Mit gesunden Kühen erfolgreich
Die problemlose Kalbung und Nachgeburtsphase sind die Voraussetzungen für eine gute Fruchtbarkeitleistung. Basis ist die optimale Körperkondition bzw. die Herstellung der Fütterungsleistungsfähigkeit der Kuh. Die Zwischenkalbezeit, die, wirtschaftlich zusammengefasst, die Fruchtbarkeitsleistung und auch Milchleistung beschreibt, wird zu einem großen Teil davon beeinflusst. Eine gute Geburtshygiene im Bestand und eine stressfreie Kalbung sind die Vorgaben für einen problemlosen Geburts- und Nachgeburtsverlauf. Hygiene im Abkalbebereich ist die Voraussetzung für die weitere Gesundheit und Fruchtbarkeit der Tiere.
Geburt
Die Kalbung sollte in einer trockenen, sauberen und ruhigen Umgebung stattfinden. Wenn Zughilfe geleistet wird, dann nur mit angemessener Kraft (zwei Personen). Bei Problemen umgehend den Tierarzt zu Hilfe holen hilft, um Kuh und Kalb gesund zu halten. Bei Nichtbeachtung dieser Grundregeln kann es nicht nur zur Schädigung des Kalbes (Quetschungen, Knochenbrüchen) kommen, sondern auch zu Verletzungen, Infektionen und Störungen der Fruchtbarkeit beim Muttertier mit anschließender Leistungsminderung und Verzögerung der Besamungsfähigkeit.
Nachgeburtsphase/Frühlaktation
Die intensive Überwachung der Fruchtbarkeit beginnt direkt nach der Kalbung. Das tägliche Fiebermessen in den ersten fünf bis zehn Tagen durch den Landwirt ist eine einfache Methode, um bei Risikotieren frühzeitig akute Gebärmutterentzündungen, Mastitiden und andere Krankheiten insbesondere bei Schwergeburten und Stoffwechselrisikotieren (hohe Leistung, Krankheitsvorbelastung, Zwillingsgeburten etc.) zeitgerecht zu diagnostizieren, bevor eine dauerhafte negative Gesundheitsbeeinträchtigung die Laktation begleitet.
Sollten die Eihäute etwa 24 Stunden nach der Geburt nicht abgegangen sein, spricht man von einer Nachgeburtsverhaltung. Oft hängen noch Eihautteile aus der Scheide, und die Kuh "stinkt". Der Geruch wird von Bakterien verursacht, die sich in der flüssigkeits- und nachgeburtsteilgefüllten Gebärmutter gut vermehren, weil sie dort keiner direkten Körperabwehr ausgesetzt sind.
In einer zweiten Phase bekommt die Kuh oftmals Fieber und frisst schlecht. Die übliche Therapie des Tierarztes besteht in manchen Fällen in einem Abnahmeversuch und/oder nur dem Einlegen von Antibiotikastäben oder "Spülungen" der Gebärmutter. Nachteile der Methode sind Reizungen der Schleimhaut, eine Rückstandsproblematik und ein möglicher negativer Einfluss auf das Erstbesamungsergebnis. Die derzeit empfohlene Therapie besteht in der Injektion von speziell dafür zugelassenen Antibiotika. Eine Möglichkeit die Reinigung der Gebärmutter zu unterstützen, besteht im Einsatz eines natürlichen Prostaglandins. Eine Wiederholungsbehandlung kann nach einer Kontrolluntersuchung zwei Wochen später erfolgen.
Brunstbeobachtung
Die Brunstbeobachtung ist in einem Fruchtbarkeitsprogramm von zentraler Bedeutung. Natürlich sollen alle Brunsterscheinungen nach der Geburt aufgezeichnet werden. Dabei sind Brunstschleimbeimengungen (Eiter, Nachgeburtsteile, Blut etc.) ebenfalls als wertvolle Beurteilungshilfe zu vermerken.
Tierärztliche Untersuchungen
Eine Gebärmutterrückbildungskontrolle nach dem Kalben, Eierstockskontrollen zu einem späteren Zeitpunkt und eine frühzeitige Trächtigkeitsuntersuchung sind häufig Bestandteile von Fruchtbarkeitsprogrammen, Zeitpunkt und Behandlungsstrategien fallen je nach Betrieb und Tierarzt unterschiedlich aus.
Eine sichere frühe Trächtigkeitsdiagnose ist für das Betriebsergebnis enorm wichtig. Neben der rektalen Trächtigkeitsuntersuchung ist der Einsatz von Milch oder Bluttest ebenfalls möglich. Bei einer serologischen Trächtigkeitsuntersuchung kann durch das gleichzeitige Testen anderer Parameter wie Fruchtbarkeitsprofilen oder z.B. Selenuntersuchungen mit der gleichen Probe ein erhöhter Informationsgehalt bezogen werden.
Fazit
Neben der problemlosen Kalbung durch korrekt konditionierte Muttertiere, der hygienisch optimierten Kalbung, sind die Brunstbeobachtung und die gute Brunstnutzung für eine gute Fruchtbarkeitsleistung entscheidend. Die frühe Trächtigkeitsdiagnose durch verschiedene Systeme unterstützt dieses Bestreben. Der Rinderträchtigkeitstest im Serum/EDTA Plasma oder in der Milch von Kalbinnen und Kühen bietet eine ähnliche Genauigkeit wie die rektale Untersuchung. Die Tier- bzw. Fruchtbelastung ist dabei gering. Der Befund "derzeit trächtig" ist bei früher Durchführung aller Testverfahren durch eine spätere Wiederholungsuntersuchung abzusichern, sonst führt dieses System wie auch bei der frühen Ultraschalluntersuchung zu Fehlern im Fruchtbarkeitsmanagement.
Tipps
- Muttertiere mit einer Körpertemperatur über 39,5 °C sollten umgehend dem Tierarzt vorgestellt und behandelt werden.
- Nicht brünstige oder nicht tragende Tiere werden durch die Einführung von tierärztlichen Routinekontrollen schnell erkannt und können umgehend behandelt werden.
Tiergesundheitstag: Im Zeichen von "25 Jahren Gesundheitsdienst für Nutztiere für Kärnten" steht der Tiergesundheitstag am 5. September in Kärnten von 9 - 16 Uhr im Bildungshaus Schloss Krastowitz. Wirtschaftliche Rinderhaltung, Stoffwechsel und Klauengesundheit stehen im Mittelpunkt der Jubiläumsveranstaltung. Eine telefonische Anmeldung bis 1. September beim Gesundheitsdienst unter 050/536-11613 ist erforderlich