Lämmermarkt boomt weiter
Die Rolle der Schafhaltung in der Steiermark nimmt seit Jahren kräftig zu. Mit 3.411 schafhaltenden Betrieben gibt es in keinem anderen Bundesland mehr Schafhalter. Erfreulich ist auch die Entwicklung in der Branche - mittlerweile gibt es über 86.000 Schafe in der Steiermark, das bedeutet eine Steigerung von etwa 10% in den vergangenen fünf Jahren - und trotzdem können diese Betriebe die Nachfrage nicht decken. Die Gründe dafür sind vielseitig (Interview mit Siegfried Illmayer, GF des steirischen Schaf- und Ziegenzuchtverbands).
Vielseitige Tiere
Schafe können sehr vielseitig eingesetzt werden: Milchproduktion (Weizer Schafbauern oder Direktvermarktung), Fleischproduktion sowie bodenschonende Landschaftspflege. Das Hauptaugenmerk in der Steiermark liegt jedoch in der Qualitätslämmerproduktion. Das Wort "Qualität“ bezieht sich in diesem Zusammenhang überwiegend auf die Vollfleischigkeit der wertbestimmenden Fleischteile wie Rücken oder Schlögl. Um für Marktlieferungen vorgesehene Lämmer produzieren zu können, spielt neben Haltung und Fütterung vor allem der Einsatz von geeigneten Rassen eine wesentliche Rolle.
Richtige Schafrasse
Es gilt, jene Rassen einzusetzen, welche genetisch dazu veranlagt sind oder speziell dafür gezüchtet wurden, Muskel anzusetzen. Grundsätzlich steht den Produzenten eine Reihe von Rassen zur Verfügung: In der Regel werden als Muttergrundlage asaisonale (ganzjährig paarungsbereite) Rassen eingesetzt, welche dann mit Fleischrassewiddern eingekreuzt werden. In der Kreuzungsproduktion sorgt der Heterosiseffekt (bessere Leistungsfähigkeit und erhöhte Vitalität) zusätzlich für eine Leistungssteigerung.
Asaisonale Rassen (beispielsweise Landschafrassen, Berg- und Steinschafrassen) sind ganzjährig paarungsbereit und bringen mehr Lämmer zur Welt als Rassen mit saisonalem Brunftzyklus. Neben der hohen Fruchtbarkeit sind auch guter Mutterinstinkt und gute Milchleistung wesentliche Vorzüge dieser Rassen. Durch das Einkreuzen mit Fleischrassen (saisonaler Brunftzyklus) wird dann die Vollfleischigkeit (höhere Tageszunahmen, bessere Bemuskelung) forciert. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, reine (saisonale) Fleischrassen in der Lämmerproduktion einzusetzen. Abgesehen von der sehr guten Bemuskelung und Grundfutterverwertung, sind die Ablammungen sehr auf Februar und März komprimiert. Für Betriebe im Nebenerwerb kann das ein Vorteil sein, weil man sich nur eine kurze Zeit im Jahr mit Ablammungen zu beschäftigen hat. Ein wesentlicher Faktor für eine erfolgreiche Produktion ist auch der Ankauf von leistungsgeprüften Tieren von heimischen Herdebuchzuchtbetrieben.
Schafe zur Landschaftspflege als Dienstleistung
Schafe und Ziegen spielen in der Landschaftspflege auf schwer zu bewirtschaftenden Flächen eine große Rolle. Durch ihr geringes Körpergewicht verursachen sie keine Flurschäden, sondern festigen den Boden und sorgen durch die Beweidung auch für eine bessere Bestockung der Grasnarbe, sie fördern die Biodiversität und forcieren den Humusaufbau. Diese Leistungen werden in Zeiten der Klimaveränderung und zur Erreichung internationaler Klimaziele immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Extrem hohe Nachfrage besteht auch nach Leihschafen - Besitzer, welche ihre Grünlandflächen nicht mehr selbst bewirtschaften können oder wollen, suchen verstärkt nach Schafen und Ziegen, welche diese Flächen den Sommer über gegen Bezahlung pflegen. Auch Betreiber von Photovoltaikanlagen sind auf der Suche nach Schafhaltern, welche in der Vegetationszeit den Raum zwischen den Paneelen pflegen. Vorzeigeprojekte gibt es bei der Beweidung von Hochwasser-Rückhaltebecken. Der Verband vermittelt zwischen Grundbesitzern und Schafhaltern.
Extrem hohe Nachfrage besteht auch nach Leihschafen - Besitzer, welche ihre Grünlandflächen nicht mehr selbst bewirtschaften können oder wollen, suchen verstärkt nach Schafen und Ziegen, welche diese Flächen den Sommer über gegen Bezahlung pflegen. Auch Betreiber von Photovoltaikanlagen sind auf der Suche nach Schafhaltern, welche in der Vegetationszeit den Raum zwischen den Paneelen pflegen. Vorzeigeprojekte gibt es bei der Beweidung von Hochwasser-Rückhaltebecken. Der Verband vermittelt zwischen Grundbesitzern und Schafhaltern.
Marktgerechte Lämmer
Grundsätzlich muss sich jeder Betrieb im Rahmen seiner betrieblichen und zeitlichen Möglichkeiten Strukturen schaffen, um erfolgreich wirtschaften zu können. Die Form der Vermarktung spielt hier eine sehr wesentliche Rolle: Habe ich die Möglichkeit, Fleisch oder Milchprodukte direkt zu verarbeiten und auch direkt zu vermarkten, stehen andere Möglichkeiten offen, als wenn die Vermarktung über den Handel oder diverse Abnehmer erfolgt. Ich muss wissen, welche Kriterien der Markt oder konkret mein Abnehmer verlangt. Diese gilt es dann bestmöglich zu erfüllen!
Beratung nutzen
Es wird in jedem Fall empfohlen, vor dem Neueinstieg in die Schafhaltung eine umfassende Beratung in Anspruch zu nehmen, um sich über die Rahmenbedingungen bestmöglich zu informieren. Es gibt Unterstützung sowohl beim Know-how (Grundberatung und Bauberatung der Landwirtschaftskammer sowie Spezialberatungen des Schaf- und Ziegenzuchtverbandes) als auch im Bereich der Vermarktung (Lämmer, Kitze, Altschafe, Wolle).