Klimawandel trifft Landwirtschaft hart
Der durch den Klimawandel verursachte Temperaturanstieg sorgt für mehr Energie in der Atmosphäre. Dementsprechend sind wir mit vermehrten Wetterextremen konfrontiert – mit katastrophalen Auswirkungen für die Betroffenen,“ so lautete das Kurzfazit von Dipl.-Ing. Hubert Gernig, Landesleiter Kärnten der Österreichischen Hagelversicherung, im Rahmen seines Vortrags vor der Vollversammlung der LK Kärnten. Gernigs Behauptungen lassen sich mit Zahlen in beunruhigendem Ausmaß belegen: So hat sich die Anzahl der Hitzetage pro Jahr in Österreich seit 1993 mehr als verdoppelt, auch die wetterbedingten Schäden in der Landwirtschaft nehmen zu. Im Jahr 2023 belaufen sich diese (bisher) auf 250 Millionen Euro. Was man aufgrund des heurigen Sommers aus Kärntner Sicht nicht vermuten würde: Zwei Drittel davon entfallen auf Dürreschäden, die vor allem Ober- und Niederösterreich sowie das Burgenland trafen. Dementsprechend hielt Gernig fest: „Die Dürre stellt in den nächsten Jahren wohl die größte Herausforderung für die Hagelversicherung dar.“
Kärnten: 10 Millionen Euro Schaden
Anders als im Norden und Osten Österreichs waren es in Kärnten in diesem Jahr vor allem Hagel, Überschwemmungen und Sturm, die an den landwirtschaftlichen Kulturen Schaden anrichteten. So sind im Bereich Hagel die Schadensmeldungen gegenüber dem Vorjahr in Kärnten um 43 % gestiegen. Statistisch gesehen hat jeder zweite bäuerliche Betrieb heuer eine Schadensmeldung aufgrund von Hagelschäden abgegeben. Die Summe der Hagelschäden in Kärnten beläuft sich 2023 auf 6,3 Mio. Euro. Dazu kommen 2,3 Mio. Schäden durch Überschwemmungen sowie 0,5 Mio. Euro an Sturmschäden in den von der Hagelversicherung abgedeckten Bereichen. Mit allen weiteren Ereignissen (Frost etc.) beläuft sich der Gesamtschaden in Kärnten in den bisherigen neun Monaten des Jahres auf etwa 10 Mio. Euro.
Hohe Abdeckung
Kärnten zeichnet sich durch einen hohen Durchversicherungsgrad aus: „95 % der Agrarfläche ist gegen Hagel versichert“, erklärte Gernig in seinem Vortrag. Seit 2019 wird die Versicherungsprämie für folgende Risiken bei landwirtschaftlichen Kulturen gefördert: Hagel, Frost, Dürre, Sturm, starke oder anhaltende Regenfälle. Zudem gibt es Prämienstützungen folgender Risiken bei Nutztieren: Tierseuchen/Tierkrankheiten und sonstige Infektionskrankheiten. Die Förderung beträgt 55 %, getragen je zur Hälfte von Bund und Land. Österreich befindet sich bei der Prämienförderung weltweit im guten Mittelfeld, die Top-10-Staaten fördern im Schnitt mit 69 %, wobei China, Indien und Südkorea mit 80 % und mehr den Schnitt nach oben treiben.
Bei allen unerfreulichen Vorzeichen, die der Klimawandel für die Landwirtschaft mit sich bringt, hatte Gernig zum Abschluss wenigstens ein kleines Trostpflaster für die anwesenden Bäuerinnen und Bauern parat: Die durchschnittliche Schadensabwicklungsdauer der Österreichischen Hagelversicherung von der Erhebung am Feld bis zum Eintreffen der Zahlung am Konto der Landwirte beträgt nur drei Tage, ein Wert, der in anderen Sparten wohl ungläubiges Stauen auslösen würde.
Österreichische Hagelversicherung:
- Gegründet: 1946
- Rechtsform: Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit
- Mitarbeiter: 164
- Versicherte Agrarfläche: 4 Mio. ha
- Prämienaufkommen: 300 Mio. Euro, davon Kärnten: 15,5 Mio.
- Versicherungssumme: 10 Mrd. Euro
- Tätig in: Österreich, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Rumänien, Bulgarien (ab 2024)