Hafer - Futter oder Speisenutzung?
![Hafer.jpg Hafer.jpg](https://cdn.lko.at/lko3/mmedia/image/2025.02.05/1738747238119476.jpg?m=NzcwLDM4NiwxMDAlLDc1JSwwJSwyMy43ODQlLCwsNjA%3D&_=1738747239)
Bei den Sommerungen liegt der Schwerpunkt ganz klar auf Mais und Soja. Im Allgemeinen spielt Sommergetreide in Kärnten eine untergeordnete Rolle. Sowohl die relativ kurze Vegetationszeit in Verbindung mit geringeren Erträgen als auch die schwierigere Kulturführung im Vergleich zum Wintergetreide machen den Anbau vor allem in der biologischen Landwirtschaft wenig attraktiv. So beträgt die Anbaufläche von Hafer in Kärnten gerade einmal 532 ha, knapp ein Drittel davon wird biologisch bewirtschaftet.
Ansprüche
Hafer ist eine sehr genügsame Kultur und stellt geringe Ansprüche an Vorfrucht, Boden und Klima. Er wird meist als letztes Fruchtfolgeglied angebaut und dient in diesem Fall oft als Deckfrucht für unterschiedliche Ackerfutterbestände. Hafer ist nicht selbstverträglich, weshalb eine Anbaupause von zumindest vier Jahren eingehalten werden soll. Aus pflanzenbaulicher Sicht machen ihn sein starkes Nährstoffaneignungsvermögen und seine Widerstandskraft interessant. Zudem bereichert er getreidestarke Fruchtfolgen, da er als Blattfrucht unter den Halmfrüchten angesehen wird. Zur Keimung und beim Schossen muss eine ausreichende Wasserversorgung vorhanden sein. Hierbei empfiehlt es sich, die Winterfeuchte auszunutzen. Ein möglichst früher Anbau wirkt sich zudem positiv auf die Ertragsentwicklung aus.
Anbau
Die Saatstärke liegt zwischen 300 und 350 Körnern/m² bzw. 120 - 160 kg/ha. Meist wird Hafer zur Futternutzung angebaut, wobei allerdings in den letzten Jahren eine verstärkte Nachfrage nach Speisehafer zu verzeichnen ist. Um gute Speisehaferqualitäten, sprich ein Hektolitergewicht von rund 54 kg, zu erreichen, muss die Saatstärke reduziert werden - max. 100 kg/ha. Darüber hinaus ist eine günstigere Stellung in der Fruchtfolge oder eine entsprechende Düngung empfehlenswert, um die erforderliche Nährstoffversorgung sicherzustellen. Wird Hafer als Deckfrucht von Ackerfutterbeständen verwendet, kann die Saatstärke auf 50 - 70 kg/ha reduziert werden.
Sorten
Da Hafer als einzige Getreideart keine Ähre, sondern eine Rispe bildet, ist er von den anderen Getreidearten leicht zu unterscheiden. Aufgrund der farblichen Ausprägung der Haferkörner unterscheidet man zwischen Gelb-, Weiß- oder Schwarzhafersorten, wobei Gelbhafer mit Abstand die größte Bedeutung hat. Schwarzhafer wird in der Pferdefütterung gerne eingesetzt, da ihm eine geringere Verpilzungsneigung zugesprochen wird.
Des Weiteren konnte in den letzten Jahren in der Direktvermarktung ein Trend in Richtung Nackthafersorten verzeichnet werden. Diese werden bevorzugt bei der Herstellung von Haferflocken eingesetzt. Grundsätzlich eignen sich dafür auch bespelzte Hafersorten, allerdings müssen diese vor der Verarbeitung noch entspelzt werden.
Nutzung
Hafer wird zum Großteil für Futterzwecke gedroschen, wobei aufgrund des höheren Spelzenanteils die Nährstoffkonzentration niedriger als bei anderen Getreidearten ist. Dies ist in der Rinderfütterung kein Problem, da die Spelzen im Pansen gut aufgeschlossen werden. Zudem eignet sich Hafer hervorragend als Kraftfutter in der Pferdehaltung und kann zu gewissen Anteilen auch in der Schweinefütterung eingesetzt werden. Grundsätzlich wirkt Hafer positiv auf die Fruchtbarkeit der Nutztiere. Für viehhaltende Betriebe ist zudem die Nutzung der Haferbestände für die Produktion von Ganzpflanzensilage interessant, da Hafer rasch wächst und die Untersaat gut abdeckt. Dadurch wird eine Verunkrautung der Neuansaat vermindert.
Verfügbare Biohafersorten
- Earl (RWA): frühreife Sorte mit sehr hohen und stabilen Erträgen, Kombination aus guter Standfestigkeit bei hohem Wuchs.
- Elron (Saatzucht Edelhof): mittelfrüher, halmstabiler Gelbhafer, aufgrund hoher Stickstoffeffizienz sehr ertragreich.
- Max (Kärntner Saatbau): sehr ertragsreiche Sorte mit guter Qualität, als Speisehafer vermarktbar, mittlere Wuchshöhe, gute Pflanzengesundheit.
- Perun (Probstdorfer Saatzucht): optimale Kombination aus hohen Erträgen, früher Reife, guter Standfestigkeit und Hektoliterwerten.
- Platin (Saatbau Linz): neue Sorte mit sehr guter Standfestigkeit, mittellang im Wuchs, hohe Kornerträge.
- Ebners Nackthafer (Saatbau Linz): robuste, langstrohige Sorte mit guter Standfestigkeit, hohes Hektolitergewicht für Speisenutzung.