Schwefel in Grassilagen
Grünland braucht Schwefel (S), der aber durch den Einbau von Filteranlagen glücklicherweise nicht mehr in Form von saurem Regen auf den Flächen landet. Immer wieder wird über einen Schwefelmangel diskutiert und eine Düngung empfohlen. Dadurch sollte die Stickstoffnutzung, der Ertrag und besonders der Rohproteingehalt des Grünlandfutters gesteigert werden können.
S-Gehalte im Grünland
Im LK-Silageprojekt wurden 2024 erstmals bundesweite S-Analysen von 649 Grassilagen durchgeführt. Die Gehalte reichten von 0,96 bis 4,6 g/kg TM. Im Mittel betrug der S-Gehalt 1,92 g/kg TM. Mit steigendem Rohproteingehalt stiegen auch die S-Gehalte. Folgeschnitte enthielten höhere Gehalte als erste Aufwüchse.
N/S-Verhältnis
Zur Beurteilung, ob ein S-Mangel besteht, reicht der absolute S-Gehalt im Futter nicht aus. Dieser ist mit dem Stickstoffgehalt (N) in Verbindung zu bringen und wird als N/S-Verhältnis dargestellt. Ein N/S-Verhältnis zwischen 12:1 bis 15:1 zeigt einen latenten, eines über 15:1 einen ertragswirksamen S-Mangel an. Nach dieser Beurteilung hätten 43% der Grassilagen eine latente und 25% eine ertragswirksame Unterversorgung mit Schwefel. Diese Beurteilung hinkt aber, denn viele dieser Silagen haben einen sehr guten Rohproteingehalt.
Es muss daher auch der Rohproteingehalt mit in die Beurteilung bezogen werden.
Es muss daher auch der Rohproteingehalt mit in die Beurteilung bezogen werden.
Wird der Rohproteingehalt mit in die Beurteilung der Grassilagen einbezogen, haben nur mehr 18% einen latenten und 4% einen ertragswirksamen S-Mangel.
Schwefel-Orientierungswert in Grassilagen
Zur Beurteilung eines Schwefelmangels ist daher neben dem N/S-Verhältnis auch der Rohproteingehalt in Betracht zu ziehen. Bei Grassilagen mit sehr niedrigen Rohproteingehalten ist daher ab S-Gehalten unter 1,8 g/kg TM mit einem latenten S-Mangel zu rechnen (siehe gelber Pfeil). Liegt der S-Gehalt aber schon unter 1,35 g/kg TM, liegt mit großer Sicherheit ein ertragswirksamer S-Mangel vor (siehe roter Pfeil in der Graphik). In beiden Fällen sollte daher eine S-Düngung mit sulfathältigen S-Düngern vorgenommen werden.
Wirkung der Schwefeldüngung
20 Prozent der Betriebe, die am Silageprojekt teilnahmen, setzten schwefelhaltige Düngemittel, ein. Darunter waren auch 7 Prozent Biobetriebe. Bei Auswertung der Schwefelwirksamkeit verschiedener Düngerarten zeigte sich, dass Düngemittel wie Sulfat (SO4), Gips (Kalziumsulfat) oder Bittersalz (Magnesiumsulfat) wirksamer waren als elementarer Schwefel. Die Schwefelgaben waren in der Praxis wirksam. Mit S-Düngern versorgte Flächen zeigten in den Silagen durchschnittlich 0,47 g S/kg TM höhere S-Gehalte.
Die Graphik zeigt, dass die S-Gehalte bei ungedüngten Flächen bei Heu am niedrigsten waren und durch S-Düngung angehoben werden konnten (schwarze Linien in der Graphik). Bei Silagen trat der gleiche Effekt ein, ungedüngte Flächen weisen die niedrigsten S-Gehalte auf, durch Gabe von elementarem Schwefel (strichlierte grüne Linie) konnte der Gehalt angehoben werden. Durch Düngung mit leicht löslichen S-Düngern (SO4 bzw. SO3) konnte die beste Wirkung erzielt werden (grüne durchgezogene Linie)
Fazit
- Das N/S-Verhältnis allein ist für die Beurteilung, ob eine Schwefeldüngung angebracht ist, nicht ausreichend.
- Durch Hinzunahme des Rohproteingehaltes kann unter Berücksichtigung des Schwefelgehaltes und des N/S-Verhältnisses eine Dünungsempfehlung abgeleitet werden.
- Als Schwefeldünger sollten leicht lösliche Dünger verwendet werden.
- Die Wirkung von Gaben ist in den Silageproben gut nachvollziehbar.
- Mit der Schwefeldüngung ist im Durchschnitt aber keine Steigerung des Rohproteingehaltes im Futter zu erreichen.
- In der Gesamtration sollten S-Gehalte zwischen 1,6 bis 2,0 g/kg TM enthalten.
- Gehalte in der Ration über 4 g/kg TM schädigen das Gehirn von Kühen. Die Rationen sollten berechnet werden, besonders wenn Kraftfutterkomponenten mit hohen S-Gehalten z.B. Rapsprodukte eingesetzt werden.
Die Fütterungsberater der Landwirtschaftskammer helfen dabei gerne.