Was Urlauber wirklich wollen

Ständiges Anpassen auf Kundenwünsche notwendig
Die Erwartungen und Anforderungen der Urlauber am Bauernhof ändern sich laufend. Eine ständige Anpassung des Komforts – natürlich abgestimmt auf die Hauptzielgruppe – ist unumgänglich. Seit jeher sind die persönlichen Begegnungen mit der Bauernfamilie, das Eintauchen in die bäuerliche Arbeitswelt, das Kennenlernen des Ursprungs der Lebensmittel sowie das Angreifen und Ausprobieren können wertvoll und gefragt.
Gäste-Befragung: Bäuerliches Leben & Entspannung am Hof
Eine Gäste-Schnellbefragung des Bundesverbandes „Urlaub am Bauernhof“ im vergangenen Jahr über Instagram hat ergeben, dass 36 Prozent der Befragten das bäuerliche Leben am Hof kennenlernen wollen. 48 Prozent möchten die Auszeit und Entspannung am Hof genießen und 12 Prozent Hofprodukte verkosten.
Diese Ergebnisse zeigen, dass neben der Erholung und Auszeit für viele Gäste das Bauernhoferlebnis ein zentraler Punkt ihres Aufenthaltes am Bauernhof ist. Und über ein kulinarisches Angebot freuen sich mit Sicherheit mehr als nur die 12 Prozent der Befragten, die Hofprodukte verkosten möchten.
Wandel im Tourismus
Wenn Florian Größwang, Regionalentwicklungsexperte und Gründer von TourCert Austria, über die vier großen Veränderungen im Tourismus spricht, meint er einen digitalen Wandel, einen grünen Wandel, einen kulturellen und einen systemischen Wandel, der den Regionen und Tourismusbetrieben bevorsteht.
Sehnsucht nach Natur
70 Prozent der Weltbevölkerung leben in Städten und wir Menschen verbringen 90 Prozent unseres Lebens „indoor“. Da ist die Sehnsucht nach Natur nicht verwunderlich. Dieser grüne Wandel zeichnet sich auch beim Reiseverhalten der Gäste ab. Denn, der Anteil der deutschen Gäste, der mit dem Auto verreist, nimmt ab, von 76 Prozent im Jahr 2022 auf 63 Prozent im Jahr 2023. (Quelle: Österreich Werbung)
Persönlicher Kontakt wieder gefragt
Auch in unserer bereits so digitalen Welt wird es gesamt-touristisch gesehen, zu einem Wandel in der Kultur des Gastgebens kommen. Der persönliche Kontakt und die Kommunikation mit dem Gast auf Augenhöhe sind wieder gefragt. Dieses bewusste Erleben der Natur und die Face-to-Face-Beziehung zum Gastgeber/zur Gastgeberin sind zwei Punkte, die ganz klar für „Urlaub am Bauernhof“ sprechen. Aspekte, die für bäuerliche Vermieter:innen schon immer selbstverständlich waren, die man aber in den Angeboten und Hofbeschreibungen oftmals noch besser hervorheben könnte. Denn die Echtheit, das Angreifen können und das Persönliche lassen sich als Alleinstellungsmerkmale nutzen.
Zielgruppe "Junggebliebene Pensionist:innen"
Weiters beschreibt Florian Größwang im Zuge des kulturellen Wandels das neue Altern. Ganz nach dem Motto „Alt sein war gestern!“. Die Pensionist:innen von heute sind fit und unternehmungslustig. Auch spricht er von einem 2. Aufbruch im Alter und dem Wunsch nach Langlebigkeit. Für Bauernhöfe kann diese Gästeschicht eine potenzielle Zielgruppe darstellen, insbesondere in Kombination mit der Zertifizierung als „Green Care“-Auszeithof. Diese wollen ihren Gästen nicht nur eine naturnahe Auszeit auf dem Hof bieten, sondern darüber hinaus auch deren Gesundheitskompetenz stärken und einen gesundheitsförderlichen Lebensstil unterstützen.
WLAN und Co. - ein Muss
In den Bereich des kulturellen Wandels fällt auch die zunehmende Verschmelzung von Arbeit und Freizeit. Dies lässt eine neue Gästeschicht mit anderen Bedürfnissen entstehen. Hier zählt eine gute technische Infrastruktur zu den Must-haves.

Höfe punkten vielfach
Die eher kleinstrukturierten „Urlaub am Bauernhof“-Betriebe mit ihrer meist nachhaltigen Energiegewinnung, der Zusammenarbeit mit Partner- und Handwerksbetrieben vor Ort und einem tief verwurzelten Generationendenken sind für diesen Wandel bestens gerüstet. Sie punkten mit Authentizität, persönlicher Nähe und echtem Naturerlebnis. Gleichzeitig dürfen sie nicht vergessen, die Angebote an die modernen Anforderungen wie digitale Infrastruktur und zielgruppenspezifische Angebote anzupassen.
Mit Stärken und Werten begeistern
Ein Blick auf den kulturellen Wandel zeigt, wie wichtig es ist, neue Zielgruppen wie aktive Senioren oder Menschen, die Arbeit und Freizeit verschmelzen, gezielt anzusprechen. Mit einem klaren Fokus auf die Stärken und einer ehrlichen Kommunikation dieser Werte lassen sich auch weiterhin Gäste begeistern und langfristig an den Hof binden.