Wolfsrisse trotz Herdenschutzes
Martin Martin ist besorgt. 2021 überlegte sich der Gailtaler Almbauer aufgrund grausamer Wolfsrisse ein Schutzkonzept für die rund 250 Schafe, welche die Kirchbacher Wipfelalm beweiden. Nun kommt er zu dem bitteren Schluss, dass die Schafe trotz dieser aufwändigen Maßnahmen vor dem Wolf nicht gefeit sind.
In der Almsaison 2021 suchte der Wolf die Kirchbacher Wipfelalm insgesamt dreimal heim. Bereits kurz nach dem Almauftrieb Anfang Juni wurden acht Schafe gerissen, 13 mussten wegen schwerer Bissverletzungen erlöst, und viele konnten nicht gefunden werden. Aufgrund dieser dramatischen Ereignisse überlegte sich Martin Martin ein Schutzkonzept, bestehend aus einer permanenten Behirtung, der aufwändigen Erstellung eines Nachtpferchs sowie der Bewachung der Herde durch einen Herdenschutzhund. Das Konzept schien zu wirken, denn die Almsommer 2022 und 2023 verliefen ruhig. Doch der Schein trog. Der steigende Wolfsdruck ließ den Almbewirtschafter am 27. Juni 2024 erneut fünf Risse auf der Kirchbacher Wipfelalm verzeichnen.
In der Almsaison 2021 suchte der Wolf die Kirchbacher Wipfelalm insgesamt dreimal heim. Bereits kurz nach dem Almauftrieb Anfang Juni wurden acht Schafe gerissen, 13 mussten wegen schwerer Bissverletzungen erlöst, und viele konnten nicht gefunden werden. Aufgrund dieser dramatischen Ereignisse überlegte sich Martin Martin ein Schutzkonzept, bestehend aus einer permanenten Behirtung, der aufwändigen Erstellung eines Nachtpferchs sowie der Bewachung der Herde durch einen Herdenschutzhund. Das Konzept schien zu wirken, denn die Almsommer 2022 und 2023 verliefen ruhig. Doch der Schein trog. Der steigende Wolfsdruck ließ den Almbewirtschafter am 27. Juni 2024 erneut fünf Risse auf der Kirchbacher Wipfelalm verzeichnen.
Doch wie konnte es trotz der umfangreichen Schutzmaßnahmen zu diesen Rissen kommen? Martin beschreibt die Wettersituation auf der Kirchbacher Wipfelalm als überaus schwierig. Langanhaltender Hochnebel erschwert das Einpferchen der Schafe in den wolfsicheren Elektrozaun maßgeblich. „Man kann kaum seine Hand vor dem Gesicht sehen“, meint er. Schon bei guten Wetterbedingungen und mit der Hilfe eines Hütehundes vergehen laut dem Almbewirtschafter zumindest vier Stunden, bis alle Schafe eingepfercht sind. Bei erschwerten, nebeligen Sichtverhältnissen bleiben immer wieder Schafe zurück und befinden sich somit außerhalb des sicheren Nachtpferchs. Jene Schafe waren es bisher auch, die im heurigen Jahr dem Wolf zum Opfer fielen.
Doch nicht nur der Hochnebel stellt ein großes Problem dar. Blitzeinschläge in Elektrozäune verhindern den Stromfluss durch die Zerstörung der Litzen, was vor allem Lämmern häufig zum Verhängnis wird. „Immer wieder müssen wir verendete Tiere aus dem Geflecht des Nachtpferchs schneiden“, so Martin. Des Weiteren lässt das Fluchtverhalten der Schafe diese durch den Zaun brechen, wenn innerhalb des Pferchs Panik auftritt. Wovor sich die Herde nachts erschreckt, kann der Almbewirtschafter meist nur mutmaßen.
Moderhinke
Was aus den Erfahrungen der letzten beiden Almsommer ebenfalls hervorgeht, ist, dass vor allem die Verbreitung der Moderhinke innerhalb der Herde rasant zugenommen hat. Dies ist auf das Einpferchen auf vergleichsweise engem Raum zurückzuführen. Während früher nur vereinzelt Fälle von Moderhinke aufgetreten waren, litten die Tiere zuletzt vermehrt unter der schmerzhaften bakteriellen Entzündung der Klaue. Ein weiterer Faktor, der Probleme bereitet, ist das Management des Herdenschutzhundes. Durch seinen ausgeprägten Schutzinstinkt sind Begegnungen mit Wanderern stets mit einem gewissen Risiko behaftet. Nicht zu unterschätzen sind zudem die Futterkosten, die der 60 kg schwere Hund verursacht, sowie auch seine Unterbringung während der Wintermonate.
Eine weitere Hürde ist der Mangel an Hirten und Almhaltern. Laut Martin Martin ist es eine große Herausforderung, jemanden zu finden, der dieser körperlich anstrengenden und mit hoher Verantwortung verbundenen Aufgabe gegen vergleichsweise geringe Bezahlung nachgehen möchte.
Für Martin ist eines klar: Die Herdenschutzmaßnahmen sind nur bedingt wirksam und keinesfalls das Nonplusultra im Umgang mit dem Wolf auf den Almen. Die vielen Faktoren, die den Herdenschutz beeinflussen, erschweren die Situation erheblich, und selbst unter besten Bedingungen kann kein hundertprozentiger Schutz garantiert werden. Martin ist es ein Anliegen, dass die Gesellschaft versteht, wie herausfordernd es ist, Herdenschutz auf den Kärntner Almen umzusetzen.