Unterschätztes Problem: Fremdkörper im Rindermagen

Bei rund 10% der geschlachteten Tiere kann man im Bauchraum Verletzungen finden, die durch scharfkantige oder spitze Fremdköper verursacht wurden. Rinder sind bezüglich Geruch und Geschmack einerseits sehr wählerisch. Wenn es ihnen aber passt, dann fassen sie ihr Futter büschelweise mit der Zunge, schlingen es andererseits geradezu hinunter und verlassen sich dabei auf ihre besondere Fähigkeit, es in den ruhigen Stunden genüsslich wiederkauen zu können. Auf diese Weise landet vieles im Rindermagen, was diesem jedoch absolut nicht gut tut. Entlang öffentlichen Wegen sind dies vor allem zerrissene Aludosen oder Plastikflaschen, Glasscherben oder auch Reste von Plastiksackerln.

Ein guter Teil der Fremdkörper im Rindermagen ist jedoch "hausgemacht" und durch eigene Nachlässigkeit auf die Weide ins Heu oder Siliergut und schlussendlich in denFuttertrog gekommen. Kunststoffteile wie Ballennetze, Folienreste, zum Mist geworfene Rektalhandschuhe oder Stricke können sich schon auf Grund ihrer Länge vom Pansen bis in den Blättermagen erstrecken und diese Magenteile komplett lahmlegen. Besonders problematisch sind vor allem Metallteile wie Stacheldrahtreste, Klampferln, Drahtlitzen, Nägel oder spitze Schrauben.

Der vierteilige Magen des Rindes Pansen, Netzmagen, Blättermagen,  Labmagen) ist ein  perfekt eingespieltes Wunderwerk  der Natur. Wenn jedoch  die genannten spitzen Metallgegenstände  durch die Kontraktionen  des Netz- (oder Schleuder-) magens gegen oder sogar  durch die Magenwand gedrückt  werden, verursacht dies sofort  bzw. immer wieder Schmerzen.  Die Pansentätigkeit wird reduziert  oder ganz eingestellt. Die Tiere stehen lustlos, ohne Wiederkauen  vor dem Futterbarren.  Sie stehen ungern auf bzw. gehen ungern bergab, da der  Fremdkörper dabei noch mehr  nach vorne sticht. Durch den  Pansenstillstand und das Einstellen  des Wiederkauens kann  es auch zu geringen Blähungen  kommen. Durch Stich- oder  Schnittverletzungen kann sich  die Magenwand entzünden  und es zu anfänglich meist geringen,  später deutlichen Temperaturerhöhungen  kommen.  Verbunden mit diesen anfänglichen  Symptomen ist natürlich  sofortiger Leistungsabfall möglich  sowie die Gefahr von Folgeerkrankungen  wie Ketose.

Nur wenige Zentimeter sind es vom Netzmagen zur Leber, zum Zwerchfell, der davor liegenden Lunge und zum Herzbeutel.  All dies kann von einem Nagel oder einem spitzen  Drahtstückchen erreicht  werden. Durch die Reizung entsteht  im jeweiligen Bereich eine  Entzündung von Magenwand,  Bauchfell, Brustfell, eventuell  sogar eitrige Abszesse. Wird der  Herzbeutel angestoßen, füllt  sich dieser mit Entzündungsprodukten  und es kann zur so genannten Tamponade - zur  massiven Einengung des Herzens  kommen. Spätestens ab  diesem Symptom sind die Rinder  unweigerlich verloren.

Da die Symptome relativ typisch sind, werden sie oft bereits von den Landwirtinnen und Landwirten selbst
erkannt. Spätestens durch die sogenannten Fremdkörperproben (Zusammenziehen einer Hautfalte im Widerrist, Stabprobe im Brustbeinbereich oder steiles Bergabführen unter jeweiligen Stöhn- oder Schmerzlauten) wird der Verdacht zur Diagnose. Aus Kostengründen kaum mehr durchgeführt werden
Fremdkörperoperationen mit seitlicher Öffnung des Pansens. Bei frühzeitiger Diagnose wird dem Tier vom Tierarzt bzw. der Tierärztin mit einem Eingeber ein Käfigmagnet verabreicht sowie ein Schmerzmittel und gegebenenfalls ein Antibiotikum injiziert. Die Magnete binden spitze Fremdkörper meist gut und bleiben bis zum Schlachten im Rind. Bei Anbindehaltung kann das vorübergehende Hochstellen der Vordergliedmaße den Magneten unterstützen.

Wenn keine krankmachenden Fremdkörper herumliegen, gelangen auch keine in den Pansen!

• Absolute Weidezaunhygiene: rechtzeitiges Entfernen und Erneuern von alten, rostigen Spitzdrähten, aber auch von Elektrozaunlitzen
• Keine wilde Entsorgung von Drähten, Nägeln, Klampferln etc.
• Achtlos liegengelassene alte Stempel verfaulen und die freiwerdenden Metallteile werden vom Vieh aufgenommen
• Kein Verbrennen von Altholz bzw. Brettern mit Nägeln auf Futterflächen
• Achtung bei Reparatur- oder Handwerkerarbeiten im Stall oder Futterlagerbereich
• Gute Futtertroghygiene mit Entfernung von Futterresten und darin enthaltenen Fremdkörpern
• Manche Mischwagen bieten die Möglichkeit zum Einbau von Magneten zur Fremdkörperentfernung
• Bei wiederkehrenden oder vorhersehbaren Fremdkörperproblemen ist schon die vorbeugende Eingabe von Käfigmagneten empfehlenswert

Die im Artikel beschriebenen Auswirkungen sind die negative Spitze des Eis- bzw. Müllbergs, der oft aus mangelndem Respekt gegenüber bäuerlichem Eigentum, erschwerter Bewirtschaftung der Flächen, beeinträchtigter Kreislaufwirtschaft, verunstaltetem Landschaftsbild und enormen Entsorgungskosten besteht.
Wenn Sie die Aktion MACH NICHT MI(S)T von LK Kärnten, Land Kärnten und Zusammenschluss der Abfallwirtschaftsverbände Kärnten unterstützen wollen, können Sie das entsprechende Transparent kostenlos ab 16. Juni in Ihrer LK-Außenstelle abholen (solange der Vorrat reicht).
Dieses bitte gut sichtbar auf Zäunen, Anhängern, Stallgebäuden etc. unter Beachtung geltender Rechtsvorschriften anbringen.