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Was Lebensmittel kosten dürfen

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03.12.2025 | von Dipl.-Ing. Thomas Weber

Knapp 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei hochkarätig besetzter Veranstaltung von Landwirtschaftskammer, Ökosozialem Forum und WIFO.

Ökosoz. Forum.jpg © Gfrerer
LK-Präsident Siegfried Huber, Dr. Franz Sinabell, WIFO, LHStv. Martin Gruber, LK-Vizepräsidentin Astrid Brunner, Billa-Vertriebsdirektor Kurt Aschbacher, Geschäftsführer Kärntnermilch Helmut Petschar, Präsident Ökosoziales Forum Kärnten Bernhard Rebernig. © Gfrerer
Ein brandaktuelles Thema stand am 25. November im Bildungshaus Schloss Krastowitz im Mittelpunkt einer Veranstaltung von LK, Ökosozialem Forum und Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO. Unter dem Titel „Was dürfen Lebensmittel kosten?“ diskutierte eine hochkarätige Runde über Preis und Wert von Lebensmitteln.
Bernhard Rebernig, Präsident des Ökosozialen Forums Kärnten, stellte einleitend fest, dass Lebensmittelpreise nicht nur ein heißes Thema sind, sondern auch ein zutiefst ökosoziales, welches zuletzt stark faktenbefreit diskutiert wurde. LK-Präsident Siegfried Huber machte in seinen Grußworten klar, dass Lebensmittel, die einen Wert haben, auch einen Preis haben müssen. Huber wies darauf hin, dass der Griff zu regionalen Lebensmitteln die heimischen Bäuerinnen und Bauern unterstütze sowie Kulturlandschaft erhalte.

Agrarreferent LHStv. Martin Gruber hob hervor, dass in der aktuellen geopolitischen Situation eine starke heimische Lebensmittelproduktion Lebensmittelsouveränität schaffe. Weiters gab er zu bedenken, dass die aktuellen Angriffe auf den Lebensmittelpreis Bäuerinnen und Bauern für etwas verantwortlich machen, wofür sie nichts können, denn Haupttreiber der Preise seien der Dienstleistungs- und der Energiesektor. Bei einer Semmel, die die Konsumenten 30 bis 40 Cent koste, landen beim Urproduzenten nicht einmal 1 Cent, so Gruber.

Qualität hat ihren Preis

In seinem Impulsvortrag zum Thema lenkte Dr. Franz Sina­bell, Senior Economist des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO, die heiße Debatte um den Lebensmittelpreis in eine faktenbasierte Richtung. So zeigte er unter anderem auf, dass Österreich im europaweiten Vergleich bei den Lebensmittelpreisen zu den teureren Ländern zählt, aber klar nicht das teuerste ist. Hervorzuheben sei, dass in Österreich großer Wert auf den Konsum qualitativ hochwertiger Lebensmittel gelegt wird. „Sieht man sich nicht den Preis, sondern die Leistbarkeit von Lebensmitteln an, sieht man dennoch, dass österreichische Haushalte gemeinsam mit den Niederlanden im Ländervergleich den mit Abstand geringsten Anteil ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben“, betonte Sinabell. In der Diskussion um die Lebensmittelpreise müsse man zudem berücksichtigen, dass 60 % der Lebensmittel im Supermarkt oder direkt beim Bauern gekauft werden, 40 % werden in Kantinen und Restaurants konsumiert, erklärte der Wirtschaftsforscher. Er stellte zudem klar, dass die Lebensmittelpreise in Österreich nur 2023 aufgrund der Weltmarktverwerfungen infolge der Ukraine-Krise inflationsentscheidend waren, zentraler Inflationstreiber waren und seien hingegen die Energiekosten. 2025 stiegen vor allem die Preise für Importware (Kaffee, Kakao, Tee, Südfrüchte), die heimische Produktion selbst war heuer inflationsdämpfend.

Erzeugerpreise sinken

Der Anteil der heimischen Landwirtschaft an der gesamten Lebensmittel-Wertschöpfungskette – vom Acker bis hin zum Konsumenten – beträgt gerade einmal 4 %. Eine der Hauptursachen dieses Problems ist, dass, während alle anderen Akteure der österreichischen Lebensmittel-Wertschöpfungskette selbst die Preise in Österreich festlegen, die Preise für die heimische Landwirtschaft am Weltmarkt gemacht werden. Seit 2022 ermöglicht die Agrarmarkttransparenzverordnung eine Analyse, welcher Teil der Wertschöpfungskette wie viel zu den Lebensmittelpreisen, die der Konsument zahlt, beiträgt. Am Beispiel von Mehl sieht man eindeutig, dass es immer wieder zu asymmetrischen Preisanpassungen gekommen ist, bei denen zwar der Erzeugerpreis, nicht aber der Preis für Konsumenten gesunken ist. Der Anteil für Verarbeiter und Händler ist somit nachweislich angestiegen. Eine von der Bundesregierung kürzlich beschlossene Maßnahme dagegen ist die gesetzliche Kennzeichnungspflicht der sogenannten „Shrinkflation“ (geringere Verkaufsmenge bei gleichbleibendem Preis, vom englischen „shrink“ = schrumpfen, schwinden).

Klare Worte aus der Wertschöpfungskette

In der dem Impulsvortrag folgenden Podiums- und Publikumsdiskussion wurde mit Expertinnen und Experten aus der Wertschöpfungskette intensiv über die Wertschätzung für und Wertschöpfung durch Lebensmittel gesprochen. Landesbäuerin und Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer, Astrid Brunner, unterstrich die hohe Qualität, mit welcher die heimische kleinstrukturierte Landwirtschaft Lebensmittel produziert und mahnte ein, dass in der Diskussion auch die Lebensmittelverschwendung in den Haushalten nicht außer Acht gelassen werden dürfe.
Für Helmut Petschar, Geschäftsführer der Kärntnermilch und Präsident des Milchverbandes Österreich (MVÖ), ist es nicht nachvollziehbar, warum die Lebensmittelpreise hauptverantwortlich für die hohe Inflation sein sollten, insbesondere da die Butterpreise in den letzten sieben Wochen Woche für Woche gesunken seien. Petschar zeigte sich besorgt, dass die kürzlich losgetretene Lebensmittelpreisdebatte monatelange Gespräche zur Haltungs- und Herkunftskennzeichnung zunichtemache. Kurt Aschbacher, Billa-Vertriebsdirektor für Kärnten und Osttirol, begründete die gestiegenen Lebensmittelpreise mit den gestiegenen Kosten im Einzelhandel. Er wünscht sich, dass in der aktuellen Diskussion nicht nur über den Preis, sondern mehr über die Qualität der Lebensmittel gesprochen wird. Dass diese und damit deren Wert in Österreich besonders hoch ist, darüber waren sich alle Diskutanten einig.
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