Wie eine Bäuerin neu durchstartete
You can, if you think you can“ steht auf dem T-Shirt, mit dem Bäuerin Ulrike Brandstätter die Besucher auf einer malerischen Anhöhe ober Arriach empfängt, wo drei Generationen auf dem historischen Hof vulgo Moser Biokreislaufwirtschaft in einem traditionellen Vollerwerbsbetrieb vorbildlich vorleben. Dass der Spruch „Du kannst, wenn du denkst, dass du kannst“ auf ihrem Leiberl stimmt, hat sie sich selbst bewiesen. Geholfen hat ihr dabei der ZAMm-Lehrgang „Professionelle Vertretungsarbeit im Ländlichen Raum“, über den sie später erzählen wird. Erst wird der Besuch in die gemütliche Küche gebeten, in der es jeden Nachmittag Kaffee und Kuchen gibt, gemeinsam mit den Schwiegereltern und jenen der vier Kinder, die gerade zuhause sind. Lorenz, Jakob, Rosina und Gloria, die, wie ihre Mutter es gewünscht hatte, kurz nacheinander auf die Welt kamen und „im Paradies aufgewachsen“ sind, entschieden sich für eine Ausbildung im Bereich der Landwirtschaft in Kärnten, der Steiermark und Wien. Alle sind bei der Landjugend, wo sie bei Wettbewerben gemeinsam ein unschlagbares Team sind, und alle vier machen Musik. Lorenz, der Älteste (23), holte den Sieg beim Landeslehrlingswettbewerb in Land- und Baumaschinentechnik und wurde Dritter beim Bundesbewerb. „Unsere Kinder sind überall unterwegs, aber wenn wir sie brauchen, sind sie da“, erzählen die Eltern, die sich bei der Landjugend kennengelernt haben und 2025 Silberhochzeit feiern werden.
Vielseitigkeit ist das Charakteristikum ihres Betriebes, der Wasser aus eigener Quelle und Strom zu 60 % aus Photovoltaik bezieht und auch über ein kleines, historisches Sägewerk mit Venezianergatter verfügt, das mit Wasser betrieben wird. „Wir sind eine herkömmliche, gemischte Landwirtschaft mit drei Standbeinen, wovon der Forst neben der Biomilch das größte ist. Die Direktvermarktung ist klein“, sagt die Bäuerin, die jede Woche die für die Buttererzeugung notwendige silofreie Milch zentrifugiert. Jede Woche bäckt sie für ihre große Familie Brot im Holzbackofen. 60.000 kg Milch, seit jeher mit dem „Goldenen Pickerl“ der Kärntnermilch ausgezeichnet, werden pro Jahr erzeugt. „Stella“, „Lotte“, „Hilde“ und die anderen Fleckvieh-Kühe aus eigener Nachzucht genießen während der Stallarbeit Musik, haben ein beheiztes Tränkebecken, erhalten neben Heu, das durch die Heubelüftung ohne Brandgefahr trocknet, nur selbst gemahlenes Biogetreide und Mais: „Wir wirtschaften extensiv.“ Tagsüber sind die Kühe auf der Weide oder im Auslauf, am Abend werden sie im historischen, 1864 von italienischen Baumeistern errichteten Stall an ihrem mit Namensschild gekennzeichneten Platz angebunden und liebevoll gekrault. „Es gibt keine Rangkämpfe oder Verletzungen, obwohl unsere Kühe ihre Hörner behalten dürfen, jede hat genug Platz zum Fressen und ist zufrieden“, sieht Ulrike Brandstätter als Vorteil für die Kombinationshaltung.
Dass Rinder als Wiederkäuer Gras verwerten, sei vielen Kindern heute nicht mehr bekannt, sagt die Seminarbäuerin, die in Schulen Lehrveranstaltungen zum Beispiel über „Das Ei – ein geniales Lebensmittel“ abhält und auch bei Gesundheitstagen in Einkaufszentren berät. Nebenbei ist die Spezialistin für Hauswirtschaft, die es liebt, für acht bis 15 Personen zu kochen und beim Zäunen ebenso Hand anlegt wie beim Bedienen des Heukrans, im Pfarrgemeinderat tätig, organisiert den Hinterwinkler Kirchtag und das Watterturnier. Früher war sie im Elternverein aktiv. Dass Urlaub eher selten ist, stört sie nicht.
Ulrike Brandstätter hat Ausbildungen an der HBLA Pitzelstätten und an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik in Wien, Ober St. Veit, absolviert. Sie war sieben Jahre lang Hauswirtschaftsberaterin der Landwirtschaftskammer Kärnten und begleitete vor ihrer Heirat die ersten drei Lehrgänge für Seminarbäuerinnen, um dann eine 17-jährige Pause einzulegen, in der sie sich den Kindern und dem Hof widmete. Und dann kam der ZAMm-Lehrgang, der ihr Kraft für den Wiedereinstieg in die Lehrtätigkeit gab. „Er war für mich ein Impuls, neu durchzustarten und neuen Mut zu fassen“, blickt sie zurück. „Für mich war es wichtig, über den Tellerrand zu blicken und Denkanstöße von den Jungen zu bekommen“, erzählt Brandstätter, die die Älteste im Kurs war, wo sie viele Netzwerke geknüpft und Anregungen erhalten hat und sich laut Verhaltensprofil als kritische Denkerin, die zur Präzision neigt, wiedererkannte. Ihr Selbstbewusstsein wurde gestärkt. Der ZAMm-Lehrgang, den sie als „abwechslungsreich, vielfältig, zukunftsorientiert und gewinnbringend“ beschreibt, biete eine fundierte Grundausbildung und sei ideale „Übungsplattform“ in geschütztem Rahmen, sowohl was Neue Medien betreffe als auch das Auftreten vor Publikum. Der Besuch im Brüsseler Regierungsviertel sei die wertvollste Erfahrung gewesen.
Als Zeichen der Dankbarkeit für ihr Leben hat sich die begeisterte Landwirtin an ihrem Rastplatzerl ein ökumenisches Marterl gewünscht, das ihr in individueller, liebevoller künstlerischer Ausfertigung zum 50. Geburtstag geschenkt wurde. Dort schöpft sie Kraft für neue Ideen, die sie in Zukunft verwirklichen will: „Ich möchte noch viele Projekte managen.“
EU-Bund-Länder-kofinanziert:
„Mit Unterstützung von Bund, Ländern und Europäischer Union.“
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„Mit Unterstützung von Bund, Ländern und Europäischer Union.“