Biolämmer - eine attraktive Alternative
Der Anteil an Bioschaf- und Bioziegenbetrieben in Kärnten steigt seit Jahren. Vor allem für Grünlandbetriebe im Berggebiet stellt die biologische Schaf- und Ziegenhaltung eine gute Alternative zur Rinderhaltung dar. Denn die Tiere sind durch ihr geringes Gewicht optimal für die Beweidung von Steilflächen geeignet. Bestehende Wirtschaftsgebäude lassen sich einfach für die Biohaltung von Schafen und Ziegen adaptieren.
Partner gesucht
Ein möglicher Absatzweg ist die Produktion von Biolämmern für Ja!Natürlich, wofür laufend Betriebe gesucht werden. Die Abwicklung erfolgt über den Schaf- und Ziegenzuchtverband Kärnten (E-Mail: schazi@lk-kaernten.at oder Tel.-Nr.: 0463/5850-1531). Voraussetzung ist ein aufrechter Biokontrollvertrag sowie eine Mitgliedschaft bei Bio Austria. Die Tiere dürfen für das Projekt ein maximales Alter von sechs Monaten nicht überschreiten sowie ein Schlachtgewicht zwischen 15 und 25 kg kalt haben. Für Almlämmer wurde das Alter derzeit auf acht Monate angehoben. Der Auszahlungspreis für Ja!Natürlich-Biolämmer liegt derzeit bei 7,85 Euro/kg SG netto. Am Zlöppnighof, einem Biobergbauernhof in Stall in Mölltal, werden Lämmer für dieses Projekt produziert.
Vorteile von Schafen
Schafe gab es schon immer am Zlöppnighof, auch als noch Milchkühe gemolken wurden. Aus wirtschaftlichen Gründen und auch, um mehr zeitliche Ressourcen für den Wald zu erhalten, wurde die Milchviehhaltung 2015 aufgegeben. Die Entscheidung, ob Mutterkühe einziehen sollen oder komplett auf Schafe umgestellt wird, fiel zugunsten der Schafe aus. Die Gründe dafür erläutert Anna Egger: "Mein Vater hatte immer schon eine sehr große Leidenschaft für Schafe, es wurden schon immer ein paar Schafe zusätzlich zu den Rindern gehalten. Teure oder aufwändige bauliche Veränderungen waren für die Schafe nicht notwendig. Vor allem aber sind die Schafe perfekt geeignet, um unsere steilen Bergflächen zu beweiden. Sie kommen überall hin, und es gibt kaum Schäden auf der Fläche. Schafe sind sehr genügsam, können schon sehr früh auf die Alm getrieben werden und sind sehr unkompliziert."
Seit drei Jahren bewirtschaften Anna und ihr Freund Lukas den Betrieb, und auch sie blieben den Schafen treu. Ein zusätzliches Standbein wurde außerdem durch die Vermietung einer Almhütte und einer Ferienwohnung sowie das "Erlebnis am Biobauernhof" (tiergestütztes Lerntraining, Reitpädagogik, Kindergeburtstage und Bauernhofnachmittage) geschaffen. Dass der Betrieb in biologischer Wirtschaftsweise weitergeführt wird, war klar, da der Familie die Produktion von hochwertigen Bioprodukten sowie das Tierwohl sehr am Herzen liegen. Die Schafe erhalten immer Auslauf sowie hofeigenes Futter, nur Mineralstoff und etwas Kraftfutter werden zugekauft. Kraftfutter wird nur sehr wenig eingesetzt, ein schnelles Hochmästen der Tiere kommt für den Betrieb nicht in Frage, und auch die Rasse lässt keine schnelle Mast zu. Bis zur Schlachtung bleiben alle Tiere auf der Weide. Herausforderungen beim Erreichen der notwendigen Tageszunahmen und des Schlachtgewichtes werden bewusst in Kauf genommen, denn wenn das erforderliche Gewicht der Lämmer bis zum sechsten Monat nicht erreicht wird, kann es nicht in das Projekt geliefert werden. Mit dem Projekt und der Vermarktung über die Ja!Natürlich-Schiene ist man am Zlöppnighof sehr zufrieden. Der Weg zum Schlachtbetrieb dauert nur 15 Minuten, der Preis ist gut, und die Nachfrage steigt. Eine Direktvermarktung war nie angedacht: Der Aufwand wäre zu groß. "Wir sind einfach keine Vermarkter", reflektiert Anna sehr ehrlich.
Überzeugung, Leidenschaft
Die Bioschafhaltung ergänzt sich ideal mit den ÖPUL-Maßnahmen "Seltene Nutztierhaltung" und "Tierwohl Weide". Außerdem wird am Betrieb ausschließlich Heu produziert, weshalb auch an der Maßnahme "Heuwirtschaft" und "Bewirtschaftung von Bergmähdern" teilgenommen werden kann. Die verlässliche Abnahme der Lämmer durch Ja!Natürlich mit einem Jahresfixpreismodell funktioniert sehr gut. Gerade im Berggebiet sieht Anna daher Potenzial für Grünlandbetriebe, in die Bioschafhaltung einzusteigen. Es ist auch im Nebenerwerb möglich: Schafe sind gute Futterverwerter, halten die Weideflächen schön sauber, und die Produkte finden immer größeren Zuspruch bei den Konsumenten. Ein gutes Herden- und Weidemanagement ist allerdings notwendig, vor allem hinsichtlich der Klauengesundheit und des Parasitenbefalls.
"Bio ist man aus Überzeugung!"“, sagt Anna Egger. Die biologische Wirtschaftsweise stellt für sie eine tolle Möglichkeit dar, um Biodiversität und Nachhaltigkeit zu leben und gesunde Lebensmittel zu produzieren.
Betriebsspiegel
- Betrieb: Biobergbauernhof auf 1050 m Seehöhe in Stall im Mölltal, www.zloeppnighof.com
- Familie: Anna Egger und Lukas Pirker, vlg. Zlöppnig
- Fläche: 33 ha Eigenfläche, 10 ha Grünland, 23 ha Wald; über 1.200 ha Gemeinschaftsalm/Forst, ca. 20% können von den Tieren als Almfläche genutzt werden
- Betriebszweige: Schafzucht, Vermietung von Almhütte und Ferienwohnung, Forstwirtschaft
- Tierbestand: 45 Mutterschafe (15 Kärntner Brillenschafe und 30 Bergschafkreuzungen) mit Nachzucht, drei Pferde, 20 Hühner
- Biologische Wirtschaftsweise seit 1995, seit 2015 Schafhaltung (davor Milchviehhaltung)