Mit Kälbern erfolgreich in die Zukunft
Das Thema Kälberexporte hängt seit Jahren wie ein Damoklesschwert über der heimischen Rinderwirtschaft. In regelmäßigen Abständen prangert die mediale Berichterstattung die österreichischen Kälberexporte an. In der Folge steigt der politische Druck, es wird eine Lösung für dieses Problem eingefordert. Befeuert wird die Diskussion zusätzlich durch den Umstand, dass im Jahr 2023 wieder deutlich mehr Kälber exportiert wurden als in den beiden Jahren davor. Egal, ob und wann nun tatsächlich Regelungen kommen, die den Kälberexport einschränken oder gar verbieten, aktuell ist ein guter Zeitpunkt, sich als rinderhaltende/r Betriebsführer:in Gedanken darüber zu machen, welche Rolle man in diesem Zusammenhang künftig spielen kann und möchte.
Vom Grundsatz her steht jedenfalls fest: Eigentlich bräuchte es die österreichischen Kälberexporte nicht. Die Importmenge an Kalbfleisch (mehr als 9.000 t jährlich) ist umgerechnet mittlerweile deutlich größer als das, was an Kälbern exportiert (40.000 Tiere) wird. Für jedes in Österreich gemästete Kalb gibt es somit einen garantierten Absatz. Dies bestätigen auch die Erfahrungen aus dem Projekt "Kalb rosé Austria", das von der ARGE Rind konzipiert wurde und gemeinsam mit der Firma Astro Kalb als Vermarktungspartner durchgeführt wird. Mittlerweile werden über diese Schiene mehr 5.000 Kälber im Jahr vermarktet. "Kalb rosé Austria" hat sich somit zu einer fixen Größe auf dem heimischen Kalbfleischmarkt entwickelt und bietet österreichweit schon zahlreichen landwirtschaftlichen Betrieben eine Einkommensquelle. Der Erfolg dieses Projektes ist mittlerweile derart groß, dass Bedarf für bis zu 15.000 Kälber im Jahr gegeben ist. Heimische Qualität ist also auch bei Kalbfleisch gefragt und wie sich zeigt, durchaus auch zu höheren Preisen an den Kunden zu bringen als ausländische Ware. Das ist eine sehr günstige Konstellation, um sich als rinderhaltende/r Betriebsführer:in einmal damit zu beschäftigen, ob sich hier nicht eine Gelegenheit auftut.
Neben der Kalb rosé-Mast bietet auch das Segment der Fresserproduktion gute Entwicklungsmöglichkeiten für Betriebe. Fresser, also entwöhnte Nutzkälber für die weitere Mast, werden in Zukunft eine noch größere Bedeutung für die heimische Rindermast bekommen als jetzt schon. Zum einen, weil auch in den Mastbetrieben die Spezialisierung voranschreitet und damit die Kälberaufzucht oft nicht mehr am Mastbetrieb erfolgt, und zum anderen, weil durch den ungebrochenen Bestandsabbau in der Mutterkuhhaltung immer weniger Einsteller für die Mast zur Verfügung stehen, die Mastbetriebe also gezwungen sind, auf den Zukauf von Fressern umzusteigen. Bäuerinnen und Bauern mit einer "guten Hand" für die Haltung von Kälbern bieten sich somit gute Entwicklungsmöglichkeiten, die eigene betriebliche Existenz abzusichern, sei es als Hauptbetriebsform im spezialisierten Betrieb oder auch in der Mast bzw. Aufzucht der eigenen Kälber am Milchviehbetrieb. Wie sich dies in der Praxis darstellt, wird im Rahmen einer Exkursion, bei der bereits in der Kalb rosé-Mast und der Fresserproduktion erfolgreiche Betriebe ihre Höfe öffnen, aufgezeigt werden. Veranstalter dieser Exkursion sind die BVG Kärntner Fleisch und die Landwirtschaftskammer Kärnten.
Vom Grundsatz her steht jedenfalls fest: Eigentlich bräuchte es die österreichischen Kälberexporte nicht. Die Importmenge an Kalbfleisch (mehr als 9.000 t jährlich) ist umgerechnet mittlerweile deutlich größer als das, was an Kälbern exportiert (40.000 Tiere) wird. Für jedes in Österreich gemästete Kalb gibt es somit einen garantierten Absatz. Dies bestätigen auch die Erfahrungen aus dem Projekt "Kalb rosé Austria", das von der ARGE Rind konzipiert wurde und gemeinsam mit der Firma Astro Kalb als Vermarktungspartner durchgeführt wird. Mittlerweile werden über diese Schiene mehr 5.000 Kälber im Jahr vermarktet. "Kalb rosé Austria" hat sich somit zu einer fixen Größe auf dem heimischen Kalbfleischmarkt entwickelt und bietet österreichweit schon zahlreichen landwirtschaftlichen Betrieben eine Einkommensquelle. Der Erfolg dieses Projektes ist mittlerweile derart groß, dass Bedarf für bis zu 15.000 Kälber im Jahr gegeben ist. Heimische Qualität ist also auch bei Kalbfleisch gefragt und wie sich zeigt, durchaus auch zu höheren Preisen an den Kunden zu bringen als ausländische Ware. Das ist eine sehr günstige Konstellation, um sich als rinderhaltende/r Betriebsführer:in einmal damit zu beschäftigen, ob sich hier nicht eine Gelegenheit auftut.
Neben der Kalb rosé-Mast bietet auch das Segment der Fresserproduktion gute Entwicklungsmöglichkeiten für Betriebe. Fresser, also entwöhnte Nutzkälber für die weitere Mast, werden in Zukunft eine noch größere Bedeutung für die heimische Rindermast bekommen als jetzt schon. Zum einen, weil auch in den Mastbetrieben die Spezialisierung voranschreitet und damit die Kälberaufzucht oft nicht mehr am Mastbetrieb erfolgt, und zum anderen, weil durch den ungebrochenen Bestandsabbau in der Mutterkuhhaltung immer weniger Einsteller für die Mast zur Verfügung stehen, die Mastbetriebe also gezwungen sind, auf den Zukauf von Fressern umzusteigen. Bäuerinnen und Bauern mit einer "guten Hand" für die Haltung von Kälbern bieten sich somit gute Entwicklungsmöglichkeiten, die eigene betriebliche Existenz abzusichern, sei es als Hauptbetriebsform im spezialisierten Betrieb oder auch in der Mast bzw. Aufzucht der eigenen Kälber am Milchviehbetrieb. Wie sich dies in der Praxis darstellt, wird im Rahmen einer Exkursion, bei der bereits in der Kalb rosé-Mast und der Fresserproduktion erfolgreiche Betriebe ihre Höfe öffnen, aufgezeigt werden. Veranstalter dieser Exkursion sind die BVG Kärntner Fleisch und die Landwirtschaftskammer Kärnten.
Drei Fragen an Josef Fradler, Obmann BVG Kärntner Fleisch und ARGE Rind
Die Kälberexporte stehen in regelmäßigen Abständen medial in der Kritik, und auch von Seiten der Politik wächst der Druck, diese zu beenden. Wie stellt sich die Problematik für Sie dar?
Die Tatsache, dass Kälber, die in Österreich geboren wurden, in so ferne Länder wie Spanien oder Polen exportiert werden müssen, ist ein Missstand, der behoben gehört. Das ist für mich völlig klar. Ich bin mir sicher, dass auch die allermeisten Rinderbauern so denken, da braucht es erst gar keine Kritik von außen. Fest steht aber auch: Regelmäßig mit dieser Problematik am Pranger zu stehen, schadet der gesamten Branche, vom Milchviehbetrieb, auf dem die Kälber geboren werden, bis zum Mastbetrieb, der mit seinem hochwertig produzierten Fleisch beim Kunden bestehen muss. Für heimische Milch und für heimisches Fleisch gilt gleichermaßen, dass diese im oberen Qualitäts- und Preissegment angesiedelt sind. Doch gerade dort reagieren die Einkäufer sehr sensibel, wenn es um das Image eines Produkts oder einer Herkunft geht. Wir sollten uns da ehebaldigst aus der Schusslinie nehmen.
Offenkundig laufen in Österreich hochrangig Gespräche, die nach Lösungen für das Problem mit den Kälberexporten suchen. Es ist von einem „Kälbergipfel“ die Rede. Was können Sie uns darüber berichten?
Der "Kälbergipfel" wurde initiiert, um das Thema der Kälberexporte einmal wirklich in der vollen Breite und Tiefe zu diskutieren, Sachverhalte außer Streit zu stellen und eine Basis für die weitere Vorgangsweise zu finden. Die Aspekte, die hierbei bislang behandelt wurden, sind vielfältig, ebenso wie die Lösungsansätze. Mir war es in diesem Zusammenhang wichtig aufzuzeigen, dass die einfache Forderung "Na dann sollen halt die Rindermastbetriebe mehr Kälber mästen!" nicht funktionieren kann. Nahezu stabile Geburtenzahlen in den Milchviehbetrieben bei einem gleichzeitigen Rückgang der Rindermastplätze - da geht die Schere in Zukunft ja eher noch weiter auf, als dass sie sich schließt. Ohne einen Beitrag der Milchviehbetriebe wird sich das Problem folglich nicht lösen lassen, ohne gemeinsames Problembewusstsein jedoch auch nicht! Beim "Kälbergipfel" kommen daher die ARGE Rind, die Rinderzucht Austria, die Vereinigung der Österreichischen Milchwirtschaft, einzelne Vertreter der Molkereien, das Landwirtschaftsministerium und die Landwirtschaftskammer zusammen, um Lösungen zu erarbeiten, die den Export von Kälbern möglichst minimieren sollen.
Als Obmann der ARGE Rind und der BVG Kärntner Fleisch vertreten Sie rund 35.000 Betriebe, vom Milchviehbetrieb bis zum Mastbetrieb. Welche Maßnahmen braucht es aus Ihrer Sicht, um das Problem mit den Kälberexporten zu lösen?
Ein erster Schritt ist mit Sicherheit schon getan. Denn die ARGE Rind hat im Bewusstsein dieser Problematik bereits im Jahr 2019 gemeinsam mit der Firma Astro Kalb und der AMA-Marketing das Programm "Kalb rosé Austria" entwickelt, um für die heimische Kälbermast wieder eine Perspektive zu bieten. Ich darf heute mit Überzeugung sagen: All die Mühen, die mit diesem Projekt verbunden waren, machen sich schon jetzt bezahlt. Mehr als 5.000 Kälber, fast ausschließlich von Milchrassen, werden mittlerweile jährlich in diesem Programm gemästet und brauchen somit nicht mehr exportiert werden. Dies wäre nicht möglich, würde sich das Ganze für die Betriebe nicht rechnen, denn nichts bleibt am Markt bestehen, das sich nicht rechnet. Dieses Programm rechnet sich offensichtlich auch für die Kund:innen, denn trotz eines höheren Preises als beispielsweise jenem der holländischen Konkurrenz wird dieses heimische Kalbfleisch von der Gastronomie rege gekauft. Aktuell könnten rund 15.000 Kälber im Jahr über diese Schiene vermarktet werden, wenn es sie denn gäbe. Wir als ARGE Rind sehen unsere Hauptaufgabe jedenfalls darin, die heimische und regionale Produktion zu stärken und dadurch den Betrieben Möglichkeiten für deren Entwicklung anzubieten. Neben dem Kalb rosé-Projekt möchte ich in diesem Zusammenhang noch auf das Segment der Fresserproduktion, also der Aufzucht von Kälbern für die weitere Mast, verweisen. Wir bieten auch in der Fresserproduktion sehr attraktive Einkommensmöglichkeiten mit einem garantierten Absatz.
Zur Person
Josef Fradler (43 Jahre) aus Maria Saal ist seit 2019 Obmann der BVG Kärntner Fleisch und seit 2020 auch Obmann der ARGE Rind. Gemäß dem Leitspruch "Gemeinsam stark am Markt" vertritt er damit die Interessen von österreichweit rund 35.000 rinderhaltenden Betrieben. Im Jahr 2021 wurde er zudem zum Obmann des Vereins "Nachhaltige Tierhaltung Österreich (NTÖ)" gewählt, dem Dachverband aller in der Nutztierhaltung tätigen Organisationen. Er bewirtschaftet in Maria Saal einen Betrieb mit rund 170 Rindern, den er in den letzten zehn Jahren zu einem spezialisierten Mastbetrieb entwickelt hat. Neben der Stiermast mit eigener Kälberaufzucht im AMA-Gütesiegelprogramm mästet er seit 2019 auch Milchrassekälber im Programm "Kalb rosé Austria".