Speziell in früh gesäten Getreidebeständen herrscht oft schon im Herbst stärkerer Unkrautdruck, der ertragswirksam sein kann. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass sich die Unkräuter in milden Wintern üppig entwickeln. Hauptbetroffen sind meist Wintergerste, Winterroggen, aber auch früh gesäter Winterweizen. Man kann bei einer Aussaat im Oktober einen Herbizideinsatz vor dem Winter überlegen, solange Unkräuter auflaufen und ein Kälteeinbruch nicht absehbar ist. Bei Bedarf kann im Herbst mit Insektiziden kombiniert werden.
Klettenlabkraut, Disteln und Gräser
Fällt die Unkrautkonkurrenz weg, kann sich das Getreide optimal entwickeln. Bei starkem Druck von Klettenlabkraut und Disteln können im Frühjahr noch Korrekturspritzungen notwendig werden, die oft mit anderen Maßnahmen gut kombinierbar sind.
Auf manchen Standorten reicht die Gräserbekämpfung im Frühjahr nicht mehr aus. Gerade bei starkem Gräserdruck sowie getreideintensiven Fruchtfolgen und häufigem Einsatz von ALS- und ACCase Hemmern im Frühjahr ist eine Herbstunkrautbekämpfung zur Resistenzvorbeugung ratsam. Dies betrifft vor allem Windhalm und Ackerfuchsschwanz, die man im Herbst mit alternativen Wirkstoffgruppen gut ausschalten kann.
Ackerfuchsschanz und Windhalm: Frühe Bekämpfung zeigt beste Wirkung
In den letzten Jahren breiten sich in den Wintergetreidebeständen das Ackerfuchsschwanzgras und der Windhalm immer mehr aus. Im Anfangsstadium wird dieses Problem speziell beim Ackerfuchsschwanz oft noch ignoriert oder übersehen. Erst bei größerem Leidensdruck, aber meist zu spät, wird über Gegenmaßnahmen nachgedacht, denn hoher Ackerfuchsschwanz ist sehr herausfordernd und kostenintensiv zu bekämpfen. Die Ungräser sind am leichtesten im Mai erkennbar, wenn die Ähren und Rispen von Ackerfuchsschwanz und Windhalm die Wintergetreidebestände überragen. Für eine Korrektur ist es dann schon zu spät, Maßnahmen für die kommenden Jahre sollte man spätestens jetzt einplanen.
Tipps für eine gute Wirksamkeit im Herbst
Die meisten der verfügbaren Herbizide besitzen im Herbst eine ausgeprägte Bodenwirkung. Um sie voll auszuschöpfen, braucht es ein gut abgesetztes Saatbett mit möglichst wenig groben Kluten, da diese Spritzschatten verursachen können. Auch eine starke Mulchauflage kann die Wirksamkeit einschränken.
Von Vorteil ist ausreichend Bodenfeuchtigkeit zum Zeitpunkt der Anwendung. Die Produkte können so ihre Bodenwirkung gut entfalten. Wenn das Saatbett nicht völlig austrocknet, genügen im Herbst oft die stärkere Taubildung und die schwächere Sonneneinstrahlung für eine gute Wirkung. Regen ist immer von Vorteil.
Der Erfolg bodenwirksamer Produkte steht und fällt mit dem Einsatzzeitpunkt genau zur Keimung oder in der ersten Entwicklungsphase kurz nach dem Auflaufen der Unkräuter. Bei Wirkungslücken oder zu spätem Einsatz muss man mit entsprechend blattaktiven Produkten für eine zufriedenstellende Wirkung nachbessern.
Die richtige Strategie je nach Verunkrautung
Die typische Verunkrautung mit Klettenlabkraut, Kamille, Ehreinpreis-Arten, Vogelmiere, Taubnessel-Arten, Ackerstiefmütterchen und Windhalm lassen sich ganz gut mit den meisten Produkten erfassen. Ist ein massiver Klettenlabkrautdruck oder das Auftreten von Kornblume, Ackerfuchsschwanz, Trespe oder Raygras/Weidelgras zu erwarten, so braucht es noch gezieltere Maßnahmen. Der Einsatz von zwei Litern Trinity je Hektar ist gut bewährt, ein starker Windhalmdruck erfordert den Zusatz eines Produktes mit dem Wirkstoff Flufenacet, zum Beispiel 0,2 Liter Iconic je Hektar. Auch Stomp Perfekt (2 l/ha Stomp Aqua + 1 l/ha Carmina) wirkt ähnlich wie Trinity.
Speziell bei Kornblume
Carmina Perfekt (75 ml Saracen Delta + 1,5 l/ha Carmina 640) wirkt zusätzlich gut bei Kornblume. Aufgepasst: Nicht auf drainagierten Flächen oder leichten Böden anwenden. Auf Standorten mit Kornblume sollten Produkte oder Tankmischungen mit dem Wirkstoff Florasulam, zum Beispiel Carmina Perfekt, Flame Duo und Saracen verwendet werden. Auch Express SX wirkt bei Kornblume ganz gut. Zum Zeitpunkt der Anwendung dieser Produkte muss die Kornblume jedoch schon vollständig aufgelaufen sein.
Gräser, Klettenlabkraut & Wurzelunkräuter
Auch das Produkt Mateno Duo eignet sich für eine Herbstanwendung. Für eine verbesserte Gräserwirkung wird die Zugabe von 0,25 Litern Cadou SC je Hektar und bei stärkerem Klettenlabkrautdruck von 20 Gramm Express SX je Hektar oder 40 Gramm Flame Duo je Hektar empfohlen.
Der Kwizda-Getreidepack-Herbst vereint die Produkte Nucleus (0,33 l/ha) und Express SX (20 g/ha). Zwei bis 2,5 Liter Boxer je Hektar in Kombination mit 25 Gramm Express SX je Hektar wäre bei Kamilledruck eine weitere Möglichkeit. Mit dem Produkt Jura (3,5 bis 4 l/ha) steht eine weitere Möglichkeit mit dem Wirkstoff Prosulfocarb (Boxer) zur Verfügung. Bei starkem Klettenlabkrautdruck oder beim Auftreten von Wurzelunkräutern, wie Distel oder Ackerwinde, muss man bei diesen Produkten unter Umständen eine Korrekturmaßnahme im Frühjahr einkalkulieren.
Mit dem Produkt Viper Compact steht für den Herbst ein überwiegend blattaktives Produkt mit guter Wirkung auch bei größeren Unkräutern zur Verfügung. Es kommt aufgrund seiner Blattwirkung auch mit trockener Witterung gut zurecht. Aufgrund der Resistenzgefahr beim Gräserwirkstoff wird die Zugabe von 1,5 Litern Lentipur 500 je Hektar bei Windhalm oder 0,9 Litern Axial 50 je Hektar empfohlen.
Zu beachten sind die jeweiligen Beschränkungen, wie Abstände zu Oberflächengewässern für die einzelnen Produkte. Beispielsweise besteht für Flufenacet die Auflage, dass dieser nur in gewissen Abständen auf den jeweiligen Feldern eingesetzt werden darf. Flufenacet ist in Artist, Aspect Pro und in vielen Getreideherbstherbiziden enthalten.
Neu im Herbst: Battle Delta Flex
Das Herbizid Battle Delta Flex kommt im Herbst neu auf den Markt. Der Pack besteht aus dem bekannten Produkt Battle Delta und dem neu eingeführten Produkt BeFlex mit dem Wirkstoff Beflubutamid. Dieser Wirkstoff sichert die Gräserwirkung, wie zum Beispiel gegen den Ackerfuchsschwanz, zusätzlich ab und trägt als Ergänzung zu den bisherigen Wirkstoffen positiv zum Resistenzmanagement bei. Die volle Aufwandmenge gegen schwer bekämpfbare Ungräser liegt bei 0,6 Litern Battle je Hektar Delta und 0,5 Litern BeFlex je Hektar.
Zugelassen ist BeFlex in Winterweichweizen und Wintergerste ab dem 1-Blattstadium. Für eine maximale Wirkung im Herbst, speziell beim Ackerfuchsschwanz, muss man die Mittel am besten vor dem Keimen der Ungräser anwenden, wie auch bei den anderen bodenwirksamen Produkten. Der Einsatz im 3- bis 4-Blattstadium oder im bestockten Getreide ist dafür zu spät und die Wirkung ist vermindert. Dies gilt grundsätzlich für alle im Herbst eingesetzten bodenwirksamen Herbizide.
Das neue fertigformulierte Produkt Merkur beinhaltet die Wirkstoffe Diflufenican, Pendimethalin und Flufenacet. Es umfasst eine breite Unkraut- und Ungräserwirkung mit einer Zulassung in Wintergerste, Winterweichweizen und Wintertriticale. Mit der Standardaufwandmenge von 1,75 l/ha werden Unkräuter und auch der Windhalm und Rispengras gut erfasst. Für den Abruf der vollen Wirkung speziell für Bekämpfung von Ackerfuchsschwanzgras braucht es die volle Aufwandmenge von 3 l/ha. Der Einsatzzeitpunkt umfasst den Vorauflauf als auch den frühen Nachauflauf.
Eindeämmung von Ackerfuchsschwanzgras dringend notwendig
Ackerfuchsschwanzgras breitet sich in NÖ zum Teil massiv aus und wird nach wie vor häufig unterschätzt. Durch sein hohes Samenpotential mit bis zu zehn Jahren Keimfähigkeit kann das Ungras Flächen langfristig massiv befallen. Verbreitet wird es meist durch überbetrieblichen Maschineneinsatz und den Zukauf von Stroh oder Wirtschaftsdüngern wie Mist. Eine wirksame Bekämpfung verursacht in jedem Fall höhere Kosten als gewohnt. Deshalb sollte seine Ausbreitung eingedämmt werden.
Ackerfuchsschwanzgras gezielt behandeln
Hauptsächlich tritt Ackerfuchsschwanzgras in Winterungen auf, kann sich aber auch in Sommerungen behaupten. Bei starkem Befall zeigt die Erfahrung, dass eine Herbstbehandlung unbedingt notwendig ist, wobei man oft um eine Korrektur im Frühjahr nicht herumkommt.
Im Herbst sollte unbedingt auf die Behandlung mit 240 Gramm Flufenacet je Hektar gesetzt werden, was im Normalfall die obere Aufwandmenge der Produkte darstellt (zum Beispiel 0,6 l/ha Battle Delta, 0,5 l/ha Cadou SC, 0,6 l/ha Carpatus SC, 0,6 l/ha Glosset SC, 0,6 l/ha Nucleus, 1 l/ha Pontos). Die Behandlung sollte am besten noch vor dem Auflaufen des Ackerfuchsschwanzes spätestens aber beim Durchstoßen erfolgen. Mit Pontos darf man Getreide vor dem Auflaufen aufgrund der Verträglichkeit mit einem Liter je Hektar behandeln. Ackerfuchsschwanz kann man auch mit dem Pack Battle Delta Flex behandeln.
War eine Behandlung mit den genannten Produkten nicht möglich oder hat nicht ausreichend gewirkt, kann noch mit einem blattaktiven Produkt ab dem 3-Blattstadium des Ackerfuchsschwanzgrases korrigieren. Jetzt im Herbst ist dafür vor allem bei kühleren Temperaturen Axial 50 mit 0,9 Litern je Hektar gut geeignet. Behandlungen im Frühjahr sollten, wenn möglich, vor dem Bestocken oder Ährenschieben der Fuchsschwanzpflanzen durchgeführt werden.
Getreideverzwergungsviren vorbeugen
Es gibt verschiedene Arten von Getreideverzwergungsviren, die von Blattläusen oder Zikaden übertragen werden. Der bekannteste Vertreter ist das Gerstengelbverzwergungsvirus. Gerade bei Frühsaaten und milder Herbstwitterung muss man Blattläuse bei der Gerste als Überträger besonders im Auge behalten. Sie können hohe Ertragsverluste verursachen und im Extremfall einen Umbruch notwendig machen. Auch heuer traten wieder vermehrt solche Fälle auf. Aufgrund fehlender Insektizidbeizungen beim Getreide muss man verstärkt vorbeugen oder bei Bedarf auf eine Blattlausbekämpfung im Nachauflauf zurückgreifen.
LK Monitoring bei Ausfallgetreide
Die Landwirtschaftskammern führten heuer erneut ein Monitoring für eine bessere Abschätzbarkeit der Infektionsgefahr mit Verzwergungsviren durch. Erhoben wurde das Auftreten von Getreideverzwergungsviren im Ausfallgetreide, von wo aus die Viren in die Wintergetreidebestände übertragen werden.
Diese Informationen sollen die Entscheidung über Anbauzeitpunkt und Insektizideinsätze erleichtern. Die Ergebnisse sind seit Anfang September auf der Warndienstplattform unter warndienst.lko.at abrufbar. Auffällig war, dass die Virenlast heuer im Vergleich zu den letzten Jahren niedriger war.
Schadschwelle für Insektizidbekämpfung
Ein nach hinten verlegter Anbauzeitpunkt sowie eine Insektizidspritzung sind momentan die einzigen Möglichkeiten, eine Infektion zu vermeiden. Eine prophylaktische Insektizidspritzung ohne Schadschwellenprinzip ist nicht erlaubt. Die Schadschwelle liegt bei zehn Prozent befallenen Pflanzen oder der Bildung erster ungeflügelter Blattlauskolonien ab dem 2- bis 3-Blattstadium. Bei anhaltend warmer Witterung kann eine Folgebehandlung notwendig werden. Auch nach intensiven Regenperioden und bei warmer und trockener Witterung fliegen Blattläuse zu. Feldkontrollen sollten folgen. Ein routinemäßiger Insektizideinsatz ist nicht zu empfehlen, um Nützlinge zu schonen und eine Resistenzausbildungen bei Schädlingen zu vermeiden.
Was gegen Blattläuse hilft?
Zur Blattlausbekämpfung zugelassen sind synthetische Pyrethroide wie Decis forte, Kaiso Sorbie, Karate Zeon, Mavrik Vita oder Sumi Alpha/Sumicidin Top sowie Teppeki und Pirimor Granulat. Im Zuge der Blattlausbekämpfung ist auch eine Zusatzwirkung gegen virusübertragende Zwergzikaden gegeben. Die Zwergzikaden, die das Weizenverzwergungsvirus übertragen, sind allerdings sehr schwer bekämpfbar.