Gammelfleisch-Skandal – volle Transparenz gefordert
Wer immer nur das Billigste sucht – egal, woher und zu welchen Produktionsstandards – wird Gammelfleisch, Salmonellen und Tierleid finden“, betont der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ), Josef Moosbrugger. Angesichts der jüngsten Skandale rund um verdorbenes Geflügelfleisch aus Polen spricht er sich für eine verstärkte verpflichtende Herkunftskennzeichnung in möglichst vielen Bereichen aus. „Lebensmittel aus Österreich punkten nicht nur mit kurzen Transportwegen und Frische, sondern stehen auch für vielfach höhere Produktionsstandards und Sicherheit, mehr Tierwohl, Umwelt- und Klimaschutz. Das wahre Dilemma ist aber, dass Länder mit niedrigen Standards massive Wettbewerbsvorteile genießen, weil sie billiger anbieten können und die Herkunft in den Endprodukten meist völlig unerkannt bleibt. Dieses System bringt auf Dauer unsere bäuerliche Familienlandwirtschaft um und macht uns – wie bei Energie – auch bei Lebensmitteln massiv importabhängig“, kritisiert Moosbrugger. Wenn sich manche Gastronomen in aller Vehemenz gegen weiterführende Schritte in der Herkunftskennzeichnung wehren würden, sei zu hinterfragen, was diese Anonymität verbergen solle. „Die Auslobung der regionalen Qualität wäre im Interesse von Konsumentinnen und Konsumenten, Bäuerinnen und Bauern“, bekräftigt der LKÖ-Präsident. Mit der LK-Initiative „Gut zu wissen“ habe man ein bestens funktionierendes System zur Herkunftskennzeichnung von Milch, Fleisch und Eiern in der Gemeinschaftsverpflegung geschaffen, das nun flächendeckend umgesetzt werden kann. Dieses könne auch der Gastronomie als Orientierungshilfe dienen. Außerdem gebe es bereits viele Gastronomiebetriebe, die mit großem Erfolg die Herkunft der Produkte ausloben. Moosbrugger ist darüber erzürnt, dass Bäuerinnen und Bauern ständig mit neuen, noch höheren Produktionsstandards konfrontiert würden, in vielen, von Intransparenz geprägten Marktbereichen aber klar im Nachteil seien. Auf Drängen der LK sei erreicht worden, dass mit 1. September Kantinen die Herkunft der Grundnahrungsmittel Milch, Fleisch und Eier in ihren Speisen angeben müssen. „Nun gilt es weitere Schritte zu setzen – bei verarbeiteten Produkten und in weiterer Folge auch in der Gastronomie. Es muss flächendeckend für Klarheit gesorgt werden“, verlangt Moosbrugger. LK-Präsident Siegfried Huber unterstützt diese Forderung. Für eine Kontrolloffensive tritt der Obmann der Geflügelwirtschaft Österreich Markus Lukas ein. Man müsse aufpassen, nicht in die Importfalle zu tappen. Damit werde ein Vorteil von österreichischem Geflügel aufgegeben, nämlich durchgehende und transparente Kontrollen vom Elterntier- bis zum Mastbetrieb und darüber hinaus. „Für importiertes Fleisch ist volle Transparenz ein Muss“, ist für Lukas klar.