Studie zeigt Klimaschutz durch Landwirtschaft
Rund 80 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Kärnten sind Wiesen, Weiden und Almen. Diese Grünlandflächen liefern Futter, das nur mit Wiederkäuern in menschliche Nahrung umgewandelt werden kann. Kein Wunder also, dass kein Tier so untrennbar mit Kärnten und seiner Kulturlandschaft verbunden ist wie das Rind. Seit einigen Jahren steht aber gerade die Rinderhaltung im Zusammenhang mit dem Klimawandel – und hier vor allem mit den entstehenden Methanemissionen – oft in der Kritik.
Vor diesem Hintergrund hat die Landwirtschaftskammer Kärnten die Höhere Bundes- Lehr- und Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein beauftragt, die Klimawirkung der Kärntner Landwirtschaft näher unter die Lupe zu nehmen. Das erstaunliche Ergebnis: Die Methanemissionen aus der Kärntner Landwirtschaft unterschreiten den historischen Wert des vorindustriellen Zeitalters bereits um mindestens 8 %. Studienautor Dr. Thomas Gugggenberger, Leiter des Instituts für Nutztierhaltung in Raumberg-Gumpenstein, nennt dafür die Gründe: „Während im Jahr 1890 noch rund 570.000 Nutztiere in Kärnten gehalten wurden, sind es nun nur noch 370.000. Das und der Umstand, dass die Kärntner Rinderhalter vor allem das heimische Grünland als Futtergrundlage nutzen, sind für die geringeren Emissionen verantwortlich. Diese Werte zeigen, dass die Methanemissionen aus der Kärntner Nutztierhaltung den Klimawandel nicht verursachen oder weiter anheizen. Das Gegenteil ist der Fall, denn die Werte liegen sogar unter den Emissionen von 1890.“
Gute Bilanz
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass die Ökobilanz von Milch und Rindfleisch in Kärnten fast allen Importquellen weit oder sehr weit überlegen ist. So nimmt unter anderem heimische Milch im europäischen Vergleich einen Spitzenplatz ein. „Österreichische Milch hat die beste Treibhausgasbilanz Europas. Dies trifft auch auf Milch aus Kärnten zu. Jeder importierte Liter aus dem EU-Raum hat einen um 20 bis 30 % größeren CO2-Rucksack. Bei einer gleichbleibenden Nachfrage nach Milch und Milchprodukten führt daher jede Reduktion der Milchproduktion in Kärnten zu einer globalen Verschlechterung der Treibhausgasemissionen“, erläutert Guggenberger.
Vor diesem Hintergrund schlägt der Studienautor das Konzept des „Funktionalen Klimaschutzes“ für künftige Klimastrategien vor: „Funktionaler Klimaschutz beruht auf einer Entscheidungsstrategie, die sowohl den tatsächlichen Beitrag von Emissionen zur Erderwärmung als auch Ergebnisse der Ökobilanzen nutzt“, betont Guggenberger und gibt ein Beispiel: „Klar ist, wir müssen die CO2-Emissionen senken. Aber es braucht die richtigen Entscheidungsstrategien, um nicht zu falschen Schlüssen zu kommen. Würde weniger in Kärnten produziert, würde sich zwar die Kärntner Treibhausgasbilanz verbessern, aber das wäre reine Bilanzkosmetik. Bei gleichbleibendem Konsum würden global gesehen mehr Treibhausgase als vorher emittiert. Abgesehen davon kann eine Produktionsverringerung zum Schaden für die Artenvielfalt und andere Ökosystemleistungen, wie zum Beispiel die Bodenerosion oder den Wasserhaushalt werden, wenn beispielsweise extensive Weideflächen nicht mehr mit Rindern bestoßen werden und zuwachsen.“ Dies gelte es bei politischen Entscheidungen zu berücksichtigen. Der Experte tritt daher dafür ein, dass Produkte mit günstigem ökologischem Fußabdruck, wie insbesondere Milch oder auch Rindfleisch, jedenfalls in Kärnten hergestellt und nicht aus dem Ausland eingeführt werden.
Beitrag zu Energiewende
Für LK-Präsident Siegfried Huber beweisen die erhobenen Daten, dass die Kärntner Bäuerinnen und Bauern bereits sehr klimaschonend wirtschaften: „In so manchen Diskussionen hat man den Eindruck, dass die Landwirtschaft die Hauptschuld am Klimawandel trägt. Die Studienergebnisse belegen, dass die Kärntner Bäuerinnen und Bauern international zu den Vorreitern in Sachen Klimaschutz zählen und mit den gesunkenen Methanemissionen schon extrem viel dazu beitragen. Wir brauchen uns daher nicht den Schwarzen Peter zuschieben und auch nicht mit der internationalen Agrarindustrie in einen Topf werfen zu lassen. Hauptursache des Klimawandels ist die Verbrennung von Öl, Kohle und Gas, es sind sicher nicht die Rinder, die auf den Kärntner Almen und Weiden grasen.“
Für Huber bedeutet das aber nicht, dass die Landwirtschaft jegliche Verantwortung beim Klimaschutz von sich weist: „Wir in der Landwirtschaft sind vom Klimawandel hauptbetroffen. Deshalb stehen wir auch zu unserer Verantwortung beim Klimaschutz. Wir wollen mit Holz und Agri-Photovoltaik einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende leisten, mit mehr Ressourceneffizienz und einer standortangepassten Produktion Kosten und Treibhausgase einsparen, und es gibt auch Potenzial in der Speicherung von CO2 in Form von Humus“, nennt der LK-Präsident drei Stoßrichtungen, in denen die Landwirtschaftskammer Kärnten mit Bildung und Beratung tätig ist. Angesichts der Studienergebnisse appelliert Huber jedoch insbesondere an die Bevölkerung, wo immer möglich, zu bäuerlichen Produkten aus Kärnten zu greifen: „Wer heimische Lebensmittel kauft, leistet einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz, zur Stärkung der Kärntner Bäuerinnen und Bauern und zur Erhaltung der Schönheit unseres Landes!“
Drei zentrale Ergebnisse
- Die Methanemissionen der Kärntner Landwirtschaft liegen um 8 % unter dem Wert des vorindustriellen Niveaus – d. h., bevor das Phänomen Klimawandel aufgetreten ist. Das zeigt, dass die Methanemissionen aus der Kärntner Nutztierhaltung den Klimawandel nicht verursachen oder weiter anheizen.
- Österreichische Milch hat die beste Treibhausgasbilanz Europas. Dies trifft auch für Milch aus Kärnten zu. Jeder importierte Liter aus dem EU-Raum hat einen um 20 bis 30 % größeren CO2-Rucksack.
- Jede Einschränkung der heimischen Milch- und Rindfleischproduktion würde bei gleichbleibendem Konsum global gesehen mehr Treibhausgase verursachen und wären daher klimapolitisch nachteilig.