Hofmolkerei verarbeitet Bioschafmilch von zwei Partnern
Die Direktvermarktung am Mallhof in Bad Kleinkirchheim ist schon lange ein wichtiges Standbein. Bereits im Jahr 1997 wurde der erste Milchverarbeitungsraum errichtet. Christian Mayrbrugger begann seine Biomilchprodukte am neu gegründeten Biomarkt in Villach zu vermarkten. Schon damals wurde mit befreundeten Biobetrieben kooperiert, indem ein Verkaufsanhänger gemeinsam angeschafft und die jeweiligen Bioprodukte vermarktet wurden. Heute, 26 Jahre später, spielt der Kooperationsgedanke nach wie vor eine große Rolle in der Betriebsphilosophie Christian Mayrbruggers. Die jüngste Kooperation, die mittlerweile auch schon wieder sieben Jahre alt ist, umfasst die Verarbeitung und Vermarktung von Bioschafmilch zweier Partnerbetriebe aus der näheren Umgebung.
Beim Reden gefunden
Johann Poppernitsch stand als Betriebsführer eines im Nebenerwerb geführten Mutterkuhbetriebes vor rund neun Jahren vor dem Scheideweg: teuer umbauen, aufhören oder nach einer Alternative suchen. Bei einem Gespräch mit Christian Mayrbrugger, der bis dahin nur Biolkuhmilch verarbeitet hatte, zeigte sich, dass er zur Sortimentserweiterung durchaus Interesse an einer Schafmilchverarbeitung hatte. Daraufhin wurde ein Kontakt zu einem oberösterreichischen Milchschafbetrieb aufgenommen, um sich dort über die Schafhaltung und das Melken zu informieren. Nach einem Stallumbau, der in Eigenregie mit sehr viel eigenem Holz durchgeführt wurde und knapp 10.000 Euro kostete, stieg Johann Poppernitsch mit 30 Milchschafen der Rasse Lacaune in die Bioschafmilchproduktion ein. Nach und nach wurde die Schafherde mit eigener Nachzucht und durch Zukauf von Zuchtlämmern erweitert. Heute werden 120 Milchschafe gemolken. Sie werden in zwei Gruppen eingeteilt, da sie zu unterschiedlichen Zeitpunkten ablammen. Durch die Herdenteilung kann das ganze Jahr hindurch kontinuierlich Milch angeliefert werden.
Vor vier Jahren trat Titiana Weißmann aufgrund einer stetig gestiegenen Nachfrage nach Schafmilchprodukten mit ihren 70 Biomilchschafen der Kooperation bei. Für sie war das auch der Anreiz, auf die biologische Wirtschaftsweise umzustellen. Begonnen wurde mit einer kleinen Herde Krainer Steinschafe, die mit Lacaune-Schafen ergänzt wurde, um auch das ganze Jahr über lieferfähig zu bleiben. Die Lämmer werden bis zum dritten Lebensmonat am Hof mit eigener Kuhmilch aufgezogen und dann an einen Mastbetrieb abgegeben.
Miteinander profitieren
Beide Milchschafbetriebe haben so die Möglichkeit, die Produktionsfaktoren ihrer Höfe bestmöglich zu nutzen. Mit der Bioschafmilch wird ein Nischenprodukt erzeugt. Dafür gibt es eine hohe Nachfrage. Es ist preislich sehr interessant, und die notwendigen Investitionen halten sich in einem überschaubaren Rahmen. Auf dem Mallhof kann die Hofmolkerei mit der zusätzlichen Verarbeitung von Bioschafmilch bestmöglich ausgelastet werden. Weiters werden durch das erweiterte Sortiment neue Kundinnen und Kunden angesprochen. Es ist also eine Win-Win-Situation für alle beteiligten Betriebsführer. Jeder/jede kann seine/ihre Stärken bestmöglich einbringen und von der Kooperation profitieren.
Erwähnenswert ist, dass bei den Kooperationspartnern auf einen Liefer- oder Abnahmevertrag verzichtet wird. Alle Vereinbarungen werden per Handschlag abgemacht und besiegelt. Wie gut dies funktioniert, beweist die Kooperation mit ihrer bereits siebenjährigen Existenz. „Wichtig dabei ist, dass sich alle Partnerbetriebe auf Augenhöhe begegnen und es regelmäßig einen Austausch gibt. Aufkeimende Probleme müssen sofort offen diskutiert und beseitigt werden. Einmal pro Jahr gibt es ein Treffen, bei dem die geplanten Liefermengen und die Anlieferung besprochen werden“, erklärt Christian Mayrbrugger.
In der Hofmolkerei von Christian Mayrbrugger werden aktuell zwei Drittel Biokuhmilch und ein Drittel Bioschafmilch verarbeitet. Die Schafmilch wird an drei Tagen der Woche angeliefert. Zwei Vollzeit- und zwei Teilzeitmitarbeiter sind für die Verarbeitung der Bioschafmilch zu Frisch- und Weichkäse, Feta und zu verschiedenen Joghurts verantwortlich.
Vermarktet werden die Bioprodukte vom Mallhof von einem Verkaufsteam bestehend aus einer Vollzeit- und drei Teilzeitarbeitskräften im eigenen Geschäft, in einem Einkaufszentrum (Neukauf) in Villach, auf einem Wochenmarkt in Klagenfurt sowie über zirka 30 Wiederverkäufer, die sich aus regionalen Lebensmitteleinzelhandelsgeschäften und Selbstbedienungsläden zusammensetzen.
Klein anfangen
Was ist für Christian Mayrbrugger die wichtigste Voraussetzung für einen guten Start in eine Kooperation? „Klein anfangen“, erwidert er. „Wer klein anfängt, der wächst in die neue Herausforderung besser hinein, kann auf Schwierigkeiten besser reagieren, auch Fehler machen und aus ihnen lernen. Alle Kooperationspartner haben die Möglichkeit, sich in einem Tempo zu entwickeln, das auf einem wirtschaftlichen, stabilen Fundament fußt und so auch langfristig erfolgreich bleibt.“
Betriebsspiegel
- Hof: Biobetrieb Mallhof Betriebsführer: Ing. Christan Mayrbrugger (52)
- Familie: Lebensgefährtin Carmen Scherngel (49), Söhne Noah (16) und Finn (13), Großeltern Opa Erwin (83), Oma Sieglinde (82)
- Standort: Bad Kleinkirchheim
- Seehöhe: 1087 m
- Flächen: 28 ha Grünland und 12 ha Almflächen
- Tierbestand: 28 Milchkühe der Rasse Fleckvieh mit Nachzucht, einige Mastschweine und Fleischziegen
- Kooperation: In der Hofmolkerei wird seit sieben Jahren Bioschafmilch von zwei Partnerbetrieben verarbeitet. Dadurch konnten die Auslastung erhöht und das Produktsortiment erweitert werden. Die Kooperationspartner profitieren von einer professionellen Verarbeitung und Vermarktung. Sie konnten dadurch ihre Betriebe ihren Vorstellungen entsprechend weiterentwickeln.