Krieg in der Ukraine: Agrarmärkte in Aufruhr
Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine sind die Preise für Getreide und Ölsaaten an den Produktenbörsen von ihrem ohnehin bereits sehr hohen Niveau nochmals steil nach oben geschossen. Die Weizen-Futures an der Produktenbörse in Chicago haben alleine seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine um 11 % zugelegt. Dabei gab es bereits im Vorfeld des Kriegs kräftige Preisausschläge nach oben, die Märkte haben also den Krieg schon seit einiger Zeit als sehr wahrscheinlich angenommen. Seit Jahresbeginn ergibt sich hierdurch ein Kursanstieg von 43 % für Weizen, von 28 % für Sojaschrot und von 12 % für Mais. Der Hintergrund hierfür ist ziemlich naheliegend, denn mit Russland und der Ukraine führen gerade zwei „Schwergewichte“ im weltweiten Agrarhandel Krieg. Es ist daher zu befürchten, dass die Exporte aus diesen beiden Ländern längerfristig sehr eingeschränkt sein werden, wenn nicht sogar gänzlich auszufallen drohen. Insbesondere am Weizenmarkt hätte dies gewaltige Umwälzungen im globalen Handel zur Folge, denn ganze Staaten im Nahen Osten und Nordafrika sind für die Ernährung ihrer Bevölkerung auf Lieferungen aus diesen beiden Ländern angewiesen. Alternative Bezugsquellen sind rar und alleine schon wegen der Transportkosten (USA, Kanada) oft sehr teuer. Ein Blick auf die Mengengerüste verdeutlicht dies. Weltweit werden rund 775 Mio. t Weizen jährlich produziert, hiervon 84 Mio. t in Russland und 25 Mio. t in der Ukraine. Exportiert werden jährlich rund 200 Mio. t Weizen, wovon 39 Mio. Tonnen aus Russland und 17 Mio. t aus der Ukraine stammen. In Summe sind somit aktuell rund 55 Mio. t Weizen (28 % des globalen Weizenhandels) für die Versorgung der Menschheit und auch als Futterweizen mit einem großen „Fragezeichen“ versehen. Bei Körnermais sind es 16 % des globalen Handels und bei den anderen Körnerfrüchten (außer Weizen und Mais) sind es 15 %. Aus Sicht der Agrarmärkte ist dieser Krieg somit kein regionales Ereignis, sondern eine veritable globale Krisensituation.
Preissteigerungen
Was bedeutet dies nun für die heimische Landwirtschaft? Sehr wahrscheinlich sind Preissteigerungen für Getreide und Futtermittel. Wenn im globalen Handel die Preise steigen, dann wird sich die EU davon nicht abkoppeln können, in Teilbereichen auch nicht wollen, da dies ja auch höhere Erlöse bringt. Um nochmals das Beispiel Weizen zu bemühen: In der EU werden jährlich rund 130 Mio. t Weizen produziert (17 % der weltweiten Menge) und 30 Mio. t exportiert (23 % der produzierten Menge). Die Versorgungssicherheit ist somit keinesfalls gefährdet! Wenn jedoch die Erlössituation in der Exportvermarktung deutlich ansteigt, so wird dies auch das Preisniveau am Binnenmarkt mit nach oben ziehen.
Im Gegensatz zu Weizen (EU-Selbstversorgungsgrad ca. 130 %) liegt der Selbstversorgungsgrad bei Mais in der EU bei lediglich 87 %. Die EU muss 15 Mio. t importieren, von denen den mit Abstand größten Anteil von gut 8 Mio. t die Ukraine beiträgt. Alternative Versorgung über Nord- und Südamerika ist auf Grund von geltenden Handelsbeschränkungen (phytosanitäre Vorschriften, nicht zugelassene GMO-Sorten etc.) nicht ohne weiteres möglich.
Hauptsächlich dürfte jedoch der Markt für Ölsaaten und Pflanzenöle betroffen sein. In diesem Bereich hat die EU nämlich doch einen erheblichen Importbedarf, und dieser wurde zu einem nicht unwesentlichen Teil durch Lieferungen aus der Ukraine gedeckt. Sollte es hier zu massiven Einschränkungen kommen, hätte dies zum einen Auswirkungen auf die Biodiesel- und Speiseölproduktion und zum anderen auf die Koppelprodukte daraus (Rapskuchen, Rapsextraktionsschrot), also die Versorgung mit Eiweißfuttermitteln. Zusammenfassend muss jedoch betont werden, dass selbst dann, wenn sämtliche Exporte aus Russland und der Ukraine für die nächsten Monate ausfallen würden, außer bei Weizen, die fehlenden Mengen durchaus noch im Rahmen der jährlichen Ertragsschwankungen in der globalen Produktion liegen, was dann doch erwarten lässt, dass bei einer durchschnittlichen Ernte 2022 die Preise nicht „komplett“ abheben werden.
Im Gegensatz zu Weizen (EU-Selbstversorgungsgrad ca. 130 %) liegt der Selbstversorgungsgrad bei Mais in der EU bei lediglich 87 %. Die EU muss 15 Mio. t importieren, von denen den mit Abstand größten Anteil von gut 8 Mio. t die Ukraine beiträgt. Alternative Versorgung über Nord- und Südamerika ist auf Grund von geltenden Handelsbeschränkungen (phytosanitäre Vorschriften, nicht zugelassene GMO-Sorten etc.) nicht ohne weiteres möglich.
Hauptsächlich dürfte jedoch der Markt für Ölsaaten und Pflanzenöle betroffen sein. In diesem Bereich hat die EU nämlich doch einen erheblichen Importbedarf, und dieser wurde zu einem nicht unwesentlichen Teil durch Lieferungen aus der Ukraine gedeckt. Sollte es hier zu massiven Einschränkungen kommen, hätte dies zum einen Auswirkungen auf die Biodiesel- und Speiseölproduktion und zum anderen auf die Koppelprodukte daraus (Rapskuchen, Rapsextraktionsschrot), also die Versorgung mit Eiweißfuttermitteln. Zusammenfassend muss jedoch betont werden, dass selbst dann, wenn sämtliche Exporte aus Russland und der Ukraine für die nächsten Monate ausfallen würden, außer bei Weizen, die fehlenden Mengen durchaus noch im Rahmen der jährlichen Ertragsschwankungen in der globalen Produktion liegen, was dann doch erwarten lässt, dass bei einer durchschnittlichen Ernte 2022 die Preise nicht „komplett“ abheben werden.