„Friedliche Koexistenz wird es nie geben“
„Flächendeckende Wolfsbesiedelung ist nicht nötig, um den
Wolf zu schützen“, betonte Diplom-Biologe Marcel Züger aus
Graubünden in der Schweiz bei
der Jahreshauptversammlung
des Almwirtschaftsvereins.
Habe der Wolf nicht ein Territorium von 300 km² zur Verfügung, sei Management durch
Abschüsse dringend notwendig. Ansonsten seien extensive Weidewirtschaft, naturnahe
Landwirtschaft und Almwirtschaft gefährdet. „Eine friedliche Koexistenz mit dem Menschen hat es nie gegeben und
wird es nie geben“, sagte Züger, seit dem Knabenalter im
Naturschutz engagiert. Habe er
sich 1997 noch für eine „würdige Rückkehr des Wolfes in seine Heimat“ ausgesprochen, so
denke er heute anders. Denn
der Wolf vermehre sich in der
Schweiz trotz Abschüssen exponentiell, er verdopple sich
alle zwei Jahre. „70 % der Risse
geschehen trotz Herdenschutz,
für den bis zu 15 Mio. Franken
pro Jahr ausgegeben werden.“
Der Wolf gefährde die mit
„Schweiß und Blut“ geschaffene Kulturlandschaft, die zahlreichen wertvollen und bedrohten Arten, auch 165 Endemiten
auf der Kärntner Koralpe, Lebensräume biete. So seien auch
die in Europa sehr selten gewordenen und in Kärnten durch
Projekte erhaltenen Zwergohreulen oder der Wiedehopf auf
offene Landschaften angewiesen. „Laut Berner Konvention
sind neben dem Wolf auch viele
andere Arten streng geschützt.
Vermehrt sich der Wolf weiter,
sind viele Artenschutzprojekte zunichte“, warnt Zügler, Inhaber des Ökobüros „Pro Valladas“.
„Der Wolf ist ein Spitzensportler, legt 20 bis 80 km in einer Nacht zurück und reißt die größten und gefährlichsten Tiere, auch Elch und Wisent“, weiß Zügler aus Beobachtungen. Er brauche zwei bis drei kg reines Fleisch pro Tag, ein Rudel brauche also etwa 200 Hirsche und 500 Rehe pro Jahr. In Graubünden habe der Wolf 2020 und 2021 zirka 250 Nutztiere pro Jahr gerissen, seit 2022 aber über 500, in der Schweiz gesamt waren es 1500. 70 % davon stammten aus geschützten Herden. „Der Wolf ist sehr lernfähig. Er überspringt Zäune, ignoriert Hirten und trickst Herdenhunde aus.“ Mit Nachtsichtkameras gemachte Filmaufnahmen zeigen, dass dies der Praxis entspricht. Herdenschutz werde zum teuren „Wettrüsten“, Kollateralschäden durch in Stromzäunen getötete Kleintiere seien enorm. Der günstige Erhaltungszustand des Wolfes für Festlandeuropa sei erreicht, zitiert Züger die Weltnaturschutzunion IUCN. Daher müsse die Rudelregulation mit gezielten Abschüssen stark verbessert werden. „Wir sind an einem Scheideweg“, sagte Züger. „Machen wir so weiter wie bisher, vernichtet der Wolf die Kulturlandschaft und die Diamanten der Biodiversität.“