Eine effizientere Nutzung von Almflächen verbessert die Futterbilanz am Heimbetrieb. Ein Überblick über wichtige Faktoren des Weidemanagements.
In Österreich werden insgesamt 910.301 ha (davon 305.599 ha Futterfläche) als Almen bewirtschaftet. Davon hat Kärnten einen Anteil von 145.821 ha (16 % der Landesfläche, 49.362 ha Futterfläche). In Kärnten überwiegen die Mittelalmen (über 1300 m) mit einem Anteil von 59 %. Mehr als ein Drittel (35 %) sind Hochalmen (über 1700 m). Niederalmen (unter 1300 m) haben einen geringen Anteil von 6 %. In Spittal an der Drau liegen die meisten Hochalmen (> 75 %), in Wolfsberg hingegen vorwiegend jene unter 1300 m. Der GVE-Anteil der Rinder beträgt über 90 % des gesamten Almviehbestandes. In Kärnten verbringt jedes vierte Rind bzw. Schaf den Sommer auf der Alm.
Die Almwirtschaft nutzt das natürliche und standortbedingte Futterangebot bestmöglich aus. Der Almbauer lenkt mit dem Almauftriebszeitpunkt, mit dem Viehbesatz, somit durch das gesamte Almweidemanagement, die Vegetationsentwicklung und den Ertrag wesentlich.
Zeigerpflanzen
Die Gräser, Klee und Kräuter sind wertvolle Pflanzen und liefern für das Almvieh schmackhaftes Futter. Das Englische Raygras und der Glatthafer kommen beispielsweise bis maximal auf 1500 m vor. Das Lebendgebärende Alpenrispengras ist ein wertvolles Futtergras auf Fettalmen und kommt in weiterer Folge auch auf Hochalmen vor. Nährstoffzeiger sind beispielsweise Frauenmantel und Gold-Pippau. Die Übernutzungs- und Bodenverdichtungszeiger sind das Läger-Rispengras und der Breitwegerich. Wenn der Boden sauer und ausgemagert ist, sinkt die Artenvielfalt, Bürstling und Arnika werden dominant. Weitere Säurezeiger sind Heidelbeere, Schwarzbeere, Drahtschmiele oder der Almrausch. Ein typischer Kalkzeiger ist die Alpe Aster. In Kalkgebieten kommen mehr Pflanzen vor. Auch die länger zurückliegenden Kalkversuche auf Almen zeigen, dass durch eine Kalkung eine bessere Futterqualität erreicht wird. Langfristig wäre es günstig, wenn auf Almböden der pH-Wert über 5 liegt, sinkt er darunter ab, sollte gekalkt werden. Mit einer Bodenuntersuchung kann der pH-Wert gut festgestellt werden. Erst wenn der pH-Wert über 5 liegt, können andere zugeführte Nährstoffe ihre Wirkung entfalten. Die standortgerechte Bewirtschaftung hängt vom Boden, somit vom Ausgangsgestein ab.
Kärntner Almwirtschaft in Zahlen
Anzahl der Almen (2022)
1790
Almfutterflächen
49.362 ha
davon Bioalmfutterfläche der geförderten Biobetriebe im INVEKOS (2021)
12.878 ha
Gealpte Tiere (in GVE)
37.629
Betriebe mit Almauftrieb
3678
Niederalmen (2021)
103
Mittelalmen (2021)
1067
Hochalmen (2021)
626
Anzahl der Almen mit Hirten
533
Personal für Behirtung
643
Almkatasterfläche
145.821 ha
Pferde und Kleinpferde
1725
Anteil der gealpten Pferde an allen Pferden laut INVEKOS
20,3 %
Alle Rinder
42.920
Anteil der gealpten Rinder an allen Rindern laut INVEKOS
24,4 %
davon Milchkühe
1095
Anteil der gealpten Milchkühe an allen Milchkühen laut INVEKOS
3,3 %
davon Mutterkühe (Rinder ab zwei Jahre weiblich mit Abkalbung)
17.874
Zwergrinder
14
Schafe
14.210
Anteil der gealpten Schafe an allen Schafen laut INVEKOS
28,1 %
Ziegen (2022)
1362
Anteil der gealpten Ziegen an allen Ziegen laut INVEKOS (2022)
21,6 %
Almweidemanagement
Der Nährstoffgehalt von alpinem Grünlandfutter liegt bei 4 bis 5,5 MJ NEL/kg TM. Bei einem frühzeitigen Almweidebeginn und bei günstigen Standorten sind Energiegehalte über 5,5 MJ NEL/kg TM möglich. Der Futterertrag und der tägliche Futterzuwachs sind deutlich begrenzt. Vor allem ab Ende Juli geht der Futterzuwachs auf den Almweiden deutlich zurück. Das Weidemanagement muss daher so gestaltet werden, dass der Tierbesatz auf den Futterbedarf der Tiere bzw. das Flächenausmaß auf den Tierbesatz abgestimmt ist. Die besten Flächen sollten den Milchkühen vorbehalten werden. Jung- und Galtvieh weiden vorzugsweise nach den Milchkühen bzw. auf den Magerweiden. Die entlegensten Flächen und steile Hänge werden mit Schafen bestoßen. Die Tiere sollten zu guten Futterverwertern erzogen werden. Durch angepasste und nicht zu große Koppeln wird das Weidevieh gezwungen, auch weniger schmackhafte Futterstellen zu nutzen. Das Pferd ist ein dankbarer Nachweider. Es frisst nach den Rindern auch weniger schmackhafte Pflanzen wie den Bürstling oder die Rasenschmiele und putzt so die Weideflächen. Auf Almen findet man vorwiegend Koppel- und extensive Standweidesysteme vor. Vor allem die Koppelalmweiden liefern ein gutes Futter über die gesamte Alpungsperiode. Die Weiden werden gleichmäßig abgefressen, und viele Probleme, wie Verheidung durch Verunkrautung, werden hintangehalten. Durch die Koppelwirtschaft kann der Nutzungszeitpunkt optimal auf den Qualitätsertrag der Fläche abgestimmt werden.
Sechs Almweideregeln:
Vorbereitung der Almweidetiere auf das Weiden bereits im Tal.
Früher Almweidebeginn und günstige Almstandorte zuerst beweiden.
Nach Möglichkeit Koppelung und Umtriebsweidehaltung durchführen.
Bestoßungsdauer der Koppeln an Futterangebot anpassen.
Beweidung von Hochalmen im Juli – Wanderung talwärts im Spätsommer.
Rechtzeitiger Herbstabtrieb. Im Herbst sieht man sehr schön, ob das Almvieh im Frühjahr zu spät aufgetrieben wurde, wenn viel überständiges Futter übriggeblieben ist. Vor dem Almabtrieb im Spätsommer bzw. Herbst sollte das Almvieh jene Almflächen beweiden, die im Frühjahr zuerst bestoßen wurden (zweiter Aufwuchs).
Ausreichendes Futter bis zum Ende der Alpungsperiode (geringe Weideverluste).
Hohe Kosten für die Zaunerrichtung und erhaltung. Alternative wären Elektrozäune – wenn möglich.
Bessere Futterqualität (bessere Verdaulichkeit und höherer Energiegehalt) als auf Standweiden.
Einrichten von Tränkestellen in allen Koppeln
Gleichmäßige, intensive Beweidung aller Flächen.
Insgesamt höherer Zeitaufwand, der aber durch bessere Weideerträge mehr als wettgemacht wird.
Nur geringe Verunkrautung.
Bessere Übersicht über das Almvieh.
Leichtes und bequemes Zusammentreiben der Tiere.
Geringe Trittschäden.
Standweide
Vorteile:
Nachteile:
Zäune werden nur an den Almgrenzen und als Schutzzäune für das Vieh benötigt.
Futterüberschuss bei Weidebeginn.
Es werden nur wenige Tränkestellen benötigt.
Selektive Beweidung aller Flächen.
Insgesamt ist der Zeitaufwand geringer als bei der Umtriebsweide.
Schlechte Futterqualität durch überständiges Futter.
Hohe Energieverluste der Weidetiere bei der Futtersuche.
Häufig wird ab Juli/August das Futter knapp.
Die Flächen neigen zur Verunkrautung.
Die Tiere müssen häufig gesucht werden.
Hoher Vertritt durch lange Futterwege des Weideviehs.
Schwierige Behirtung des Viehs.
Lärchweide und Weide in Baumverbund
Vorteile:
Nachteile:
Unter einer lockeren Beschirmung mit Lärchen gedeihen häufig wertvolle Futterpflanzen.
Die Flächen sind maschinell schwer zu pflegen.
Auf trockenen, sonnigen Hängen wirkt sich eine leichte Beschattung des Unterwuchses durch Lärchen positiv auf die Futterpflanzen aus.
Hoher Pflegeaufwand zur Erhaltung (die Fläche muss jährlich von herabfallenden Ästen und keimenden Jungbäumen gesäubert werden).
Insgesamt ist der Zeitaufwand geringer als bei der Umtriebsweide.
Die Lärchen entnehmen als Tiefwurzler die Nährstoffe aus tiefen Bodenschichten. Hingegen stehen die Nährstoffe der leicht verrottenden Lärchennadeln den Futterpflanzen zur Verfügung.
Dem Vieh steht jederzeit ein Unterstand bei schlechter Witterung oder Hitze zur Verfügung.
Waldweide
Vorteile:
Nachteile:
Durch die Beweidung mit Rindern werden Wildäsungsflächen geschaffen.
Das Vieh muss weite Strecken zurücklegen, um genügend Futter aufzunehmen.
Die Verunkrautung von Jungkulturen kann durch eine extensive Beweidung hintangehalten werden.
Bei zu hoher Bestoßung und zu schweren Tieren treten durch die Beweidung Forstschäden auf
Bei Waldweiden, die rund 15 ha Waldweide/GVE bieten („Waldweide neu“), erhöht sich die Biodiversität um rund 200 Arten.
Das Futter im Wald ist meist von geringer Menge und Qualität.
Das Futter wächst im Wald durch die Beschattung langsamer und wird im Vergleich später als auf Reinweiden überständig.
An heißen Tagen werden Waldweiden vom Almvieh bevorzugt aufgesucht.