Sommergetreide in Kärnten - worauf es ankommt
Der Sommergetreideanbau hat in Kärnten Tradition, wenngleich durch den Klimawandel vermehrt auf das ertragsstärkere Wintergetreide gesetzt wird. Rund 10.000 ha Winterungen werden bei uns angebaut. Die gesamte Getreidefläche betrug im Vorjahr 12.325 ha, sodass etwa nur mehr als 2.000 ha als Sommergerste, Sommerweizen und Sommerhafer kultiviert wurden. Der Markt interessiert sich hauptsächlich für die Sommerbraugerste, die bei guten Bedingungen hohe Malzqualitäten liefern kann, Sommerhafer biologisch produziert, ist heuer auch gefragt.
Sommergetreide hat eine kürzere Vegetationsdauer und benötigt damit optimale Anbau- und Bodenbedingungen, eine genaue Bestandesführung, um auch ertraglich mithalten zu können. Der Anbau entscheidet schon, ob die Ernte gut oder schlecht ausfällt.
Sommergerste
Bei optimalem Vegetationsverlauf können annähernd Erträge realisiert werden, die dem Wintergetreide entsprechen. Verläuft das Jahr jedoch schwierig, hat die Sommergerste weniger Zeit, um kritische Phasen zu kompensieren. So machen Witterungseinflüsse rund 50% des Ertrages aus, 25% sind von der Sortenwahl und den Betriebsmitteln abhängig, und 25% liegen in der Hand des Betriebsleiters.
Anbau
Der Anbauzeitpunkt für Sommergerste soll möglichst früh auf ausreichend abgetrocknetem Boden erfolgen. Der Aussaatzeitpunkt (Tageslängenreaktion), die Wasser- und Nährstoffversorgung, Unkraut- und Krankheits- und Hähnchenbekämpfung sind speziell bei Sommergetreide entscheidend.
Bodenstruktur
Hier ist auf eine sehr gute Bodenstruktur und eine ausreichende Kalkversorgung (besonders bei Braugerste) zu achten. Nachdem die Sommergerste ein verhältnismäßig schwaches Wurzelsystem ausbildet, hat die Bodenstruktur einen wesentlichen Einfluss auf die Nährstoffverfügbarkeit bzw. Nährstoffaufnahme. Die Durchwurzelbarkeit der Krume ist oft entscheidender als das absolute Nährstoffangebot.
Die Entwicklung der Gerste fördern:
- optimale Strukturierung des Saatbeetes: unten fein - oben grob
- ordentliche Rückverfestigung des Unterbodens - Kapillarwasseranschluss
- gleichmäßig tiefe Saatgutablage (2 - 4 cm)
- Sichern eines vor allem ausgewogenen, frühen Nährstoffangebots
- Eine eher trockene Frühjahrswitterung fördert den Wurzeltiefgang der Pflanzen und sichert Erträge und Qualitäten bis zur Ernte
Saatstärke
Grundsätzlich wird mit der Aussaatmenge die Bestandesdichte festgelegt. Bei einer Aussaatmenge von 350 Körnern/m² kann mit einem Feldaufgang von 300 - 320 Pflanzen/m² gerechnet werden. Bei einer Bestockungsrate von 2 bzw. 2,5 wird die erwünschte Bestandesdichte von 600 - 800 Ähren/m² erreicht. Kommen dann rund 20 Körner/Ähre (16 - 24 g) und ein mittleres bis hohes TKG (48 - 55 g) zur Ernte, ergibt das errechnet einen Ertrag von rund 7.000 kg/ha (700 Ähren × 20 Körner × 50 g TKG). Flexible Sorten können bei geringerer Bestandesdichte durch Erhöhung der Kornzahl/Ähre oder des Tausendkorngewichtes ebenfalls diesen Ertrag erreichen.
Düngung
Sommergerste kommt mit einem N-Angebot zum Anbau von 80 - 100 kg N, inklusive Nmin, in der Regel aus. Wichtig ist die Anschlussdüngung, die hierzulande oft einen Tick zu spät gegeben wird. Je nach Bestandesdichte soll der Stickstoff bis Ende der Bestockung bis EC 31 bereits ausgebracht sein, damit es nicht zur Triebreduktion kommt. Der Grund liegt auch darin, dass die Ausbildung der Ährchen in der Bestockungsphase beginnt und den Abschluss im beginnenden Schossen findet. In dieser Zeit kann die Kornzahl je Ähre bei Sommergerste in begrenztem Ausmaß positiv beeinflusst werden, danach setzen Reduktionsprozesse (Triebzahl, Kornzahl) ein. Aufgrund der mäßigen Wurzelleistung der Sommergerste darf, speziell bei schwach entwickelten Beständen, in der Phase von Bestocken bis ins Schossen kein Nährstoffmangel auftreten.
Ertragsstruktur verschiedener Sommergerstensorten (nach AGES):
Bestandesdichte 0 = ca. 700 Ähren/ m² | Kornzahl/Ähre 0 = ca. 20 Körner | TKG 0 = ca. 50 g | |
Avus | - | + | ++ |
Esma | + | 0 | + |
Elena | 0 | + | + |
SY Solar | ++ | 0 | 0 |
Wilma | - | + | + |
Wie kann das Tausendkorngewicht (TKG) positiv beeinflusst werden?
Neben der Nährstoff- und Wasserversorgung hat die Blattgesundheit einen wesentlichen Einfluss auf die Höhe des TKG. Treten Blattkrankheiten massiv auf, bedeutet es oft einen raschen Verlust an Assimilationsfläche. Netzfleckenkrankheit und Ramularia, aber auch das Getreidehähnchen gilt es hier im Auge zu behalten. Gerade bei der Braugerste entscheidet sich der Ertrag über das TKG, da hier aufgrund der Qualitätsvorgaben die N-Versorgung in der Abreife beschränkt bleiben muss. Je stärker der Ertrag auf der genetischen Betonung des TKG beruht, umso wichtiger ist die ungestörte Kornfüllungsphase (Pflanzengesundheit, Wasserversorgung). Solche Sortentypen können vor allem auf besseren Böden und bei intensiver Produktionstechnik ihr Potenzial ausschöpfen.
Gerstensorten
Avus: Top-Sorte mit sehr guter Braueignung, kurz bis mittellang mit guter Standfestigkeit, sehr gute Kornsortierung, gut mittleres Hektolitergewicht, Zwergrost und Ramularia beachten, bevorzugt auf guten Standorten anbauen.
Ertragsstruktur:
Ertragsstruktur:
Ertragsstruktur:
Ertragsstruktur:
Ertragsstruktur:
Ertragsstruktur:
Ertragsstruktur:
Ertragsstruktur:
- Bestandesdichte –
- Kornzahl/Ähre +
- Tausendkorngewicht ++
Ertragsstruktur:
- Bestandesdichte +
- Kornzahl/Ähre 0
- Tausendkorngewicht +
Ertragsstruktur:
- Bestandesdichte 0
- Kornzahl/Ähre +
- Tausendkorngewicht +
Ertragsstruktur:
- Bestandesdichte +
- Kornzahl/Ähre 0
- Tausendkorngewicht ++
Ertragsstruktur:
- Bestandesdichte +
- Kornzahl/Ähre 0
- Tausendkorngewicht +
Ertragsstruktur:
- Bestandesdichte +
- Kornzahl/Ähre 0
- Tausendkorngewicht 0
Ertragsstruktur:
- Bestandesdichte +
- Kornzahl/Ähre 0
- Tausendkorngewicht 0
Sommerweizen
Sommerweizen hat eine Vegetationszeit von 130 - 150 Tagen. Trockenheit und schlechte Anbaubedingungen wirken sich im Vergleich zu Winterweizen besonders negativ aus. Sommerweizen hat seine Berechtigung auf guten Standorten, auf denen in der Kornfüllungsphase und Abreife ausreichend Wasser zur Verfügung steht.
Boden
Die besonders kritische Phase der Kornfüllung fällt in Kärnten sehr häufig mit einer Periode der Vorsommertrockenheit zusammen. Unter solchen Bedingungen ist Sommerweizen auf eine kontinuierliche und ausreichend hohe Wasserspeicherkapazität des gewählten Standortes angewiesen. Steht unter Hitzestress zu wenig Wasser zur Verfügung, gerät die Pflanze sehr schnell an ihre physiologischen Grenzen und reagiert mit Notreife. Die Kornausbildung leidet dabei enorm, wobei die erzielbaren Proteingehalte recht hoch liegen, das Hektolitergewicht aber stark vermindert wird. Die Bodenbonität hat also nicht nur auf die Ertragshöhe, sondern auch auf die erzielbaren Qualitäten großen Einfluss.
Anbau und Düngung
Sommerweizen muss als ausgesprochene Langtagpflanze möglichst früh angebaut werden. Er ist toleranter gegenüber suboptimalen Bodenverhältnissen als Sommergerste, eingearbeitete Strohmatten machen aber auch Sommerweizen Probleme. Während Mitte März noch rund 350 Körner/m² ausreichen, sollten die Saatmengen gegen Ende März oder gar in den April hinein deutlich angehoben werden (400 - 450 Körner/m²).
Die Stickstoffdüngung richtet sich bezüglich Gesamthöhe nach der Ertragserwartung, hinsichtlich des Produktionsziels muss die Aufteilung entsprechend gestaltet werden. Soll Futterweizen produziert werden, wird grob gesprochen je ein Drittel der Gesamtstickstoffmenge zum Anbau, zu Schossbeginn, bzw. ins Fahnenblatt gedüngt. Beim Produktionsziel Mahlweizen müssen je 5 - 10% der N-Mengen der ersten beiden Gaben ins beginnende Ährenschieben verlegt werden. Die N-Aufteilung kann dann in etwa zu je 30% zum Anbau bzw. zu Schossbeginn und zu 40% als Spätgabe erfolgen.
Die Stickstoffdüngung richtet sich bezüglich Gesamthöhe nach der Ertragserwartung, hinsichtlich des Produktionsziels muss die Aufteilung entsprechend gestaltet werden. Soll Futterweizen produziert werden, wird grob gesprochen je ein Drittel der Gesamtstickstoffmenge zum Anbau, zu Schossbeginn, bzw. ins Fahnenblatt gedüngt. Beim Produktionsziel Mahlweizen müssen je 5 - 10% der N-Mengen der ersten beiden Gaben ins beginnende Ährenschieben verlegt werden. Die N-Aufteilung kann dann in etwa zu je 30% zum Anbau bzw. zu Schossbeginn und zu 40% als Spätgabe erfolgen.
Sommerweizen – Übersicht der Ertragskomponenten:
- Ähren/m²: 450 - 550
- Kornzahl/Ähre: 30 - 40
- TKG: 35 - 48
Weizensorten
KWS Mistral: Mahlweizen der Qualitätsgruppe 6, mittlere Wuchshöhe und Standfestigkeit, mittlere Reifezeit, geringe Auswuchsneigung, leicht überdurchschnittliche Anfälligkeit gegen Rostkrankheiten, geringes Risiko bei Ährenfusarium.
Liskamm: Qualitätsweizen der Gruppe 7, langstrohig, trotzdem sehr gute Standfestigkeit, mittelfrühe Abreife, sehr geringe Auswuchsneigung, sehr gute Widerstandfähigkeit gegen Roste, sehr geringe Ährenfusariumrisiko.
WPB Troy: Mahlweizen (ca. 5), relativ kurzstrohig, gute Standfestigkeit, mittlere Abreife, geringe Auswuchsneigung, gute Blattgesundheit, mittleres Fusariumrisiko
Kärntner Früher - SLK-Sorte: Qualitätsweizen (7), langstrohig, geringe Standfestigkeit, sehr frühe Abreife, sehr hohe Rostanfälligkeit, geringes Fusariumrisiko.
- Bestandesaufbau: Ährenzahl mittel bis gering, Kornzahl/Ähre sehr hoch, TKG mittel
Liskamm: Qualitätsweizen der Gruppe 7, langstrohig, trotzdem sehr gute Standfestigkeit, mittelfrühe Abreife, sehr geringe Auswuchsneigung, sehr gute Widerstandfähigkeit gegen Roste, sehr geringe Ährenfusariumrisiko.
- Bestandesaufbau: Mittlere bis geringe Ährenanzahl, Kornzahl/Ähre hoch, TKG mittel bis gering
WPB Troy: Mahlweizen (ca. 5), relativ kurzstrohig, gute Standfestigkeit, mittlere Abreife, geringe Auswuchsneigung, gute Blattgesundheit, mittleres Fusariumrisiko
- Bestandesaufbau: Mittlere Ährendichte, Kornzahl/Ähre sehr hoch, mittleres bis hohes TKG
Kärntner Früher - SLK-Sorte: Qualitätsweizen (7), langstrohig, geringe Standfestigkeit, sehr frühe Abreife, sehr hohe Rostanfälligkeit, geringes Fusariumrisiko.
- Bestandesaufbau: Geringe bis mittlere Ährendichte, Geringe Kornzahl/Ähre, Mittleres TKG