauben schöpfen.
Die Bildungsreferentinnen aus dem Bezirk Feldkirchen und die Landwirtschaftskammer Kärnten heißen alle Bäuerinnen und Bauern des Landes herzlich willkommen. Treffpunkt ist die Forstliche Ausbildungsstätte Ossiach, wo der Tag mit einem gemeinsamen Frühstück beginnt – einer kleinen Stärkung für Körper und Seele, umrahmt von der Natur rund um den Ossiacher See. Anschließend führt der Pilgerweg gemeinsam in den Ortskern, hinunter zum See und weiter zur ehrwürdigen Stiftskirche. Die Wallfahrt lädt dazu ein, für einen Moment innezuhalten, Vergangenes loszulassen und neue Zuversicht zu schöpfen. Es ist ein gemeinsamer Weg der Stärkung – für uns selbst, für unsere Familien und für unsere Höfe.
In einer Zeit, die uns oft überfordert, ist das Pilgern ein bewusstes Zeichen: für Verbundenheit, für Glaube und für das Vertrauen in ein fruchtbares und gesegnetes Jahr. Den feierlichen Höhepunkt bildet der ökumenische Gottesdienst in der Stiftskirche, der von Diözesanbischof Dr. Josef Marketz, Superintendent Mag. Manfred Sauer und Stiftspfarrer Mag. Erich Aichholzer gemeinsam gestaltet wird – ein starkes Zeichen für gelebte Ökumene und geistliche Verbundenheit in unserer bäuerlichen Gemeinschaft.
Stift Ossiach
Das Stift Ossiach, am Südufer des Ossiacher Sees in Kärnten, Österreich, wurde als romanische Pfeilerbasilika erbaut und gilt als älteste benediktinische Klosterkirche in Kärnten.
Architektur und Ausstattung
Baugeschichte: Die Kirche wurde ursprünglich als dreischiffige, vierjochige Pfeilerbasilika mit seitlich nicht vorspringendem Querhaus und dreischiffiger Hallenkrypta errichtet. Nach einem Brand 1484 erfolgte eine Neugestaltung im spätgotischen Stil. Zwischen 1737 und 1746 wurde das Gotteshaus nahezu vollständig im Barockstil erneuert.
Innenraum: Der barocke Innenraum beeindruckt mit Stuckarbeiten der Wessobrunner Schule und Fresken des Kärntner Malers Josef Ferdinand Fromiller. Hervorzuheben sind die Barockorgel aus dem Jahr 1680 sowie die reich verzierte Barockkanzel.
Besonderheiten: Die Stiftskirche Maria Himmelfahrt bildet den nördlichen Teil der ältesten, viereckigen Klosteranlage, die sich mit dem Kreuzgang an ihrer Südseite anschließt. Das Gotteshaus misst in der Länge 31 m, in der Gesamtbreite etwa 14 m und in der Höhe 10,30 m; nur der Turm mit seinen 12 Metern überragt alles. Das Stift Ossiach ist ein bedeutendes Beispiel für die religiöse Architektur und Kunstgeschichte Kärntens und zieht jährlich zahlreiche Besucher an.
Interview mit Bischof Josef Marketz
„Wirksame Antwort auf Zeichen unserer Zeit“
Herr Bischof, Wallfahrten haben in der katholischen Kirche eine lange Tradition. Was bedeuten sie für Sie persönlich, und welche Bedeutung hat es im Kontext des Heiligen Jahres?
Bischof Josef Marketz: Pilgern und Wallfahren wird ja oft als „Beten mit den Füßen“ bezeichnet, und das trifft es aus meiner Sicht auch ziemlich gut. Die Pilgerwege und Wallfahrten in unserem Land sind Ausdruck der Sehnsucht der Menschen nach Spiritualität, nach Gott. Wallfahrten geben Impulse für ein Leben, das gelingen kann und erfüllt ist. Wallfahrerinnen und Wallfahrer fühlen sich im Unterwegssein und im Ankommen an heiligen Orten Gott nahe, sie kommen mit ihm ins Gespräch, finden Kraft und auch Trost. Vor allem aber teilen sie in einer Glaubensgemeinschaft ihre Sehnsüchte und Erwartungen, aber auch Antworten, die aus der eigenen Lebens- und Glaubenserfahrung kommen.
Im Heiligen Jahr sind Wallfahrten besonders bedeutungsvoll. Welche Botschaft vermittelt uns das Heilige Jahr, wie können wir es in unserem Leben konkret umsetzen?
Bischof Josef Marketz: Das Heilige Jahr steht unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“. Papst Franziskus ruft dazu auf, in diesem besonderen Jubeljahr nötiges Vertrauen wiederzufinden - in den zwischenmenschlichen Beziehungen sowie in der Förderung der Würde eines jeden Menschen. Das Heilige Jahr ist eine Einladung, als Pilgerinnen und Pilger im Zeichen der Hoffnung unterwegs zu sein und andere Menschen auf diesen Weg mitzunehmen. Dies gelingt mit guten Worten und Gesten, wenn man das Gute im Anderen sieht und füreinander da ist.
Die 25. Jubiläumswallfahrt ist ein besonderer Moment. Was zeichnet sie im Jahr 2025 aus, und welche Bedeutung hat sie für die Teilnehmerinnen und die Gemeinschaft?
Bischof Josef Marketz: Es ist immer eine besondere Freude, wenn eine Tradition ein Jubiläum feiern kann. Die Bäuerinnenwallfahrt nach Ossiach ist ein Beispiel dafür, wie vertrauensvoll hoffend sich die Menschen sich in allen Lebenslagen an Gott gewandt haben und wenden
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Wie verbindet sich der Glaube mit dem Leben auf dem Land, besonders für Bäuerinnen und Bauern? Welche Rolle spielt die Landwirtschaft im christlichen Glauben?
Bischof Josef Marketz: Ich weiß und bin sehr dankbar dafür, dass gerade die bäuerlichen Familien in unserem Land von der christlichen Spiritualität und Tradition tief geprägt sind, und ich darf oft erfahren, wie sie Volksfrömmigkeit und religiöses Brauchtum in besonderer Weise leben. Gerade in bäuerlich geprägten Gesellschaften ist das Wissen um die Gefährdung des Lebens und um die Abhängigkeit von Gott und seiner Schöpfung groß. Missernten und Gefahren aller Art sind für bäuerliche Familien gegenwärtig, ebenso aber auch die Dankbarkeit für ein gelungenes Arbeitsjahr und den reichen Ertrag auf den Feldern und in den Ställen.
Inwiefern hilft Wallfahren Bäuerinnen und bäuerlichen Familien, den Alltag zu reflektieren und spirituell zu wachsen? Was können sie für Leben und Arbeit mitnehmen?
Bischof Josef Marketz: Bäuerinnen und Bauern haben im Bereich Schöpfungsverantwortung eine große Vorbildfunktion. Das gemeinsame Gehen und Beten im Rahmen einer Wallfahrt kann dabei helfen, sich dessen noch stärker bewusst zu werden.
Der Glaube schenkt uns Hoffnung und Kraft. Welche spirituellen Impulse kann die Wallfahrt Bäuerinnen geben, um Herausforderungen im Alltag besser zu meistern?
Bischof Josef Marketz: Wir haben mit unserem christlichen Glauben einen großen Schatz, gleichsam eine wirksame Antwort auf die angstmachenden Zeichen unserer Zeit. Im gemeinsamen Gebet können wir den Blick weiten und sehen, dass da nicht nur Sorge und Not sind, sondern es auch viel Grund für Dankbarkeit oder für Lob gibt.
Was bedeutet es, als Gemeinschaft zu wallfahren? Wie stärken solche Erlebnisse das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Bäuerinnen und der gesamten Glaubensgemeinschaft?
Bischof Josef Marketz: Gemeinwohl, dem sich gerade Bäuerinnen und Bauern verpflichtet sehen, gedeiht nur mit Zusammenhalt. Es gibt kein erfülltes Ich ohne starkes Wir. Das erfährt man im Tun am wirksamsten. Das starke Erlebnis einer gemeinsamen Wallfahrt stärkt zweifellos das in unserer Gesellschaft so wichtige Zusammengehörigkeitsgefühl.
Welche Botschaft möchten Sie den Bäuerinnen und allen, die an der Wallfahrt teilnehmen, mit auf den Weg geben?
Bischof Josef Marketz: Ich möchte allen Bäuerinnen und Bauern herzlich danken - vor allem für ihre Bereitschaft, Gott und seine Geschöpfe zu ehren, ein christliches Leben zu führen, die christlichen Kirchen zu stärken und mit den Gaben der Schöpfung verantwortungsvoll umzugehen. Ich bin für Einsatz und Fleiß dankbar, mit denen sie tagtäglich für die Bewahrung der Schöpfung eintreten. Ich bin dankbar dafür, dass sie sich dessen bewusst sind, dass Gott ihnen ein Stück Erde in die Hand gelegt hat, um es zu hüten, zu bebauen und zu bewahren.