Trockenmasse messen und Düngung verbessern

Die genaueste Methode für die Bestimmung der Ertragslage ist die Ernte von definierten, repräsentativen Probeflächen des zu erntenden Feldstückes, z.B. 1 m² mittels eines Schnittrahmens sowie die anschließende Bestimmung des Trockenmassegehaltes (TM-Gehalt) der Proben, z.B. durch Trocknung in der Mikrowelle. Dazu werden 20 g Futterfrischmasse bei mittlerer Stufe (ca. 450 Watt) acht Minuten lang getrocknet und anschließend der TM-Gehalt in % berechnet. Aus den abgewogenen Erträgen der einzelnen Aufwüchse lässt sich so der Jahresbruttoertrag für die jeweiligen Nutzungsformen am Betrieb errechnen. Die Formeln und Berechnungsschritte zur Berechnung des TM-Gehalts und des TM-Ertrags können der SGD entnommen werden.
Bei schnittgenutzten Flächen kann die Ertragsermittlung auch über die geernteten Eingras-, Silage- bzw. Heu- und Grummetmengen unter Berücksichtigung der entsprechenden Volumengewichte und zugehörigen Trockenmassegehalte erfolgen. Um jahres- und witterungsbedingte Schwankungen auszugleichen, soll zur Einschätzung der Ertragslage am besten der Durchschnittswert der letzten fünf Jahre verwendet werden.
Eine weitere, sehr einfache und rasch durchführbare Möglichkeit der Ertragsermittlung bietet die Bestimmung der durchschnittlichen Wuchshöhe des Pflanzenbestandes kurz vor der Ernte mittels Zollstock. Von der tatsächlich gemessenen Wuchshöhe muss allerdings zunächst die am Feld verbleibende Schnitt- bzw. Beweidungshöhe abgezogen werden. Dies ergibt nun die Erntewuchshöhe, aus der anschließend der Trockenmasseertrag ermittelt wird.


Die für die einzelnen Aufwüchse ermittelten Erntewuchshöhen in cm werden mit dem entsprechenden TM-Ertrag/cm aus der Tabelle multipliziert und ergeben in Summe den Jahrestrockenmasseertrag in kg/ha, mit dem dann die Einstufung der Ertragslage vorgenommen werden kann.
Neben dieser einfachen Ertragsermittlung kann der TM-Ertrag auch über folgende Gleichung berechnet werden:
y = 0,618 + 63,1*x – 0,282*x²
Y entspricht dem TM Bruttoertrag in kg je ha und X entspricht der Aufwuchshöhe in cm.
Im Berechnungsbeispiel werden bei einer zweischnittigen Wiese 5.831 kg Trockenmasse geerntet. Dies entspricht der Ertragslage “mittel”.

Empfehlungen zur Düngung
Daher ist es möglich, dass auf vielen Grünlandstandorten auch ohne mineralische Stickstoffdüngung gute Erträge erzielt werden. Somit übernimmt der Kleeanteil im Pflanzenbestand eine wichtige Rolle. Innerhalb der jeweils angegebenen Spannweite (Stickstoffbedarf von/bis) ist auf Basis der Standorteigenschaften (z.B. Wüchsigkeit, Leguminosenanteil, Blattfarbe usw.) über die tatsächlich zu düngende Stick-stoffmenge zu entscheiden.
Die Versorgung der Grünlandbestände mit Stickstoff erfolgt in Österreich zu einem großen Teil über die Wirtschaftsdünger. Leguminosen bringen über die Fixierungsleistung der Knöllchenbakterien zusätzlichen Stickstoff ins Grünland ein. Außerdem wird über die Mineralisation laufend Stickstoff aus dem Bodenvorrat freigesetzt. Diese beiden Stickstoffquellen sind bei den in der Tabelle angeführten Empfehlungswerten für die Stickstoffdüngung bereits berücksichtigt. Daher liegen die angegebenen Werte unter den tatsächlichen Entzugszahlen. Bei kleereichen Feldfuttermischungen ist die Düngerempfehlung mit 0 - 40 kg angegeben. Es kann bei guter Entwicklung der Leguminosen im ersten Hauptnutzungsjahr sogar auf eine Stickstoffdüngung verzichtet werden. Geht der Kleeanteil nach zwei bis drei Nutzungsjahren auf Werte unter 30 Flächenprozent zurück, sollte die Stickstoffversorgung des verbleibenden gräserreicheren Bestandes mit Wirtschaftsdüngern aufrechterhalten werden.
Am Beispiel der kleereichen Dreischnittwiese bei einer mittleren Ertragslage ist der Beitrag der Leguminosen abgebildet. Die Düngeempfehlung liegt bei 80 - 100 kg Reinstickstoff pro ha und Jahr. Eine gräserreiche Dreischnittwiese in derselben Ertragslage benötigt hingegen 100 - 120 kg pro ha.

Stickstoffanfall - Stickstoffbedarf
Grünlandstandorte mit geringerer Ertragsfähigkeit haben einen geringeren Stickstoffbedarf, sie werden weniger gedüngt. Folglich können von solchen Standorten auch Nährstoffe (wie Protein) geerntet werden und die Milchleistung aus dem Grundfutter ist geringer.
Für Einzelflächen betrachtet bedeutet das zum Beispiel: Eine Milchkuh mit 6.000 kg Jahresmilchleistung scheidet rund 50 kg Stickstoff aus. Eine kleereiche Dreinutzungsweise benötigt 100 kg Reinstickstoff pro ha im Jahr. Bei einem GVE-Besatz zwischen 1,2 - 1,6 GVE/ha, dem Beitrag der Leguminosen und der Nachlieferung aus dem Boden ergibt das eine passende Rückführung an Nährstoffen. Würde allerdings eine Milchkuh mit einer Jahresmilchleistung von 10.000 kg von einer Dreinutzungswiese gefüttert werden und deren jährlicher Stickstoffanfall von rund 100 kg Stickstoff pro Jahr auf diesem Standort ausgebracht werden, besteht die Gefahr, dass zu viele Nährstoffe in den Kreislauf eingebracht werden. Dies wirkt sich negativ auf den Grünlandbestand aus. Es steigt der Anteil an düngerliebenden Kräutern und diese werden zu Unkräutern, wenn die ökonomische Schadschwelle überschritten wird. Beim Ampfer liegt die ökonomische Schadschwelle beim Grünfutter bei drei Pflanzen pro m² und 5% Anteil im Gesamtfutter. Beim Heu zwei Pflanzen pro m² und 2% im Gesamtfutter. Daraus resultiert, dass die Futtererträge und die Qualitätserträge abnehmen.
Bei einer angepassten Bewirtschaftung werden die Milchleistung der Rinder, die Nährstoffrücklieferung aus dem Wirtschaftsdünger sowie die mögliche Milchleistung aus dem Grundfutter - abhängig von Ertragslage und Stickstoffbedarf - optimal aufeinander abgestimmt. Das Prinzip des abgestuften Wiesenbaues hat dieses Ziel.