Forsttechnik im Mittelpunkt
In seinen Grußworten ging Rudolf Schober auf die dramatische Unfallhäufigkeit bei der Waldarbeit ein. Er dankte der SVS und der Forstlichen Ausbildungsstätte für die gemeinsame Veranstaltung der Sicherheitstage des Zivilschutzverbandes Kärntens, dessen Präsident er ist. Moderator Dipl.-Ing. Johannes Kröpfl von der SVS hob hervor, dass Forsttechnik im Bauernwald wohl europaweit die teilnehmerstärkste Informationsveranstaltung für das land- und forstwirtschaftliche Schulwesen ist. In der 34. Veranstaltung ging es um die Chancen für Forstfacharbeiter und Forsttechniker in der Waldwirtschaft. Außerdem standen Unfallprävention und Alarmierung der Rettungskette im Forst im Mittelpunkt. Den ersten Vortrag hielt Peter Konrad, Unternehmer und Bundesvorsitzender der Forstunternehmer in der WKO. In sehr klaren Worten sprach er über den Lehrberuf "Forsttechniker", den aer maßgeblich mitgestaltete, einen Beruf, der für technik- und naturbegeisterte Menschen ideal geeignet ist. Forstunternehmer suchen für ihre bis zu 700.000 Euro teuren Holzerntemaschinen absolute Profis als Bediener. Kenntnisse am Handy und in Bezug auf KI werden da allerdings zu wenig sein. Hausverstand, Begeisterung, Freude und sich selbst einzubringen führen im Berufsleben zum Erfolg. Auch die hohen Unfallzahlen machen Forstunternehmern zu schaffen. Konrad unterstrich daher, dass Ausbildung und Kenntnis Leben schützen. Foscari-Forstdirektor Christoph Steiner stellte den von ihm geführten Forstbetrieb, welcher der größte Kärntens ist, vor. Er arbeitete insbesondere den Beruf des Forstfacharbeiters heraus. 17 Forst- und Forstfacharbeiter sind im Betrieb beschäftigt. Außerdem werden vier Lehrlinge ausgebildet. 75% ihrer Arbeitszeit sind Tätigkeiten mit der Motorsäge. Dass sich gut ausgebildetes Stammpersonal rechnet, zeigte er an Hand eines Rechenbeispiels. Optimierungen beim Abstocken, also mehr Arbeitsqualität beim Aufarbeiten von Windwurfholz, bringt deutlich mehr Wertschöpfung, ohne die Arbeitssicherheit zu vermindern. Dass im Kollektivvertrag von Forstfacharbeitern kein Akkordlohn mehr vorgesehen ist, bewertet er positiv, da daraus mehr Arbeitssicherheit und bessere Arbeitsqualität resultieren.
Information ist wichtig
Katharina Göttlicher von der SVS referierte über arbeitspsychologische Aspekte bei der Waldarbeit. In einem so unfallträchtigen Umfeld sind Information und Austausch von sicherheitsrelevanten Informationen besonders wichtig. Zielerreichung ist wichtig, allerdings nicht um jeden Preis. Oft werden Unfälle bewusst in Kauf genommen. "Wird schon gut gehen?!" ist eine höchst fahrlässige Einstellung. Aus der Unfallforschung weiß man heute, dass Unfälle nicht aus dem einem Grund passieren, sondern, dass viele Faktoren einen Unfall begünstigen können und der Unfall umso wahrscheinlicher eintritt, je mehr dieser Faktoren zusammentreffen. Um die Arbeitssicherheit zu erhöhen, ist in den Bereichen "Mensch" und "Organisation" noch Luft nach oben vorhanden. Erst eine hohe Kompetenz der Mitarbeitenden ermöglicht ihnen flexibles Arbeitshandeln und sicheres Handeln in unerwarteten und neuen Situationen. Ständiges Lernen ist überlebenswichtig. Aus eigenen Fehlern zu lernen ist heute schon gut verankert. Aus fatalen Fehlern können allerdings oft nur noch andere lernen. Daher bietet sich eine Lernkultur an, bei der hinterfragt wird, warum Dinge gut gelaufen sind. Der Bereich Organisation definiert unter anderem Prozessabläufe. Das heißt, durch Regeln und Standards wird in bekannten Situationen Sicherheit geschaffen. Im Wald laufen Arbeitsprozesse nicht immer wie geplant ab. Dann und nur dann, wenn traditionelle Konzepte nicht ausreichen, muss mit hoher Kompetenz improvisiert werden. Ein weiterer neuer Ansatz ist das "Last Minute Risk Assessment", also eine bewusste Risikoeinschätzung unmittelbar vor Aufnahme einer Tätigkeit, um unerwartete Situationen zu vermeiden.
Johannes Thurn-Valsassina appellierte an die zukünftigen Waldbewirtschafter, sich in Institutionen zu engagieren, egal ob Forstverein, Waldverband, Maschinenring oder andere Interessenvertretungen, sie brauchen junge begeisterte Mitstreiter. Als Präsident des Kärntner Forstvereines und Waldbesitzer ist er überzeugt, dass jeder Wald bewirtschaftbar ist. Jeder Waldbesitzer mit hoher Kompetenz und der Bereitschaft, Kooperationen einzugehen, ist in der Lage, aus seinem Wald ein Betriebseinkommen zu erwirtschaften. Dieses ist unbedingt notwendig, um die Freude an der Waldbewirtschaftung nachhaltig zu erhalten. Mit der Bewirtschaftung sind auch die Schutz-, Wohlfahrts- und Erholungswirkung für die Gesellschaft sichergestellt.
Wertvolle Hilfsmittel
Da es trotz hoher Sicherheitskultur zu Unfällen kommt, beschäftigte sich Josef Schmette-Krch, Trainer an der FAST Ossiach, mit dem Thema: "Was passiert, wenn etwas passiert?" Die Ausbildung in Erster Hilfe und die medizinische Versorgung haben ein sehr hohes Niveau. Sehr oft vergeht bei Unfällen im Wald jedoch wertvolle Zeit, da der Unfallort von den Rettern nicht gefunden wird. Um schnell und effektiv alarmieren zu können, sollten Notrufnummern und Koordinaten von Einsatzorten vorbereitet und mitgeführt werden. Eine weitere Möglichkeit ist, vorab zu klären, ob es am Einsatzort Handyempfang gibt. Installierte Apps wie die "ÖBF Notfall App" oder der "Rettungsnotruf" übermitteln auch die aktuelle Position und helfen der Leitstelle, die Rettungskräfte einzuweisen.
Ein weiteres Highlight am Vormittag war ein Interview mit der amtierenden Forst-Weltmeisterin Carina Modl. Sie gewann bei der Heim-WM auf der Donauinsel die Gesamtwertung und stellte nebenbei noch mehrere Weltrekorde auf. Beeindruckend war auch, dass sie 2023 selbst als Schülerin an Forsttechnik im Bauernwald teilnahm. Am Nachmittag gab es noch die Möglichkeit, sich an verschiedenen Stationen über die "sichere Hofwerkstatt", die Königsbronner-Anschlag-Technik, Hilfswinden bei der Schlepperrückung und aktuelle Forstschutzprodukte zu informieren. Das bei Schülern sehr beliebte Forstquiz konnten die Teilnehmer auf ihren Handys beantworten. Die Schüler konnten unmittelbar nach den Vorträgen auf ihrem Handy ihren Lernerfolg unter Beweis stellen. Das Finale fand während der Siegerehrung unter den jeweils Schulbesten statt. Der Tagessieg ging an Lorenz Katz von der LFS Goldbrunnhof. Bei den höheren Schulen siegte David Auer von der Agrar-HAK Althofen, und die Gästewertung entschied Lukas Greimeister von der LFS Tamsweg für sich. Die von großzügigen Sponsoren zur Verfügung gestellten Preise ließen die Sieger und die Siegerin vor Freude strahlen. Die wertvollen Preise überreichte LHStv. Martin Gruber. Er betonte, wie wichtig die Ausbildung der zukünftigen Hofübernehmer in den landwirtschaftlichen Fachschulen ist.