Vom Tierwohl bis zur optimalen Wertschöpfung

Über 100 Teilnehmer:innen aus den verschiedensten Regionen Kärntens folgten der Einladung des Schaf- und Ziegenzuchtverbandes Kärnten zu einer Lehrfahrt. Die erste Station der Reise führte die Schaf- und Ziegenbauern sowie -bäuerinnen auf den Bergbauernhof der Familie Zarfl in St. Anna am Lavantegg, ober Obdach. Hier wurde in fünfter Generation von Rindern auf Schafe umgestellt. Die engagierte Betriebsführerin Evelyn Zarfl, welche auch Bundesobfrau für Schafe und Ziegen ist, hat mit ihrem Partner Philipp Maier dazu einen neuen Stall errichtet. Vor allem der Faktor "Tierwohl" wurde beim Bau entsprechend den aktuellsten Vorgaben berücksichtigt.
Die Leidenschaft für Schafe hat die Jungbäuerin während ihrer Schulzeit in Pitzelstätten sowie ihres BOKU-Studiums entdeckt und Erfahrungen als Hirtin am Hauser Kaibling und im Rahmen von Praktika in Schottland und Wales gesammelt. Am Biohof, welcher die Größe von 16,5 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche hat, haben zukünftig 150 Mutterschafe Platz, gezüchtet wird mit der Rasse Juraschaf.
Die Leidenschaft für Schafe hat die Jungbäuerin während ihrer Schulzeit in Pitzelstätten sowie ihres BOKU-Studiums entdeckt und Erfahrungen als Hirtin am Hauser Kaibling und im Rahmen von Praktika in Schottland und Wales gesammelt. Am Biohof, welcher die Größe von 16,5 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche hat, haben zukünftig 150 Mutterschafe Platz, gezüchtet wird mit der Rasse Juraschaf.
Die nächste Station der Lehrfahrt führte die Teilnehmer:innen zum Bioziegenhof Melter der Familie Pollhammer. Im obersteirischen Ort Weißkirchen werden seit 2014 Milchziegen gehalten, aktuell um die 50 Milchziegen und eine Herde "Braune Bergschafe“.
Um die bestmögliche Wertschöpfung aus dem Bestehenden zu erzielen, wird die eigene Ziegenmilch vor Ort zu verschiedensten Produkten verarbeitet und ab Hof an Gastronomie und Bauernläden in der Region vermarktet. Von den beiden gehaltenen Rassen, der "Saanenziege" und der "steirischen Scheckenziege", fallen pro Jahr etwa 20.000 l Ziegenmilch an. Die Produkte der Familie Pollhammer wurden bei Prämierungen bereits mehrfach ausgezeichnet. Im Rahmen einer Verkostung vor Ort durften sich die Exkursionsteilnehmer:innen von der ausgezeichneten Qualität der Produkte selbst überzeugen.
Um die bestmögliche Wertschöpfung aus dem Bestehenden zu erzielen, wird die eigene Ziegenmilch vor Ort zu verschiedensten Produkten verarbeitet und ab Hof an Gastronomie und Bauernläden in der Region vermarktet. Von den beiden gehaltenen Rassen, der "Saanenziege" und der "steirischen Scheckenziege", fallen pro Jahr etwa 20.000 l Ziegenmilch an. Die Produkte der Familie Pollhammer wurden bei Prämierungen bereits mehrfach ausgezeichnet. Im Rahmen einer Verkostung vor Ort durften sich die Exkursionsteilnehmer:innen von der ausgezeichneten Qualität der Produkte selbst überzeugen.

Steirischer Bauernhof des Jahres
Nach einer gemeinsamen Mittagspause ging die Reise am Nachmittag weiter ins Lobmingtal zum Schafzuchtbetrieb Straßer. Die Schafzucht hat bei der Familie Straßer in Kleinlobming lange Tradition. Bereits vor über 30 Jahren hat sich der Betrieb darauf spezialisiert. 2016 wurde ein neuer Stall errichtet, der für 160 Muttertiere, Rasse "Schwarzköpfiges Fleischschaf" plus Nachzucht, Platz bietet. Für diesen Bau wurde der Tierschutzpreis des Landes in der Kategorie "Schafstall" verliehen. 2021 wurde der Zuchtbetrieb zum Bauernhof des Jahres in der Steiermark gewählt. Die Schlachtlämmer werden über den steierischen Zuchtverband vermarktet, die Zuchttiere wechseln im Rahmen von Auktionen und ab Hof die Besitzer. Die Betriebsgröße umfasst etwa 25 ha.
Intensive Fachgespräche über die Wirtschaftsweisen der unterschiedlichen Betriebe und deren Vermarktungsstrategien wurden unter den Teilnehmer:innen und den Betriebsführern geführt. Neu gewonnene Erkenntnisse und viele positive Eindrücke konnten von der Lehrfahrt mit nach Hause genommen werden.
Intensive Fachgespräche über die Wirtschaftsweisen der unterschiedlichen Betriebe und deren Vermarktungsstrategien wurden unter den Teilnehmer:innen und den Betriebsführern geführt. Neu gewonnene Erkenntnisse und viele positive Eindrücke konnten von der Lehrfahrt mit nach Hause genommen werden.
Drei Fragen an Hubert Weichsler, Obmann des Schaf- und Ziegenzuchtverbandes Kärnten
Wie hat sich die Schaf- und Ziegenhaltung in Kärnten in den letzten Jahren entwickelt, und welche Chancen bietet sie?
In Kärnten haben wir zwischen 45.000 - 50.000 Schafe und 6.000 Ziegen. Die Zahl der Schafbetriebe steigt immer ein bisschen an, es sind ca. 2.000, und es gibt ca. 1.000 Ziegenbetriebe. Es hat sich in diesem Bereich relativ viel verändert, früher hatte man die Tiere für den Hausgebrauch, Familie und Nachbarschaft waren die Abnehmer - und da nur im Herbst. Jetzt wird das Fleisch das ganze Jahr über angeboten. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt in Österreich bei 0,8 kg und die Eigenversorgung ungefähr bei 80%. Die Chancen ergeben sich aus den Vorteilen, die die kleinen Wiederkäuer haben. Die Erzeugnisse sind neben Fleisch Milchprodukte, bei Schafen auch Wolle als Nebenprodukt, die für Dämmstoff oder Bekleidung verwendet wird. Außerdem gibt es noch Wollpellets als Dünger. Nebenbei ist sehr wertvoll, dass die kleinen Wiederkäuer für Steilflächen sehr geeignet sind, weil sie den Boden nicht so strapazieren und die Grasnarbe nicht verletzen. Sie eignen sich sehr gut für Almen und das Hochgebirge, wo es für Rinder schon zu gefährlich wird. Schafe und Ziegen sind hervorragende Pfleger der Kulturlandschaft. Verbuschung wird auf diese Weise verhindert. Schafe und Ziegen tragen durch Abfressen von Gras im Hochgebirge auch zum Schutz vor Muren und Lawinen bei. Besonders hervorzuheben ist, dass heimische Schaf- und Ziegenzüchter:innen immer wieder Preise bei Ausstellungen und Schauen bekommen. So haben Mitglieder des Schaf- und Ziegenzuchtverbandes Kärnten bei der Schaf-Jungzüchterolympiade in Paris mehrfach den Sieg nach Österreich geholt. Das zeigt natürlich, dass wir auch mit großen Ländern mithalten können. Im Bereich der Zucht wird versucht, die Rassen weiterzuentwickeln, allerdings unter der Voraussetzung, dass man keine guten Eigenschaften verliert.
In Kärnten haben wir zwischen 45.000 - 50.000 Schafe und 6.000 Ziegen. Die Zahl der Schafbetriebe steigt immer ein bisschen an, es sind ca. 2.000, und es gibt ca. 1.000 Ziegenbetriebe. Es hat sich in diesem Bereich relativ viel verändert, früher hatte man die Tiere für den Hausgebrauch, Familie und Nachbarschaft waren die Abnehmer - und da nur im Herbst. Jetzt wird das Fleisch das ganze Jahr über angeboten. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt in Österreich bei 0,8 kg und die Eigenversorgung ungefähr bei 80%. Die Chancen ergeben sich aus den Vorteilen, die die kleinen Wiederkäuer haben. Die Erzeugnisse sind neben Fleisch Milchprodukte, bei Schafen auch Wolle als Nebenprodukt, die für Dämmstoff oder Bekleidung verwendet wird. Außerdem gibt es noch Wollpellets als Dünger. Nebenbei ist sehr wertvoll, dass die kleinen Wiederkäuer für Steilflächen sehr geeignet sind, weil sie den Boden nicht so strapazieren und die Grasnarbe nicht verletzen. Sie eignen sich sehr gut für Almen und das Hochgebirge, wo es für Rinder schon zu gefährlich wird. Schafe und Ziegen sind hervorragende Pfleger der Kulturlandschaft. Verbuschung wird auf diese Weise verhindert. Schafe und Ziegen tragen durch Abfressen von Gras im Hochgebirge auch zum Schutz vor Muren und Lawinen bei. Besonders hervorzuheben ist, dass heimische Schaf- und Ziegenzüchter:innen immer wieder Preise bei Ausstellungen und Schauen bekommen. So haben Mitglieder des Schaf- und Ziegenzuchtverbandes Kärnten bei der Schaf-Jungzüchterolympiade in Paris mehrfach den Sieg nach Österreich geholt. Das zeigt natürlich, dass wir auch mit großen Ländern mithalten können. Im Bereich der Zucht wird versucht, die Rassen weiterzuentwickeln, allerdings unter der Voraussetzung, dass man keine guten Eigenschaften verliert.
Worin sehen Sie die großen Herausforderungen für Schaf- und Ziegenhalter?
Die Schaf- und Ziegenzüchter:innen oder -halter:innen sind in den letzten Jahren mit ganz besonderen Herausforderungen durch Raubtiere konfrontiert. Gott sei Dank haben wir in Kärnten die Wolfsverordnung, die ermöglicht, in diesem Bereich ein bisschen einzugreifen. Die im vergangenen Jahr entstandenen Schäden sind für die Betroffenen natürlich eine Katastrophe. Ich kenne Schafzüchter:innen, die in den letzten Tagen des Almsommers noch 26 oder 27 Tiere verloren haben, die der Wolf getötet hat, ohne eines von ihnen zu fressen. Es wird bei uns schon das Bestmögliche getan, was machbar ist, aber an diesem Thema müssen wir dranbleiben. Eine zweite Herausforderung ist die zunehmende Bürokratie bei den Meldungen. Das hat sich in den letzten Jahren verkompliziert. Es gibt Bäuerinnen und Bauern, die sich überlegen aufzuhören, wenn das so weitergeht.
Die Schaf- und Ziegenzüchter:innen oder -halter:innen sind in den letzten Jahren mit ganz besonderen Herausforderungen durch Raubtiere konfrontiert. Gott sei Dank haben wir in Kärnten die Wolfsverordnung, die ermöglicht, in diesem Bereich ein bisschen einzugreifen. Die im vergangenen Jahr entstandenen Schäden sind für die Betroffenen natürlich eine Katastrophe. Ich kenne Schafzüchter:innen, die in den letzten Tagen des Almsommers noch 26 oder 27 Tiere verloren haben, die der Wolf getötet hat, ohne eines von ihnen zu fressen. Es wird bei uns schon das Bestmögliche getan, was machbar ist, aber an diesem Thema müssen wir dranbleiben. Eine zweite Herausforderung ist die zunehmende Bürokratie bei den Meldungen. Das hat sich in den letzten Jahren verkompliziert. Es gibt Bäuerinnen und Bauern, die sich überlegen aufzuhören, wenn das so weitergeht.
Was sind die wichtigsten Ziele des Schaf- und Ziegenzuchtverbandes?
Wir schauen, dass wir möglichst nah bei den Züchter:innen, bei den Bäuerinnen und Bauern, sind. Wir bemühen uns, auf die Betriebe zu kommen sowie den Betriebsführerinnen und Betriebsführern eine gute Beratung zu bieten. Unser Ziel ist es, dass wir die hohe Qualität, die wir in Kärnten haben, beibehalten und wenn möglich noch verbessern. Bei den Lämmerverladungen zählen wir in Kärnten zu jenen, die die Höchstpreise erreichen. Wir sind hier auf einem sehr guten, erfolgreichen Weg, den wir weitergehen müssen. Unsere größte Population haben wir beim Kärntner Brillenschaf. Diese Rasse war vom Aussterben bedroht und ist in Kärnten schon längst die stärkste Rasse. Es ist dank der vorausschauenden Verantwortlichen auch gelungen zu erreichen, dass das Brillenschaf nicht mehr nur eine Generhaltungsrasse ist, sondern durchaus auch in wirtschaftlicher Hinsicht mithalten kann und die Lämmer marktfähig sind. Das funktioniert sehr gut. In Hinblick auf die Generhaltung werden wir in Kärnten immer wieder als Vorbild genannt. Da heißt es natürlich, weitermachen und dranbleiben.
Interview: Michaela Geistler-Quendler
Wir schauen, dass wir möglichst nah bei den Züchter:innen, bei den Bäuerinnen und Bauern, sind. Wir bemühen uns, auf die Betriebe zu kommen sowie den Betriebsführerinnen und Betriebsführern eine gute Beratung zu bieten. Unser Ziel ist es, dass wir die hohe Qualität, die wir in Kärnten haben, beibehalten und wenn möglich noch verbessern. Bei den Lämmerverladungen zählen wir in Kärnten zu jenen, die die Höchstpreise erreichen. Wir sind hier auf einem sehr guten, erfolgreichen Weg, den wir weitergehen müssen. Unsere größte Population haben wir beim Kärntner Brillenschaf. Diese Rasse war vom Aussterben bedroht und ist in Kärnten schon längst die stärkste Rasse. Es ist dank der vorausschauenden Verantwortlichen auch gelungen zu erreichen, dass das Brillenschaf nicht mehr nur eine Generhaltungsrasse ist, sondern durchaus auch in wirtschaftlicher Hinsicht mithalten kann und die Lämmer marktfähig sind. Das funktioniert sehr gut. In Hinblick auf die Generhaltung werden wir in Kärnten immer wieder als Vorbild genannt. Da heißt es natürlich, weitermachen und dranbleiben.
Interview: Michaela Geistler-Quendler
Zur Person
Hubert Weichsler, der Obmann des Schaf- und Ziegenzuchtverbandes, war maßgeblich an der Verbreitung des Juraschafes in Österreich beteiligt, in Kärnten hatte er den Antrag auf Anerkennung der Rasse Jura (SBS) gestellt. Auf seinem Hof in der Gemeinde Kleblach-Lind werden auch Juraschafe gehalten, konkret sind es 40 Muttertiere. Außerdem gibt es auf dem Betrieb noch gemsfärbige Gebirgsziegen.