Von den Windwurffolgen bis zu klimafitten Wäldern
Nachhaltigkeit als oberstes Prinzip
Der Waldanteil an der Staatsfläche Österreichs beträgt 48%, wobei sich davon wiederum 15% im Eigentum der Österreichischen Bundesforste AG (ÖBf) befinden. Das war jedoch laut Ing. Sabine Jungwirth, Revierleiterin des Forstreviers Bad Mitterndorf der ÖBf, in Österreich nicht immer so. Zur Zeit der Hochblüte des Bergbaues (Schwerpunkt Salinen) war besonders das Salzkammergut in weiten Teilen kahlgeschlägert. Man brauchte das Holz z.B. für die Stollenabsicherung, aber auch der Brennholzbedarf war sehr hoch. Weiters verschlang die Holzkohleproduktion sehr viel Holz, da die Eisengewinnung und -verarbeitung - beispielsweise die Hochöfen der Eisenwurzen - sehr energieintensiv waren. Der Waldanteil betrug in dieser Epoche nur einen Bruchteil des heutigen, auch wegen der Rodung der Wälder zu Weidezwecken. Dies führte im Jahre 1852 auch zum Erlass des ersten Österreichischen Forstgesetzes - man erkannte damals schon, dass die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder in der Monarchie Priorität haben muss.
Die Österreichischen Bundesforste pflegen, schützen und bewirtschaften die natürlichen Ressourcen Österreichs - Wälder, Seen, Berge - und damit ein Zehntel der Staatsfläche. Die ÖBf tragen wie kein anderes Unternehmen Verantwortung für das Waldland Österreich und haben die Nachhaltigkeit seit jeher als prioritäres Ziel der Waldbewirtschaftung in ihrem Leitbild festgehalten. Im engeren Sinne heißt das, dass die ÖBf nur so viel der Natur entnehmen, wie wieder nachwachsen kann - nicht umsonst ist die Hauptkennzahl der Bundesforste (wie es auch im bäuerlichen Wald sein sollte) der sogenannte Hiebssatz. Er stellt das geplante nachhaltige Holzernteziel dar, an dem die tatsächliche Erntemenge, der Holzeinschlag, gemessen wird. Stimmen Hiebssatz und Einschlag überein, ist eine nachhaltige Holznutzung sichergestellt.
In weiterer Folge bedeutet Nachhaltigkeit aber auch, dass die heutigen Generationen nicht auf Kosten zukünftiger Generationen leben sollen. Nachhaltige Unternehmen dürfen sich also nicht nur an den Finanzkennzahlen orientieren, sondern müssen auch die sozialen und ökologischen Auswirkungen ihrer Tätigkeit im Fokus haben. Ein besonders nachhaltiges Unternehmen wie die ÖBf trägt daher im ökonomischen Handeln auch dem Schutz von Natur und Umwelt Rechnung und muss in dieser Hinsicht natürlich auch Rücksicht auf die Bedürfnisse der Gesellschaft nehmen. Darum steht bei den Österreichischen Bundesforsten in ihrer jährlichen Unternehmensberichterstattung nicht nur der Finanzreport im Mittelpunkt, sondern auch soziale und ökologische Fragen. Dies betrifft z.B. auch die Strategien hinsichtlich der weltweiten Klimaerwärmung und in diesem Zusammenhang den Aufbau von klimafitten Wäldern wie vor allem die Baumartenwahl, um den sich ändernden Klimaanforderungen in der Zukunft gerecht zu werden.
Am Begriff der "Multifunktionalität des Waldes" wird besonders deutlich, dass der Wald als Ökosystem mit einer Vielfalt an Tieren und Pflanzen laut Österreichischem Forstgesetz mehrere Aufgaben gleichzeitig erfüllt.
Sie alle kommen den Menschen in unserem Land zugute:
Im Jahre 2007 fegte der Orkan "Kyrill" über Europa, wobei in Österreich insbesondere das Salzkammergut sehr stark betroffen war; es wurden Windspitzen (z.B. am Salzburger Gaisberg) bis 216 km/h gemessen. Landesweit wurden damals 3,4 Mio. Erntefestmeter vom Sturm geworfen. Diese Bestände befinden sich heute im Dickungsalter, und es fallen - nun 16 Jahre danach - die ersten sehr arbeits- und kostenintensiven Dickungspflegemaßnahmen (Stammzahlreduktion, Läuterung, Mischbaumartenregulierung) an, was den Exkursionsteilnehmern von Ing. Georg Reichenvater, Förster im Dienste der ÖBf/Inneres Salzkammergut, sehr anschaulich und praxisnah erläutert wurde.
Sie alle kommen den Menschen in unserem Land zugute:
- Gewinnung von Holz - Nutzwirkung
- Schutz vor Naturgefahren - Schutzwirkung
- Gesunde Luft und sauberes Wasser - Wohlfahrtswirkung
- Raum für Freizeitgestaltung - Erholungswirkung
Im Jahre 2007 fegte der Orkan "Kyrill" über Europa, wobei in Österreich insbesondere das Salzkammergut sehr stark betroffen war; es wurden Windspitzen (z.B. am Salzburger Gaisberg) bis 216 km/h gemessen. Landesweit wurden damals 3,4 Mio. Erntefestmeter vom Sturm geworfen. Diese Bestände befinden sich heute im Dickungsalter, und es fallen - nun 16 Jahre danach - die ersten sehr arbeits- und kostenintensiven Dickungspflegemaßnahmen (Stammzahlreduktion, Läuterung, Mischbaumartenregulierung) an, was den Exkursionsteilnehmern von Ing. Georg Reichenvater, Förster im Dienste der ÖBf/Inneres Salzkammergut, sehr anschaulich und praxisnah erläutert wurde.
Richtige Jagdstrategien
Revierjäger Jörg Schörkhuber brachte den Exkursionsteilnehmer:innen die jagdlichen (und forstlichen) Strategien im Zusammenhang mit den Kalamitätsflächen (z.B. Sturm Kyrill) der vergangenen Jahrzehnte näher. Da durch die Katastrophenereignisse große Kahlflächen entstanden, war es sehr schwierig, die wiederaufgeforsteten Flächen vor Wildschäden (Verbiss-, Fege- und schließlich Schälschäden) zu bewahren. Um die hohen Abschussvorgaben zu erfüllen, muss einerseits effizient bejagt, andererseits der Jagddruck - zeitlich und örtlich - gut verteilt werden; wichtig sind auch jagdliche Ruhephasen, um dem Wild den Stress zu nehmen. Dies geschieht durch bestens organisierte Drückjagden (mit genug Jägern), aber z.B. auch durch die Errichtung von Schussschneisen, welche schon bei der Aufforstung ihre Berücksichtigung finden müssen. Schließlich braucht es gut geplante bzw. verteilte Ansitzeinrichtungen, Salzlecken und je nach Wildart dementsprechende Wildfütterungen, aber auch unbejagte Wildäsungsflächen. Jedenfalls konnten sich die Oberkärntner Waldbauern davon überzeugen, dass sich die Wildschäden allgemein in Grenzen halten.
Klimawandel und Auswirkungen
Wie uns die Forstexperten in weiterer Folge anschaulich vor Augen führten, hat der Klimawandel natürlich auch erhebliche Auswirkungen auf den österreichischen Wald. Die steigenden Temperaturen, erhöhte Feuchtigkeit im Winter und trockenere Sommer sind einige der Veränderungen, die der Klimawandel mit sich bringt. Wälder reagieren relativ langsam auf Änderungen ihrer Umwelt, was sie anfällig für abiotische (z.B. Windwurf- und Schneedruckschäden) bzw. biotische Schäden (z.B. Krankheiten, Borkenkäferbefall) macht. Die Forstwirtschaft ist besonders stark vom Klimawandel betroffen, da Bäume, welche heute gepflanzt werden, voraussichtlich starken Veränderungen standhalten werden müssen.
Die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald in Österreich sind vielfältig. In Bergwäldern wird die Produktivität voraussichtlich ansteigen, da kurze Vegetationsperioden weniger begrenzend wirken. Die Waldgrenze wird sich folglich nach oben verschieben. In tieferen Lagen hingegen wird die Produktivität durch Trockenperioden und diverse Schädlinge (auch bisher bei uns unbekannte) den Prognosen zufolge herabgesetzt und die Zusammensetzung der Baumarten grundlegend verändert. In Österreich wachsen ca. 3,4 Mrd. Bäume bzw. 65 verschiedene Baumarten auf ca. 40.000 km². Die Fichte ist die prozentuell am häufigsten vertretene Baumart und gilt als Brotbaum der Forstwirtschaft. Aufgrund der Klimaerwärmung werden viele Standorte trockener, was dazu führt, dass die Fichte zunehmend an Lebensraum verliert. Um den Wald an die Klimaveränderung anzupassen, können Waldbäuerinnen und Waldbauern Baumarten setzen, die besser mit den prognostizierten Bedingungen zurechtkommen. Die Klimaerwärmung - Mitteleuropa ist von dieser viel stärker betroffen als es weltweit der Fall ist - führt zu einer Änderung der Baumartenzusammensetzung, die auf natürlichem Wege (z.B. bei Plenterwirtschaft bzw. Naturverjüngung allgemein) mehrere Jahrzehnte dauern würde. Die Forstwirtschaft kann den Wald bei diesem Prozess unterstützen und die Anpassung an die Klimaveränderung durch waldbauliche Maßnahmen beschleunigen.
Durch den Klimawandel treten Insekten und Krankheiten (durch die Globalisierung auch aus anderen Weltgegenden), die den Wald schädigen, in gehäufter Form auf. Die Schadorganismen werden durch die höheren Temperaturen mehrheitlich begünstigt, während Bäume eher geschwächt werden. Insekten entwickeln sich aufgrund der für sie besseren Voraussetzungen schneller und können mehrere Generationen im Jahr ausbilden. Gleichzeitig verringert sich nach langer Trockenheit die Abwehrfähigkeit von Bäumen gegen pflanzenfressenden Insekten wie dem Borkenkäfer.
Der Klimawandel stellt den österreichischen Wald vor große Herausforderungen, aber es gibt auch gute Lösungsansätze seitens der Forstwirtschaft bzw. der forstlichen Forschungseinrichtungen wie z.B. des Bundesamtes und Forschungszentrums für Wald (BFW) oder der Universität für Bodenkultur. Durch die Anpassung der Baumartenzusammensetzung (auch aus Übersee wie z.B. die Douglasie) und durch waldbauliche Maßnahmen kann der Wald besser auf die Klimaerwärmung reagieren. Es ist wichtig, den Wald zu schützen und nachhaltige Forstwirtschaftspraktiken zu fördern, um die Widerstandsfähigkeit des Waldes in Anbetracht der zu erwartenden globalen Klimaänderungen zu stärken.