Unkontrollierte Ausbreitung von Wölfen stoppen
Die Kammer für Land- und Forstwirtschaft in Kärnten bedankte sich bei EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für die klaren Worte vom 4. September 2023, mit denen sie unmissverständlich zum Ausdruck bringt, dass die Rückkehr von Wölfen in einigen europäischen Regionen zu „einer echten Gefahr für die Nutztiere und potenziell auch für den Menschen“ geworden ist. Kärnten ist so eine Region!
In ihrer gesetzlichen Verantwortung für mehr als 18.000 bäuerliche land- und forstwirtschaftliche Familienbetriebe kommt die Landwirtschaftskammer Kärnten der Aufforderung der EU-Kommission, zu den Folgen der unkontrollierten Ausbreitung von Wölfen in Europa Stellung zu beziehen, wie folgt nach:
In ihrer gesetzlichen Verantwortung für mehr als 18.000 bäuerliche land- und forstwirtschaftliche Familienbetriebe kommt die Landwirtschaftskammer Kärnten der Aufforderung der EU-Kommission, zu den Folgen der unkontrollierten Ausbreitung von Wölfen in Europa Stellung zu beziehen, wie folgt nach:
1. Die unkontrollierte Ausbreitung von Wölfen ist eine Gefahr
In der von Menschenhand geschaffenen Kulturlandschaft Kärntens ist die unkontrollierte Rückkehr von Wölfen eine existenzielle Gefahr für die bergbäuerliche Landwirtschaft im Allgemeinen und die Almwirtschaft im Speziellen. Auf Grund der drohenden Bewirtschaftungsaufgabe der Almwirtschaft ist sie darüber hinaus eine ernste Gefahr für die Artenvielfalt, den Schutz vor Naturgefahren, den Tourismus, die Sicherheit der Bevölkerung und damit den gesamten ländlichen Raum unseres Bundeslandes.
2. Herdenschutzmaßnahmen sind keine Lösung
In der äußerst kleinstrukturierten bergbäuerlichen Alm- und Weidewirtschaft sind Herdenschutzmaßnahmen weder praxistauglich noch den bäuerlichen Familien zumutbar. Großflächig umgesetzte Herdenschutzmaßnahmen würden Millionen Euro von Steuermitteln kosten – und am Ende des Tages doch nur zeigen, dass es ohne Abschüsse von Wölfen nicht geht. Das zeigen die Erfahrungen aus der Schweiz oder den französischen Alpen, wo 95 % der Wolfsrisse in geschützten Herden erfolgen. Darüber hinaus sind insbesondere für den Tourismus negative Auswirkungen durch Herdenschutzmaßnahmen auf Almen und im bergbäuerlichen Weideland zu befürchten (Konflikte mit Wanderern, Bikern, wenn sie auf stromführende Zäune oder aggressive Herdenschutzhunde etc. treffen).
3. Kärntens Alm- und Bergbauern verdienen Schutz
Kärnten liegt mit der gesamten Landesfläche im Geltungsbereich der Alpenkonvention. Die Europäische Union hat sich als Vertragspartner dieses internationalen Abkommens dazu verpflichtet, die kulturelle und gesellschaftliche Eigenständigkeit der dort lebenden Bevölkerung zu erhalten und zu fördern sowie die Sicherstellung ihrer Lebensgrundlagen zu gewährleisten. Damit hat sich die EU auch dem Schutz der Alm- und Bergbauern im besonderem Maße verpflichtet.
4. Der Schutzstatus von Wölfen muss gesenkt werden
Vor diesem Hintergrund wird die Europäische Kommission aufgefordert, den Schutz von Wölfen – einer laut Weltnaturschutzunion (IUCN) nicht vom Aussterben bedrohten Tierart in Europa – nicht länger höher zu stellen als den Schutz des ländlichen Raumes in seiner Gesamtheit und der dort lebenden Bevölkerung, sondern den Schutzstatus zu senken und damit die rechtlichen Voraussetzungen zu schaffen, die es ermöglichen, die unkontrollierte Ausbreitung von Wölfen in der Kulturlandschaft durch unbürokratische Bejagung zu stoppen.
Eine entsprechende Protestnote wurde im Zuge der Österreichischen Almwirtschaftstagung an den EU-Direktor für Biodiversität, Herrn Humberto Delgado Rosa, Ende Juni überreicht bzw. der EU-Kommissionspräsidentin im Juli des Jahres übermittelt.
Nicht weniger als 157 Repräsentanten von 122 unterschiedlichen Organisationen des öffentlichen Lebens in Kärnten tragen die Protestnote mit. Mit dabei sind Gemeinden, Sozialpartnerorganisationen, Tourismusverbände, aber auch Organisationen wie der Alpenverein, Bio Austria Kärnten, der Gemeindebund oder die Kärnten Werbung.