Mit abgestuftem Wiesenbau Erträge stabilisieren
Kärnten ist ein Land der Wiesen und Weiden. Das Grünland macht mit insgesamt 145.000 ha etwas mehr als zwei Drittel der landwirtschaftlichen Fläche aus. Die Nutzung erfolgt in unterschiedlichen Ausprägungen: von extensiven Wiesen und Hutweiden bis zu leistungsfähigen, anspruchsvollen Wirtschaftswiesen und Weiden. Die abgestufte Nutzung im Dauergrünland ist eine Methode, die sowohl der Wirtschaftlichkeit und Ertragssicherheit des Betriebes als auch der Ökologie und Biodiversität Rechnung trägt. Durch die mosaikförmige Bewirtschaftung unter Berücksichtigung der Standortbedingungen ergeben sich unterschiedliche Nutzungsformen und -häufigkeiten. Daraus resultiert, dass sich die Biodiversität gesamtbetrieblich verbessert. Den Ursprung findet der abgestufte Wiesenbau im biologischem Grünland und bei Grünlandbetrieben, die einen mäßigen Wirtschaftsdüngeranfall aus der eigenen Tierhaltung haben.
Was versteht man darunter? Wenn Betriebe die Mäh- und Weideflächen mit dem vorhandenen Hofdünger nicht der Nutzung entsprechend versorgen können, folgen Ertragsprobleme. Bestandsveränderungen, Lückigkeit und Verunkrautung der Wiesen können die Folge sein. Die wenigsten Betriebe haben ausschließlich Standorte mit höchster Bonität zur Verfügung, welche alle gleichförmig und ertragsbetont nutzbar sind. Im Normalfall gibt es neben ebenen, tiefgründigen Schlägen auch seichtgründige, staunasse oder sonstige benachteiligte Flächen, welche natürlichen Nutzungsgrenzen unterliegen. Werden diese Grenzen überschritten, sind Bestandsveränderungen, oftmals zum Schlechteren, vorprogrammiert. Der Grünlandforscher Walter Dietl drückt die Standortunterschiede so aus: "Der Standort entscheidet, die Bewirtschaftung prägt".
Durch eine angepasste (optimale) Bewirtschaftung wird der Ertrag auf den Standorten mit guter Bonität verbessert. Bei extensiveren Standorten hingegen führt eine Erhöhung der Düngung zu keiner bzw. nur zu einer geringen Ertragssteigerung. Der eingesparte Wirtschaftsdünger kann somit auf Futterflächen eingesetzt werden, die eine bessere Bonität (Ertragsfähigkeit, Geländeeigenschaft) aufweisen.
Durch eine angepasste (optimale) Bewirtschaftung wird der Ertrag auf den Standorten mit guter Bonität verbessert. Bei extensiveren Standorten hingegen führt eine Erhöhung der Düngung zu keiner bzw. nur zu einer geringen Ertragssteigerung. Der eingesparte Wirtschaftsdünger kann somit auf Futterflächen eingesetzt werden, die eine bessere Bonität (Ertragsfähigkeit, Geländeeigenschaft) aufweisen.
Fazit
Ob die Futtererträge und die Grundfutterqualitäten erhöht bzw. verbessert werden können, hängt in erster Linie von der Ausgangssituation des Betriebes ab. Ein Betrieb mit einem höherem GVE-Besatz, der auch mineralische Stickstoffdünger einsetzt und auf das System abgestufter Wiesenbau umstellt, wird kaum höhere Erträge erwirtschaften können. Ziel des abgestuften Wiesenbaus oder der standortgerechten Landwirtschaft sollte in erster Linie auch keine Ertragssteigerung, sondern eine Ertragsstabilisierung sein. Der Einsatz von externen Betriebsmitteln wie Mineraldünger kann gesenkt werden und die Kreislaufwirtschaft wird weitestgehend gefördert.
Nutzungsstufen Mähwiesen
Nutzungsstufen Dauerweide
Vier Schritte
- Mithilfe der digitalen Bodenkarten können die Bodenparameter wie Bodentyp, Wasserverhältnisse, Bodenart, Horizonte und Humusverhältnisse erhoben werden.
- Die Nutzung ist unter Zuhilfenahme der Leitgräser zu definieren. Diese muss auf den Standort abgestimmt sein. Die Nutzungsmöglichkeiten werden entscheidend vom Standort beeinflusst. Dabei sind Wasserhaushalt sowie Wärme- und Nährstoffhaushalt als Wuchsfaktoren stark ertragswirksam. Zusammen mit Klima, Bodenart, Exposition und Hofentfernung des Feldstückes liefern sie die notwendige Entscheidungsgrundlage für die Nutzungsstufen (siehe Grafiken). Auf welchen Flächen der Düngereinsatz reduziert werden kann, hängt von verschiedenen, teils betriebsindividuellen Faktoren ab:
- Bonität des Bodens, Standortes
- Geländeform, Bearbeitbarkeit
- Entfernung von der Hofstelle, Erreichbarkeit
- Parallel zur Düngung muss auch die Nutzung angepasst werden. Eine Zwei-Schnitt-Fläche benötigt nur etwa ein Drittel des Nährstoffeinsatzes einer Vier-Schnitt-Fläche oder Kurzrasenweide. Zu beachten ist, dass die Nährstoffgehalte im Wirtschaftsdünger in der Praxis stark schwanken. Sie hängen von zahlreichen Einflussfaktoren wie Fütterung, Verdünnungs- und Rottegrad sowie Einstreumaterial und -menge ab.
- Am Betrieb muss erhoben werden, wieviel Wirtschaftsdünger zur Verfügung steht. Die auszubringenden Mengen richten sich nach der Nutzungsstufe bzw. die Stickstoff-, Phosphor- und Kaliumdüngung im Grünland erfolgt nach den Bedarfswerten der Richtlinie für sachgerechte Düngung im Ackerland und Grünland (8. Auflage). Beim Hofdüngereinsatz im Grünland wird häufig versucht, alle Flächen gleich zu versorgen. Dies kann zu einer schleichenden "Aushagerung" führen, wenn insgesamt nur eine begrenzte Wirtschaftsdüngermenge zur Verfügung steht. Frei gewordene Düngermengen von extensiver bewirtschafteten Flächen ermöglichen eine Steigerung der Bodendynamik auf ertragsbetont geführten Flächen und somit die Produktion von Leistungsgrundfutter.
- Es gilt Anpassungen bei der Bewirtschaftung durchzuführen. Dies kann z.B. bedeuten, dass feuchte oder trockene Stellen bzw. Schläge mit geringer Bonität nicht gedüngt werden. Teilschläge werden zu Glatthafer-, Wiesenfuchsschwanz- oder Trespenwiesen. Dadurch erhält der Betrieb verschiedene Futterqualitäten, wie z.B. Leistungsfutter mit hohem Energie- und Proteingehalt, oder reifes, rohfaserreiches, samentragendes Heu für Jungvieh, Galtvieh und trockenstehende Kühe.