Innovative Baulösung für Milchviehbetrieb im Berggebiet

In der Tauernregion im oberen Mölltal befindet sich auf 1260 m Seehöhe der Betrieb von Familie Suntinger. Hier werden 20 ha Grünland im Nebenerwerb biologisch bewirtschaftet sowie 3 ha Wald. Zwölf Fleckviehkühe liefern Biowiesenmilch. Der Wunsch nach einem Umbau entstand lange vor dem eigentlichen Start. Zahlreiche Überlegungen, Betriebsbesichtigungen und Gespräche im Arbeitskreis Unternehmensführung wurden im Vorfeld getätigt. Vom Entschluss bis zur Umsetzung verging außerdem fast ein Jahr intensive Planungszeit, da sich der Bauplatz am Extremstandort befindet und außergewöhnliche bauliche Überlegungen und Lösungen forderte. Die Intension war es, den Tierbestand gleich zu belassen, allerdings eine Arbeitserleichterung zu erreichen sowie den Tierkomfort und das Management zu verbessern. Diese Ziele machten es überhaupt erst möglich, sich ernsthaft, langfristig und mit großer Motivation mit einer Umbaulösung auseinanderzusetzen. Natürlich war die Planungszeit um einiges länger, doch die Ziele Erleichterung der täglichen Arbeit, Verkürzung dieser und Verbesserung des Tierwohls entfachten den nötigen langen Atem. Außerdem sah es der Betrieb als eine wichtige Investition in die Zukunft.
Der Standort verlangte in jedem Bauschritt nach außergewöhnlichen Umsetzungen, welche nur mit einem enormen Mehraufwand zu bewältigen waren. Extrem hohe Hangsicherungen durch Steinmauern mussten durchgeführt werden, gewaltige Betonarbeiten im Bereich des Unterbaus wurden benötigt und komplizierte Eingriffe in den Bestand waren nur einige der Hürden, die bewältigt werden mussten. Unvorstellbar für Betriebe in Gunstlagen. Allerdings ließ der fertige Laufstall sämtliche Anstrengungen vergessen. Auch die Skepsis der älteren Generation über die moderne Haltungsform hat sich gelegt. Denn durch das helle, luftige Stallgebäude und den angebauten Auslauf erhielten die Tiere genügend Platz, Luft und Licht. Die Wasserversorgung wird durch zwei Trogtränken gewährleistet. Das Fressgitter und die breiten Fressplätze bieten nun einen optimalen, sauberen Fressplatz für die Milchkühe im Verhältnis von unter 1 : 1. Besonders tierfreundlich gestalten sich die reichlich eingestreuten, sauberen und rutschfesten Liegeboxen. An mindestens 180 Tagen im Jahr haben die Tiere außerdem Zugang zur Weide.

Nach dem Umbau wurde am Betrieb Suntinger ein Tierwohlindex von 95 Gesamt-Index-Punkten erreicht. Hier fällt vor allem die gute Mensch-Tier-Beziehung, die Sauberkeit im Stall, der technische Zustand der Stalleinrichtungen und das Gesundheitsmanagement ins Gewicht. Obwohl der Bauplatz aufgrund der exponierten Höhenlage sehr knapp war, umfasst der Stall nun eine Abkalbebox und darüber hinaus eine separate Krankenbucht. Somit können auch brünstige Kühe problemlos von der Herde getrennt werden.

Betriebswirtschaftliche Beurteilung
Die Ziele waren Arbeitserleichterung, Tierkomfort und Managementverbesserung. Der Tierbestand blieb unverändert, die Milchleistung konnte indes leicht angehoben werden. Die Bruttogesamtinvestitionssumme betrug 230.000 Euro, davon wurden 60.300 Euro Investitionsförderung lukriert (Kostenaufstellung s. Tabelle). Die Kosten je Kuhplatz betrugen somit 12.100 Euro (abzüglich Investitionsförderung).
Das neue Stallsystem führte zu einer deutlichen körperlichen Erleichterung, die tägliche Arbeitszeit und die Arbeitszeit je Kuh bleiben aber etwa gleich wie vor der Investition. Heute steht jedoch mehr Zeit für die Tierbetreuung und –beobachtung zur Verfügung.
„Mit diesem Umbau wurde ein langer, durchdachter Traum wahr. Der Mut, etwas geschaffen zu haben, erfüllt uns mit großer Dankbarkeit und Freude. Werte, die uns sehr wichtig und unbezahlbar sind. In Kombination mit der Vermietung liegt es uns ganz besonders am Herzen, unseren Gästen Landwirtschaft näher zu bringen. Wenn in Zeiten wie diesen der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen“. Daniela Suntinger

Betriebsspiegel
- Familie: Daniela und Hannes mit Katharina (17), Tobias (16) und Jonas (8) sowie Eltern Vevi und Friedl
- Standort: Mörtschach, oberes Mölltal, 1.259 m Seehöhe
- 353 Erschwernispunkte, sehr steile Hofstelle
- Biologische Bewirtschaftung, Nebenerwerb, Vermietung
- Biobetrieb seit 1994, Biowiesenmilch Kärntnermilch
- 20 ha Grünland, 3 ha Wald
- Viehbestand: 12 Fleckviehkühe, 6 Kalbinnen
- Milchleistung: 7.762 (lt. LKV)
Informationen
Da sich die Baukosten inzwischen deutlich erhöht haben, können die im Artikel angegebenen Werte nicht als Grundlage für neue Bauvorhaben herangezogen werden. Pauschalkostensätze und Baurichtpreise für 2023 können auf der Homepage der AMA bzw. der ÖKL-Plattform „Bauen“ www.oekl-bauern.at eingesehen werden.
Beratung
Unterstützung und Beratung erhalten Sie in der LK Kärnten, Bauberatung unter 0463/58 50–15 01 sowie LK Kärnten, Betriebskonzept und –planung unter 0463/58 50–14 06.
Außerdem hat die AMA das neue Förderblatt „Investitionen in die landwirtschaftliche Erzeugung“ online veröffentlicht. Hier sind alle möglichen Investitionsbeihilfen zusammengefasst.
EIP-Projekt Bergmilchvieh
Im Berggebiet ist die Kombinationshaltung (Weidehaltung, Auslauf und vorübergehende Anbindehaltung) auf kleinbäuerlichen Betrieben im benachteiligten Gebiet auch auf biologisch wirtschaftenden Betrieben durchaus noch Usus. Der Betrieb Suntinger war einer der 32 österreichweit teilnehmenden Betrieben am EIP-Projekt Berg-Milchvieh. Aufgezeigt wurde, wie einfache und kostengünstige Umbaulösungen gelingen können. Alle Infos, Stallskizzen und Details zum Projekt findet man unter www.bergmilchvieh.at.