Von der Bienengesundheit bis zu Verkaufsstrategien
Anfang Dezember ging die Imkerfachtagung der LK Kärnten in Treffen am Ossiacher See über die Bühne. Angesichts der weltweit zunehmenden Problematik von verfälschten Honigen wird es immer wichtiger, die Top-Qualität heimischer Imkereiprodukte aufzuzeigen. Auch allgegenwärtige Herausforderungen für die kleinen, aber fleißigen Tiere dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Nach der Eröffnung und Begrüßung durch KR Hansjörg Winkler und der Facharbeiterbriefverleihung von Martina Höfferer-Schagerl führte Johann Burgstaller durch den Nachmittag. Susanne Linecker-Grausberg zeigte in ihrem Vortrag Möglichkeiten für erfolgreiche Vermarktungsstrategien und Kundengewinnung auf. Sie führte praxisnahe Tipps in der Verkaufspsychologie wie zum Beispiel die Knappheit an: Betonen Sie die begrenzte Verfügbarkeit Ihres Produkts, um die Wahrnehmung von Wert und Exklusivität zu steigern. Bei der Präsentation auf Markständen ist es wichtig, diese hinsichtlich Sortiments, Befüllung und Beleuchtung übersichtlich zu gestalten. Probierstationen mit Honigspendern werden immer gut angenommen. Auch wäre es wichtig, generell Budget für Marketing in die Hand zu nehmen.
Johann Zmölnig berichtete über Lösungsansätze bei der Gefahr von Viren. Nach wie vor eine der größten Herausforderungen ist der Parasit Varroamilbe, der ganze Völker schwächen kann und somit in weiterer Folge mitverantwortlich für die Übertragung von Viren ist. Zmölnig appellierte an Imkereibetriebe, Hygienemaßnahmen sowie Varroareduktion in der Praxis ernst zu nehmen. Es gibt auch die Möglichkeit von Schnelltests, um einen Virenbefall selbst feststellen zu können. Dieser ermöglicht die Diagnose von Infektionen mit dem Flügeldeformationsvirus (DWV), dem Sackbrutvirus (SBV) und dem akuten Bienenparalysevirus (ABPV) direkt am Bienenstand innerhalb weniger Minuten. Im Hauptvortrag nahm Verhaltensforscher und Buchautor Lars Chittka die Besucher auf einen Ausflug ins Cockpit einer Biene mit. Diese kann nicht nur in Schwärmen faszinierende Fähigkeiten entwickeln, sondern auch als Individuum erstaunlich intelligent sein. Er erklärte anhand von Forschungsergebnissen, dass Bienen denken und fühlen, Persönlichkeit besitzen und sogar menschliche Gesichter erkennen können. Bei der Konstruktion von Wachswaben zeigen sie vorausschauendes Handeln, indem sie ein Hindernis zeitnah umgehen und nicht erst versuchen, es mit einzubauen. Sie tanzen nicht nur am Tag während der Flugzeit, sondern können ihre Unterhaltungen zur Weitergabe der Information, wo es potenzielle Futterquellen gibt, auch während der Nacht führen. Aus unserer Sicht sind Bienen zwar vor allem schützenswert, weil wir sie brauchen, um unsere Nutzpflanzen zu bestäuben. Indizien für Schmerzempfindung, Gefühlszustände und Bewusstsein sind aber ein mindestens genauso wichtiger Grund für ihren Schutz. "Wir als denkende und fühlende Wesen teilen uns den Planeten mit anderen denkenden und fühlenden Wesen", stand als eindrucksvolles Schlusswort auf der letzten Folie.
Bienenprofis geehrt
Im Rahmen der Tagung wurden den 16 neuen Facharbeiterinnen und Facharbeitern der Bienenwirtschaft ihre Berufszertifikate überreicht. Die Bandbreite der Kursthemen reichte von der Bienenpflege im Jahreslauf über Bienenkrankheiten bis zur Königinnenzucht, aber auch Betriebswirtschaft und Rechnungswesen standen auf dem vielseitigen Programm. Es gratulierten unter anderem KR Hansjörg Winkler in Vertretung von Präsident Siegfried Huber, die Obfrau des Landesverbandes für Bienenzucht Dr. Elisabeth Thurner sowie die Vorsitzende der Prüfungskommission Dr. Anita Lautemann.