Alternativen für Veredler
Viele Veredelungsbetriebe sehen sich nach Alternativen zu Mais um. Hirse, Triticale und Weizen stehen dabei ganz oben. Herauszufinden wie gut sich die Kulturen als Futter eignen, ist aber nicht die einzige Anforderung. Wie gut lässt sich die Kulturführung in den Jahresablauf einfügen und wie viel Gülle können sie aufnehmen? In dieser Hinsicht hat Hirse den größten Vorteil.
Getreide hat Vorteile
Getreide hat, abgesehen von einem niedrigeren Hektarertrag, durchaus einige Vorteile in der Mastfütterung. In der Schweinemast können Weizen, Triticale, Gerste, Roggen und Körnerhirse verfüttert werden. Verschiedene Futtereigenschaften (siehe Tabelle) und letztlich die Preiswürdigkeit entscheiden über deren rentablen Einsatz. Im Vergleich zu Mais hat Getreide einen höheren Rohproteingehalt. Ausserdem sind mehr und zum Teil besser verdauliche essentielle Aminosäuren enthalten (siehe Grafik). Ab 15 bis 20% Getreide in der Ration muss kein Tryptophan über die Mineralstoffmischung ergänzt werden. Pro Mastschwein können so acht bis zehn Kilo Sojaextraktionsschrot eingespart werden. Der Phosphorgehalt der meisten Getreidearten ist bis zu 30% höher als beim Mais. Beim Kostenvergleich ist einzelbetrieblich zu prüfen, ob die vorhandene Lager- und Futtertechnik ausreicht oder weitere Investitionen notwendig sind.
Eignung für die Schweinemast
Futterakzeptanz | Nährstoffgehalte | Energie (MJ) | Eignung für die Schweinemast | Sinnvolle Einmischrate | |
Mais (MKS, GKS) | +++(+) | ++ | ++++ | +++(+) | bis 70% |
Weizen | ++++ | ++++ | +++ | ++++ | bis 50% |
Triticale | +++ | ++++ | +++ | +++(+) | bis 50% |
Gerste | +++ | +++ | + | +++ | 30 - 40% |
Roggen | ++ | ++ | ++ | ++(+) | 20 - 30% |
Hirse (Sorghum) | ++++ | +++(+) | +++(+) | +++(+) | bis 70% |
Weizen & Triticale
Auf hohe Stickstoffgaben im Frühjahr reagiert Triticale von allen Getreiden am gnädigsten und ist somit für Schweinebetriebe durchaus attraktiv. Weizen und Triticale eignen sich bis zu einem Rationsanteil von 50% hervorragend für die Schweinemast. Gute Futterakzeptanz und hohe Rohproteingehalte mit sehr gut verdaulichen Aminosäuren sprechen für die beiden Getreidearten, wobei Weizen hier etwas höher liegt. Der geringe Rohfaseranteil kann mit einem Rohfaserträger oder Gerste in der Ration ausgeglichen werden.
Gerste & Roggen
Gerste ist aufgrund seiner diätetischen Eigenschaften gut in der Mast einsetzbar. Sie hat einen niedrigeren Energiegehalt und sollte mit maximal 30 bis 40% begrenzt werden. Fällt die Energie im Gesamtfutter zu stark ab, könnten die täglichen Zunahmen sinken. Auch die Dünndarmverdaulichkeit (pcv) der Aminosäuren Lysin, Methionin und Cystin liegen unter dem Niveau von Weizen und Triticale.
Roggen ist nicht so schmackhaft wie Mais oder andere Getreidearten und sollte daher mit maximal 20 bis 30% in die Ration eingesetzt werden. Die Dünndarmverdaulichkeit der Aminosäuren liegt auf Gerstenniveau.
Hirse ist gute Alternative
Körnerhirse verwertet Stickstoff hervorragend, ist sehr standfest und übersteht Trockenperioden am besten. Daraus ergibt sich ein gut gesicherter, hoher Ertrag. Sowohl in der Schweinemast als auch in der Ferkelaufzucht kann Körnerhirse bis zu 70% eingesetzt werden. Dabei können gleich gute Leistungen wie bei der Maisfütterung erzielt werden, wenn die Rationen optimal zusammengestellt sind. Das bestätigen die wissenschaftlichen Versuche der letzten Jahre, welche in Zusammenarbeit zwischen der Fachschule Hatzendorf, der Universität für Bodenkultur in Wien und der LK-Schweineberatung Steiermark durchgeführt wurden. Körnerhirse wird sich in der Schweinemast nur dann etablieren, wenn diese in vorhandenen Maiskornsilage-Silos oder Ganzkornmaissilage-Silos als Feuchthirse konserviert und verfüttert werden kann. Die bisherigen praktischen Erfahrungen der Schweinehalter geben berechtigte Hoffnung, dass dies möglich ist. Damit würden sich entscheidende wirtschaftliche Vorteile ergeben. Jedoch sind noch viele Fragen hinsichtlich idealer Erntefeuchtigkeit, notwendiger Schrotfeinheit, Konservierungseigenschaften, Futterqualität und futtertechnische Fragen wissenschaftlich zu untersuchen, um gesicherte Beratungsempfehlungen abgeben zu können.
Aminosäuren abstimmen
Die Hirseration muss unbedingt auf Basis von verdaulichen Aminosäuren abgestimmt werden. Der niedrigere Lysingehalt von Hirserationen ist mittels Mineralstoffmischung oder Eiweißkonzentrat auszugleichen. Gegenüber Maisrationen ist der Gehalt an umsetzbarer Energie etwas geringer, der Rohproteingehalt dafür um etwa 1,5 bis 2% höher. Auch Rohfett- und Stärkegehalt sind geringer. Die Nährstoffgehalte schwanken zwischen den Sorten und Erntejahren. Generell ist – wie auch beim Mais – bei höheren Hektarerträgen mit einem reduzierten Eiweißgehalt und somit auch weniger Aminosäuren zu rechnen. Während der steirische Mais der Ernten 2013 bis 2015 bei durchschnittlich 7% Rohproteingehalt lag, kam die Körnerhirse auf rund 8,5 bis 9% (bei 88% Trockenmasse). Vorangehende Nährstoffuntersuchungen sind unbedingt zu empfehlen.
Mais bleibt, aber …
Mais hat sich in den letzten Jahrzehnten in der Steiermark als Hauptfuttermittel durchgesetzt. Ein wesentlicher Vorteil sind hohe und stabile Hektarerträge. Zudem wird Feuchtmais von Schweinen sehr gerne gefressen. Auch bietet die Feuchtmaiskonservierung (insbesondere bei hohen Energiekosten) klare Vorteile. Mais ist ein ausgezeichneter Verwerter von Wirtschaftsdünger (Gülle) und besticht durch seine einfache Kulturführung. Jedoch nagen die Kosten der Maiswurzelbohrerbekämpfung an dessen Wirtschaftlichkeit. Auch die damit verbundenen Fruchtfolgeanforderungen werden den Maisanteil auf den Betrieben weiter reduzieren.
Qualität & Hygiene
Neben der bedarfsgerechten Versorgung ist auch auf die hohe Qualität des eingesetzten Getreides zu achten. Es muss in einwandfreier Qualität geerntet, gelagert, aufbereitet und möglichst frei von Toxinen sein. Eine zu späte Ernte kann sowohl bei Getreide und Hirse als auch insbesondere bei Mais zu höheren Mykotoxingehalten führen. Vorbeugende Futtermitteluntersuchungen können Schäden vermeiden. Die Reinigung des Erntegutes bringt erhebliche Vorteile hinsichtlich Mykotoxin- und Keimgehalt.