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Pflanzenschutztage im Zeichen von Biodiversität und Innovation

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11.12.2025 | von Von DDipl.-Ing. Rosa Maria Ronay-Matschnig

In Ossiach zeigten die Pflanzenschutztage, wie Forschung, Praxis und Beratung zusammenwirken. Erkenntnisse zu Schädlingen, Neophyten und RNAi-Verfahren.

IMG_4020©ÖAP-Almesberger.jpg © ÖAP Almesberger
© ÖAP Almesberger
Im Rahmen der 66. Österreichischen Pflanzenschutztage der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Phytomedizin (ÖAP) vom 26. bis 27. November in Ossiach wurden verschiedene Themen präsentiert – von der Bedeutung der Biodiversität und innovativen Pflanzenschutzmethoden wie der RNA-Interferenz bis hin zu den Herausforderungen durch Neophyten und der Rolle des Warndienstes für einen effizienten und umweltschonenden Pflanzenschutz.
Zum Auftakt der Veranstaltung richtete LHStv. Martin Gruber Grußworte an die Teilnehmer und unterstrich die Relevanz eines integrierten Pflanzenschutzes. Angesichts des Klimawandels, der Ausbreitung neuer Schädlinge und der sinkenden Zahl zugelassener Pflanzenschutzmittel spiele dieser eine zentrale Rolle für die landwirtschaftliche Praxis und die Ernährungssicherheit.
 

ÖPUL sichert Biodiversität

Das österreichische Agrarumweltprogramm (ÖPUL) ist von großer Bedeutung. Etwa 80 % der landwirtschaftlichen Betriebe und Flächen nehmen daran teil und tragen so zum Schutz von Biodiversität, Klima und Wasser bei. 2025 wurden rund 10 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche – eine Fläche, fast so groß wie Vorarlberg – gezielt für biodiversitätsfördernde Maßnahmen genutzt. Ein positiver Trend ist die Stabilisierung des Farmland Bird Index (FBI), der die Bestandsentwicklung heimischer Brutvögel im Kulturland zeigt.
Nicht nur der Rückgang bekannter Tierarten, wie vieler Vogelarten, ist in der Öffentlichkeit spürbar, auch die Veränderungen in der Insektenwelt rücken zunehmend ins Bewusstsein. Während Insekten und andere wirbellose Tiere in Österreich noch wenig erforscht sind, zeigte eine zweijährige Studie des BMLUK, dass innerhalb von 30 Jahren etwa 25 % der ursprünglichen Insektenarten verschwunden sind und durch neue Arten ersetzt wurden. Besonders betroffen sind Arten, die an kühlere oder nährstoff­ärmere Standorte angepasst sind. Diese wurden teilweise von wärmeliebenden Arten verdrängt. Neben klimatischen Veränderungen spielen auch Landnutzungsänderungen eine Rolle. Eine Intensivierung in der Grünlandbewirtschaftung führt zu einem Rückgang der Artenvielfalt, während eine extensivere Bewirtschaftung das Gegenteil bewirken kann.
 
Im Projekt „Regrass“ wurde untersucht, wie sich neu angelegte, blütenreiche Graslandstreifen (10 m breit) auf die Biodiversität von Nützlingen im Ackerland auswirken. Diese Flächen wurden mit ÖPUL-Biodiversitätsflächen und bestehenden, älteren Wiesen verglichen. Nach sechs Jahren zeigte sich, dass die neuen Wiesenstreifen zeitverzögert besiedelt werden – ein Hinweis darauf, dass viele Arten ausreichend Zeit benötigen, um stabile Populationen aufzubauen. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass naturnahe Elemente wie Blühstreifen und extensive Wiesen entscheidend zur Förderung von Nützlingen beitragen. Dadurch kann auch die Zahl der Schädlinge sinken, da jede Art eine wichtige Funktion im Ökosystem erfüllt. 
 

Neue Techniken

Ergänzend zu einem modernen Pflanzenschutz werden innovative Verfahren wie die RNA-Interferenz (RNAi) erforscht, die zukünftig eine noch gezieltere und umweltfreundlichere Schädlingskontrolle ermöglichen könnten. Kurz erklärt: Gene sind bestimmte Abschnitte der DNA, die die Anleitung für die Herstellung von Proteinen enthalten. Die RNA hilft dabei, diese Anleitung umzusetzen, um Proteine zu produzieren. Sie ist ähnlich aufgebaut wie die DNA, spielt aber eine etwas andere Rolle.
In der RNAi-Technologie wird eine spezielle doppelsträngige RNA (dsRNA) eingesetzt, die der RNA des Zielorganismus ähnlich ist. Diese RNA bringt die Zelle des Schädlings dazu, die mRNA (eine Art „Bauanleitung“) des Schädlings zu zerschneiden. Ohne diese mRNA kann das Protein nicht mehr produziert werden, und der Schädling stirbt.
Der Vorteil dieser Technologie ist, dass sie sehr gezielt wirkt: Sie greift nur die Schädlinge an, ohne Nützlinge oder die Pflanze selbst zu schädigen. In den USA ist diese Methode bereits erlaubt, während sie in der EU noch nicht zugelassen ist. In Österreich wird jedoch intensiv an einem Produkt gegen den Kartoffelkäfer geforscht, das sehr vielversprechend aussieht.
 

Pflanzenschutz: Warndienst

Der Pflanzenschutz-Warndienst feiert 2025 sein Zehn-Jahres-Jubiläum und hat sich mit nahezu einer Million Zugriffen als zentrale, kostenfreie Informationsplattform für die Landwirtschaft etabliert. Mit Prognosemodellen und Monitoringkarten für über 70 Schaderreger zielt der Dienst darauf ab, das Auftreten von Schädlingen frühzeitig vorherzusagen und deren Ausbreitung zu verlangsamen oder zu verhindern. Durch die kontinuierliche Bereitstellung aktueller Informationen trägt der Warndienst zu einem nachhaltigen und wirtschaftlichen Pflanzenschutz bei und fördert den Wissensaustausch zwischen Forschung, Beratung und Praxis.
Im Jahresrückblick 2025 wurden vermehrt Schädlinge und Neophyten (nichtheimische Pflanzenarten) festgestellt. Besonders milde Winter und trockenere Bedingungen begünstigen das Wachstum und die Ausbreitung dieser „Klimawandel-Gewinner“. In Niederösterreich wurden starke Schäden durch Getreidelaufkäferlarven im Winterweizen und durch Fritfliegen im Hafer festgestellt. In Tirol und Kärnten kam es zu Massenauftreten von Erdraupen im Mais.
 

Neophythen bekämpfen

Im Hinblick auf Neophyten ist es wichtig, sich über die Wirksamkeit der verfügbaren Herbizide zu informieren und zugleich Fruchtfolge sowie Bodenbearbeitung anzupassen. Ein Beispiel dafür ist das Erdmandelgras, ein Sauergras, das sich über Rhizome (unterirdische Sprosse) stark ausbreitet und durch Maschinen oder kontaminierten Aushub leicht verschleppt wird. Beim Johnsongras, einem Süßgras, stehen im Gegensatz zum Erdmandelgras wirksame Gräserherbizide zur Verfügung. Diese können in allen zweikeimblättrigen Kulturen – wie Soja oder Kürbis – eingesetzt werden. Im Getreide ist eine Bekämpfung nach der Ernte möglich, während im Mais nur cycloxydimtolerante Sorten wie Duo-Maissorten mit Produkten wie Focus Ultra behandelt werden können.
Abschließend zeigt sich, dass ein nachhaltiger und effizienter Pflanzenschutz sowohl moderne Technologien als auch eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschung, Praxis und Beratung erfordert. Programme wie ÖPUL und Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität leisten ebenso einen wichtigen Beitrag wie innovative Ansätze und der Einsatz von Wetterprognosen im Pflanzenschutz. Gleichzeitig bleibt der Umgang mit Schädlingen und Neophyten eine große Herausforderung. Ein ganzheitlicher Ansatz ist daher entscheidend, um den Auswirkungen des Klimawandels wirksam zu begegnen und eine zukunftsfähige Landwirtschaft zu sichern. Weitere Informationen und alle Vorträge stehen auf der Homepage der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Phytomedizin (ÖAP) unter www.oeaip.at im Bereich „Veranstaltungen“ bereit.

 
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