Generationendenken für zukunftsfitte Schweineproduktion
Die ständige züchterische Verbesserung ist nur möglich, indem man die feinsten Unterschiede mit mittlerweile sehr leistungsfähigen technischen Methoden herausarbeitet, vergleicht und versucht, jeden Tag wieder einen winzig erscheinenden Schritt nach vorne zu kommen. In Summe aber ergeben diese Schritte einen gewaltigen Fortschritt. Und das gleichzeitig bei fünf sehr unterschiedlichen Rassen - denn unser Mastschwein ist ein Kreuzungsprodukt.
Die züchterische Verbesserung macht vieles möglich: Im Jahr 2022 erreichten österreichische Mastschweine (FORTUNA F1-Sau x Pietrain-Eber) unter Prüfstationsbedingungen eine durchschnittliche Tageszunahme (TGZ) von 913 g bei 2,57 kg/kg Futterverwertung (FV), während es 2012 noch 815 g TGZ bei 2,69 kg/kg FV waren. Trotzdem konnten im selben Zeitraum auch der Tropfsaftverlust stabil gehalten, der pH-Wert erhöht und der intramuskuläre Fettgehalt verbessert werden, was die Fleischqualität steigerte.
Die Erhöhung der Mastleistung war der erste Anstoß, in Österreich in den 50er-Jahren mit einer organisierten Schweinezucht zu beginnen, und für lange Zeit das einzige beachtete Merkmal. Früher noch in fünf einzelnen länderweisen Prüfanstalten (Perkohof, Ritzlhof, Gleisdorf, Schwechat, Streitdorf) organisiert, ab 2000 in der zentralen Österreichischen Schweineprüfanstalt (ÖSPA) GmbH in Streitdorf, wurden zehntausende Vollgeschwister- und Nachkommensprüfungen durchgeführt, um eine objektive Datengrundlage für die Mast- und Schlachtleistung zu bekommen - und auf Basis derer Selektionsentscheidungen treffen zu können.
Seit mehr als 40 Jahren wird auch die Fruchtbarkeit als lebendgeborene und abgesetzte Ferkel je Wurf bei den Mutterrassen Edelschwein und Landrasse am Betrieb erhoben, und mit der Einführung der BLUP-Zuchtwertschätzung für diese zwei Merkmale im Jahr 2002 startete eine Erfolgsgeschichte. Während sich die Wurfleistung von 1960 bis 2001 nur minimal gesteigert hatte, konnte sie von 2002 bis 2022 um gut drei Ferkel je Wurf erhöht werden. Die österreichischen Sauen sind damit leistungsmäßig international konkurrenzfähig und im optimalen Bereich zwischen Ferkelzahlen und Verlusten unterwegs.
Leistung ist aber bei weitem nicht alles! Schon 2012 wurde die Nutzungsdauer in den Gesamtzuchtwert aufgenommen, und ab 2017 wurde mit dem Projekt OptiZucht und dem daraus entstandenen Zuchtwert für Ferkelvitalität (GZW-VI) begonnen, massiv in Gesundheits- und Fitnessmerkmale zu investieren. Und auch hier sind die Fortschritte sichtbar: Die Streuung der Ferkelgewichte bei Edelschwein und Landrasse konnte damit von 2017 bis 2022 um 14% verringert werden - die Überlebenschance neugeborener Ferkel steigt entsprechend.
Währenddessen tun sich schon die nächsten Veränderungen auf: Während Pietrain weiter der wichtigste Vaterrasseneber für einen hohen MFA bleibt, wurde das Zuchtziel bei Duroc 2022 auf die Fleischqualität gelenkt. Mit 30% ist der intramuskuläre Fettgehalt hier das wichtigste Merkmal, um die positiven Eigenschaften der Rasse weiter auszubauen.
Gute Zusammenarbeit
Wie funktioniert dieses System in der Praxis? Nur durch Zusammenarbeit und die Beiträge vieler Einzelner. Die PIG Austria ist als Zuchtverband zu 100% im Besitz der österreichischen Schweinezüchter und damit eine der wenigen bäuerlichen Schweinezuchtorganisationen weltweit.
Die Grundlage für jede Zuchtarbeit sind immer qualitativ gute Daten. Schätzungen, Pauschalwerte und Vermutungen bringen niemanden weiter, sondern nur exakte Arbeit. Mast- und Schlachtleistungsdaten können dank der ÖSPA sehr exakt in der Stationsprüfung ermittelt werden - dafür liefern die Züchterinnen und Züchter alle zwei Wochen Ferkel ihrer Sauen an. Von jeder Sau werden so mindestens zwei Nachkommen geprüft. Ferkelzahlen werden aus dem Sauenplaner entnommen, der vom Betrieb und Zuchtwart gemeinsam ständig aktuell gehalten wird. Umgekehrt steht der Sauenplaner auch als betriebswirtschaftliches Instrument für jeden Zuchtbetrieb ständig zur Verfügung.
Züchter gesucht
Die PIG Austria sucht in Kärnten neue Züchterinnen und Züchter. Wir suchen sowohl konventionelle als auch Biobetriebe, die an der Herdebuchzucht und Jungsauenerzeugung Interesse haben. Wichtigste Voraussetzungen sind ein stabiler Gesundheitsstatus und eine entsprechende Lage, um langfristig PRRS-negativ zu bleiben.
Schweinezucht bedeutet:
Martin Bauer, Tel.-Nr.: 0680/127 67 32, E-Mail: martin.bauer@pig.at oder
Andreas Mak,Tel.-Nr.: 0676 / 83 555 505, E-Mail: andreas.mak@lk-kaernten.at melden!
Schweinezucht bedeutet:
- enge Zusammenarbeit mit Forschung, Zuchtberatung und Kunden.
- etwas für alle, die ihre Tiere "in- und auswendig kennen" und exakte Arbeit schätzen.
- eine gute Chance, auch als kleiner/mittlerer Betrieb langfristige Perspektiven zu haben.
- eine Chance, über den Tellerrand hinauszublicken - mit Kontakten zu Zuchtorganisationen im Ausland, organisierten Veranstaltungen, Exportgeschäften und Fortbildungsmöglichkeiten. Dazu gibt es viele Möglichkeiten, sich in einer kleinen und übersichtlichen Vereinigung einbringen zu können.
Martin Bauer, Tel.-Nr.: 0680/127 67 32, E-Mail: martin.bauer@pig.at oder
Andreas Mak,Tel.-Nr.: 0676 / 83 555 505, E-Mail: andreas.mak@lk-kaernten.at melden!
Fachtagung
Am 21. November gibt es die Fachtagung für Schweinehalter im Gasthof Karawankenblick, Ruhstatt, Völkermarkt. Thema ist auch die Schweinezucht mit einem Vortrag von Martin Bauer.