Mit Ziegen wertvolle Almflächen erhalten
Almen, die nicht mehr mit Nutztieren bestoßen werden, verbuschen rasch und gehen verloren. Als Alternative zum Schwenden eignen sich besonders Ziegen ausgezeichnet, um wertvolle Flächen zurückzugewinnen. Im Rahmen eines Treffens des Züchterbeirates "Generhaltung" des Schaf- und Ziegenzuchtverban des Kärnten wurde das Projekt besichtigt. Hoch über Irschen mit einer wunderbaren Aussicht ins Oberkärntner Drautal liegt die "Leppner Alm" eingebettet. Die Alm, welche von drei motivierten Frauen aus Deutschland behirtet und bewirtschaftet wird, hat ein Ausmaß von 198 ha, davon sind rund 46 ha als Futterfläche nutzbar. Die Weideflächen erstrecken sich von 1600 m bis hinauf auf 2200 m. Obmann der Agrargemeinschaft Leppen ist Peter Wiesflecker. Die klassische Beweidung auf den Almfutterflächen erfolgt mit Rindern, etwa 50 Stück von elf verschiedenen Betrieben wurden dieses Jahr aufgetrieben. Auf den hochalpinen Teilen der Almweiden etwa 80 Schafe, in einer separat gezäunten Almfläche über 50 Ziegen. Ein kleiner Teil der Kühe, sechs an der Zahl, werden gemolken, und die Milch wird in der Almkäserei, die 2001 errichtet wurde, weiterverarbeitet. Die Produkte können in der nebenan bewirtschafteten Ochsnerhütte, die auf 1835 m Seehöhe liegt, konsumiert werden. Wie leider auf vielen Almen besteht auch auf der Leppner Alm das Problem von rückläufigen Auftriebszahlen und der damit rascheren Verbuschung von wertvoller Weidefläche. Zudem wurden die Flächen zum Teil nur mehr einseitig genutzt, und besonders an exponierten Stellen, die für Rinder nicht zugänglich waren, gewannen natürlich auch „Problempflanzen“ die Oberhand.
Beweidung mit Ziegen
2023 wurde erstmals der Versuch gestartet, einen Teil der Almfutterfläche mit Ziegen zu bestoßen. Aber nicht irgendwelche Ziegen beweiden die alpinen Flächen, sondern es handelt sich ausschließlich um eine Zuchtziegenherde von Tauernschecken, eine vom Aussterben gefährdete Ziegenrasse. Rassesprecher Florian Bernhard aus Irschen, selbst Auftreiber und Mitinitiator des Ziegenprojektes auf der Alm, erzählt mit Faszination von seinen Tauernschecken. Der Funke der Begeisterung ist spätestens dann übergesprungen, wenn sich die über 50 Tauernschecken in Bewegung setzen und durchs Gebüsch herantraben. Die Ziegenherde setzt sich aus Ziegen von drei verschiedenen Auftreibern zusammen, die neben züchterischen Vorgaben als Herausforderung die veterinärspezifischen Auflagen für eine gemeinsame Alpung einhalten müssen. Ein zusätzlicher Aufwand ist die räumliche Trennung der Herden mit dem jeweils passenden Zuchtbock laut Anpaarungsplan, was eine Grundvoraussetzung im Generhaltungsprogramm ist. Die Weidefläche für die Ziegen beträgt rund 6 ha und wurde mit einem Elektro-Maschendrahtzaun eingezäunt. Der personelle und zeitliche Arbeitsaufwand für die Erstellung des Zaunes war natürlich gegeben, der Vorteil ist, dass die Ziegen den Elektrozaun schon vom Heimbetrieb kannten. Die Wasserversorgung wird durch einen Brunnen aus einer gefassten Quelle sichergestellt. Die positive Wirkung des "Verbisses" durch die Ziegen konnte man bereits erkennen. Die Fläche soll auch in den nächsten Sommern mit Ziegen bestoßen werden, um den Weidedruck zu erhöhen.
Fazit
Die Offenhaltung der Almflächen stellt eine große Herausforderung für die Almbauern dar. Die Beweidung von exponierten Flächen mit Ziegen ist eine interessante Alternative zum Schwenden, da die personelle Arbeitskraft auf den Höfen immer knapper wird. Der Praxisversuch zeigt die Notwendigkeit einer Alpung mit dem kleinen Wiederkäuer auf, damit wertvolle Kulturlandschaft trotz aller bereits bestehenden Schwierigkeiten, Stichwort "große Beutegreifer", erhalten bleibt.
Betriebsspiegel
- AG Leppner Alm, neun Mitglieder, Obmann Peter Wiesflecker
- Seehöhe: 1600 bis 2200 m
- Fläche: 198 ha, davon 46 ha Weidefläche
- Auftrieb 2024: 50 Rinder, 80 Schafe, 52 Ziegen