Offene Türen, klare Grenzen
Herr Hauptmann Michelitsch seit wann sind Sie bei der Polizei, und was genau zählt zu ihren Aufgaben?
Seit 2009 bin ich bei der Polizei. Zur Sicherheit der Bevölkerung beizutragen war für mich ein entscheidender Beweggrund, in den Exekutivdienst einzutreten. Ich bin stellvertretender Bezirkspolizeikommandant und Leiter des Kriminaldienstes im Bezirk Spittal. Zu meinen wesentlichen Aufgaben zählen neben der Kriminalprävention auch die Kriminalitätsbekämpfung sowie die Aufklärung gerichtlich strafbarer Handlungen.
Haben Sie das Gefühl, dass sich in den vergangenen Jahren Einbrüche häufen?
Nein, das kann ich nicht bestätigen. Primär sind wir mit Cyberkriminalität beschäftigt, dort steigen die Fälle. Auch der Bezirk Spittal ist davon betroffen. Das Risiko, bei einem Diebstahl von Lebensmitteln aus einer bäuerlichen Selbstbedienungshütte erwischt zu werden, ist nämlich deutlich höher, als beispielsweise, wenn die Täter von einem fernen Land ein heimisches Bankkonto plündern.
In Ihrem Arbeitsprofil beschreiben Sie Präventionsarbeit. Welche präventiven Maßnahmen empfehlen Sie kleinen bäuerlichen Betrieben, um sich vor Diebstählen zu schützen?
Die Selbstbedienungshütte sollte in der Nacht versperrt werden! Wir empfehlen, sich von den Bargeldkassen zu verabschieden und auf bargeldlose Zahloptionen umzustellen. Jedenfalls ist die Kassa täglich zu entleeren, und es sind immer wieder prüfende Inventuren zu machen. Die Beleuchtung am Hof spielt eine große Rolle. Einen Bewegungsmelder unmittelbar bei der Selbstbedienungshütte zu positionieren wirkt abschreckend. Bezahlt machen sich auch eine akustische Alarmanlage sowie eine Videoüberwachung.
Worauf ist konkret zu achten, wenn ein Hüttenbetreiber eine Kamera installiert?
Generell gilt: Es dürfen keine öffentlichen Bereiche von der Kamera erfasst werden. Das gilt als Datenschutzverletzung! Aber auf meinem eigenen Grund und Boden darf ich eine solche Kamera natürlich mit Hinweisschildern montieren und das Geschehen überwachen, einerseits zur Abschreckung und andererseits zur Beweissicherung im Innen- und im Außenbereich, mit besonderem Augenmerk auf die Kassenzone. Eine Fahndung nach Tätern auf sozialen Kanälen ist allerdings nicht zulässig. Die Beweissicherung ist primär für die Exekutive in der Ermittlung hilfreich.
Wann rät die Polizei, Anzeige zu erstatten? Bei jedem Diebstahl oder ab einer bestimmten Schadenshöhe?
Bei Diebstahl gibt es keine Wertgrenze. Wir als Polizei sind dazu verpflichtet, den Tatbestand aufzunehmen und aufzuklären. Wir wissen auch, dass Jugendliche zu den Tätern zählen können. Auch in diesem Fall empfehlen wir, eine Anzeige zu erstatten. Die Jugendkriminalität in Österreich steigt, und deshalb ist es nicht als "Kavaliersdelikt" zu ahnden, sondern es muss auch für junge Menschen Grenzen und Konsequenzen für ihr Tun geben.
Wie verhalte ich mich, wenn ich merke, es gab einen Einbruch?
Bitte sofort die Polizei anrufen und nichts anfassen. Den Rest erledigt die Spurensicherung mit der Suche nach Fingerabdrücken und DNA-Spuren. Auch Serientäter konnten damit schon gefasst werden.
Wie kann der Landwirt, die Landwirtin rechtssicher handeln, wenn jemand auf frischer Tat ertappt wird?
Es gibt hierbei ein Anhalterecht, bis die Polizei am Einsatzort eintrifft. Darüber hinaus kann durch das sogenannte Notwehrrecht eigenes Eigentum auch angemessen geschützt werden. Generell gibt es von uns die Empfehlung, selbst abzuwägen, wie gefährlich die Situation ist. Jedenfalls bitte nicht den Helden spielen und sich damit in Gefahr bringen!
Wie verhalte ich mich, wenn ich jemanden häufig im Hofgelände beobachte und sich diese Person auffällig verhält?
Wenn jemand verdächtig ist, dann ist die Polizei anzurufen. Eine genaue Personenbeschreibung und das Notieren des Kennzeichens sind dabei hilfreich. Je besser wir zusammenarbeiten, desto effektiver ist die Bekämpfung der Kriminalität. Denn die Zusammenarbeit von Bevölkerung und Polizei schafft jenes Sicherheitsnetz, dass unser Land stärkt!
Information
Mehr Informationen finden Sie im Leitfaden zur Diebstahlsicherheit in Bauernläden (siehe Downloads ganz unten) und im Referat 2, Beratung Bildung und LebensWirtschaft bei den jeweiligen Fachberaterinnen in den Bezirken. Bezirk Wolfsberg und Völkermarkt: Roswitha Plösch, 0463/5850-3340, Bezirk Klagenfurt und St. Veit: Margit Drobesch, Daniela Merl, 0463/5850-3140, Bezirk Hermagor, Feldkirchen und Villach: Karin Popatnig, 0463/5850-3640, Bezirk Spittal: Maria-Luise Kaponig, 0463/5850-3740