Wölfe beschäftigten Vollversammlung
„2019 gab es eine einzelne Wolfsfährte in Kärnten, 2022 bereits 399 Risse.“ Mit dieser dramatischen Gegenüberstellung startete Mag. Roman Kirnbauer, Wolfsbeauftragter des Landes, seinen Bericht im Rahmen der jüngsten Vollversammlung der LK Kärnten. Kirnbauer wies darauf hin, dass sich die Wolfspopulation alle drei Jahre verdoppelt. In Kärnten wurden heuer – bis zum Zeitpunkt der Vollversammlung am 27. Juni – bereits 16 Wolfsindividuen nachgewiesen, davon acht neue. Zudem gibt es bereits drei nachgewiesene Rudel: nach den bereits bekannten im Bereich Hochstadel und in der Kreuzeckgruppe nun auch ein drittes im Bereich Dobratsch. Bisher wurden 2023 über 60 gerissene Schafe in Kärnten verzeichnet, Tendenz beinahe täglich steigend. Aufgrund der starken Zunahme der Wolfspopulation in Slowenien und des Vorhandenseins von bereits drei Rudeln auf italienischer Seite allein im Gebiet zwischen Arnoldstein und Kötschach ist ein weiterer Zustrom von Wölfen der dinarischen und der italienischen Population nach Kärnten zu erwarten. Generell sei die Verbreitung der Wölfe europaweit stark im Steigen. Kirnbauer: „Nichts ist älter als die Karte der Wolfsverbreitung vom Vorjahr. Die Aussage, dass der Wolf vom Aussterben bedroht sei, ist einfach nicht mehr gültig.“
Auftriebszahlen werden sinken
Kirnbauer gab auch einen Ausblick, wohin seiner Meinung nach die Entwicklung bei ungebremster Verbreitung der Wölfe gehen werde: Auftriebszahlen würden sinken, die Schafe auf Heimweiden oder in Stallhaltung verbleiben. Aufgetrieben würden wohl nur mehr Rinder. Kirnbauer betonte die Bedeutung der Erhaltung von Almen für die ländliche Infrastruktur und die Biodiversität. Kirnbauer: „Geht das Rind, kommt der Wald.“ Die Kärntner Wolfsverordnung sieht er als vielversprechendes Mittel, um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten. Zudem lobte Kirnbauer die enge Zusammenarbeit von Almwirtschaft, Jagd und Behörde in Kärnten, die es so in anderen Bundesländern nicht gebe.
Debatte zum Thema Wolf
Die anschließende Debatte zum Thema Wolf lief mitunter durchaus emotional ab. Seitens der Freiheitlichen und Unabhängigen Bauernschaft wurde die „EU-Hörigkeit Österreichs“ bei diesem Thema kritisiert und darauf verwiesen, dass die heimische Landwirtschaft wichtiger als die FFH-Richtlinie zum Schutzstatus des Wolfs sei. In diesem Zusammenhang wurde auch die Frage nach den Konsequenzen eines Vertragsverletzungsverfahrens nach EU-Recht aufgeworfen. Die SPÖ-Bäuerinnen und Bauern Kärnten wiederum sehen dringenden Handlungsbedarf beim Thema Wolf, da es bereits „fünf nach zwölf“ sei. Die Gemeinschaft der Kärntner Bäuerinnen und Bauern (SJK) kritisierte die Erzählung der NGOs, dass die Wölfe auf „natürlichem Weg“ zurückgekehrt seien, als unzulässig. Beschworen wurde von der SJK der Schulterschluss zwischen Landwirtschaft und Jägern. Appelle zum geeinten Auftreten der Bauernschaft – insbesondere aber auch der Vollversammlung – beim Thema Wolf gab es seitens des Kärntner Bauernbundes, da man nur geeint und gemeinsam mit Land und Jägerschaft etwas bewirken könne. Die Liste Heimo Urbas/Österr. Unabhängiger Bauernverband-UBV/Kärnten kritisierte zum einen Teil die bisher in Kärnten gesetzten Maßnahmen als unzureichend, der andere Teil schloss sich jedoch dem Appell zur Zusammenarbeit und zu geschlossenem Vorgehen an.