Ernte 2022: Bescheidene Erträge, hohe Kosten, enorme Schäden
Das heurige Jahr stand im Zeichen von Klimawandel und Ukrainekrieg. Der Krieg sorgte für Turbulenzen auf den Agrarmärkten, der Klimawandel schlug mit Hagel und Trockenheit zu“, resümiert LK-Präsident Siegfried Huber im Rahmen einer Pressekonferenz zur Erntebilanz 2022. Die Kosten für landwirtschaftliche Betriebsmittel wie Saatgut, Düngemittel und Energie seien in den letzten Monaten explodiert. Damit hätten die ebenfalls gestiegenen Preise für die Bauern nicht mithalten können. „Die Preis-Kosten-Schere geht immer weiter auf. Den Landwirten bleibt trotz höherer Erlöse nichts mehr in der Brieftasche“, erläutert Huber. Höhere Düngemittelpreise bedeuten aber auch höhere Mehrwertsteuereinnahmen des Bundes. „Wir fordern diese Mehreinnahmen retour, damit sich die Bauern ihre Betriebsmittel wieder leisten können“, bekräftigt Huber. Die Vollversammlung der LK Kärnten habe eine einstimmige Resolution an die Bundesregierung gerichtet und ein unbürokratisches Entlastungspaket sowie eine Inflationsanpassung für die Ausgleichszahlungen an die bäuerlichen Betriebe gefordert. „Die bislang auf den Weg gebrachten Entlastungsmaßnahmen der Regierung waren richtig und wichtig, aber da auch in den nächsten Monaten hohe Inflationsraten zu erwarten sind, braucht es eine weitere Unterstützung“, so Huber. „Nur, wenn sich die Betriebe Düngemittel und Saatgut für den Anbau leisten können, können sie die Versorgungssicherheit gewährleisten.“ Er hielt außerdem fest, dass Bauernpreise keine Inflationstreiber seien. Zwar würden die Lebensmittel in den Supermärkten immer teurer werden, bei den Landwirten komme aber nur ein Bruchteil an.
Düngemittelpreise verdreifacht
„Die höheren Erzeugerpreise werden durch die hohen Kosten aufgefressen“, hebt auch Roscher hervor. „Die Düngemittelpreise haben sich verdreifacht.“ Einerseits habe der Anstieg der Gaspreise die Herstellung von Stickstoffdüngemitteln verteuert. Andererseits stiegen die Preise für phosphor- und kaliumhältige Düngemittel, die im großen Ausmaß in der Ukraine, Russland und Weißrussland hergestellt werden.
21,5 Millionen Euro Schäden
Zahlen & Fakten
Die Hitze und Trockenheit im Juli beschleunigten die Ernte ohne große Unterbrechungen. Der frühe Hagel und andere Unwetterereignisse waren lokal für große Ernteverluste bis hin zum Totalschaden verantwortlich. Die Bauern waren mit Wiederanbau zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt konfrontiert. Für die Kulturen der Herbsternte (Mais, Sojabohne, Sonnenblumen, Zuckerrüben) begann das Jahr 2022 mit einer langsamen Jugendentwicklung durch niedrige Temperaturen im April bis Anfang Mai. Im Laufe der Monate Mai und Juni konnte der Vegetationsrückstand aufgeholt werden.
2I Flächenbilanz
Die landwirtschaftliche Nutzfläche bleibt weiter stabil. Von den über 200.000 ha werden 58.600 ha ackerbaulich bewirtschaftet. Die restliche Fläche ist intensiv und extensiv bewirtschaftetes Grünland und Almfutterfläche.
- Ackerfläche: Die Ackerfläche ist in Kärnten relativ konstant und liegt bei 58.500 ha. Mais ist in Kärnten mit rund 24.000 ha die flächenstärkste Kultur. Die Getreidefläche betrug in Kärnten 13.602 ha und bleibt damit im Vergleich zu 2021 stabil. Bei Winterweichweizen (+6,4 %), Wintergerste (+15 %), Wintertriticale (+3,3 %) und Winter-Sommerroggen (+5,7 %) gab es leichte Flächenzuwächse. Sommerhafer (–11,7 %) und Sommergerste (–19,8 %) verlieren wieder an Fläche. Der Anbau von Wintergetreide wird seit Jahren zu Lasten geringerer Sommergetreideflächen ausgeweitet. Hauptgründe hierfür sind die bessere Ausnutzung der Winterfeuchtigkeit mit der deutlich längeren Vegetationszeit vom Herbst bis zum nächsten Sommer und die Umgehung der Sommerhitze.
- Die Sojabohnen-Anbaufläche beträgt 4758 ha, Kürbis verliert im Vergleich zu 2021 12,7 % an Fläche. Die Sojabohne kann durch Symbiose mit Knöllchenbakterien den Stickstoff aus der Luft nutzen und benötigt keinen (Stickstoff-) Dünger. Der Feldfutterbau (Klee, Kleegras, Luzerne etc.) hat wie das Grünland in Kärnten eine große Bedeutung und nimmt eine Fläche von 14.500 ha ein.
- Die Bioackerfläche von rund 11.000 ha teilt sich hauptsächlich in Getreide mit rund 3100 ha gefolgt von Körnermais mit 1300 ha und Sojabohnen mit 1200 ha. Rund 4000 ha werden als Ackerfutterflächen biologisch geführt.
Die Getreideernte fiel mengenmäßig kleiner als in den vergangenen zwei Jahren aus. Bei oft idealen Erntebedingungen konnte die Ernte trocken und mit zum Teil guter Qualität eingebracht werden.
Wintergerste: Trotz Flächenzugang von 15 % verringert sich die Gesamternte um rund 12 %. Auch die Qualitäten wurden nicht überall erreicht.
- Sommergerste: Sie schrumpft mengenmäßig gesamt um 5 %. Viele Erntepartien konnten die Hektoliter-Gewichte nicht erreichen.
- Winterweizen, Triticale und Roggen: Bei Winterweizen ist die Gesamternte um 2,7 % angestiegen: Die Qualitäten sind zufriedenstellend. Auch die Triticaleproduktion ist gesamt um 11,7 % höher. Zurückzuführen ist der Anstieg vor allem auf die Flächenausweitung dieser Kulturen. Bei Winter und Sommerroggen ist der Ertrag rückläufig (–26 %).
- Gemüsebau: Der Gemüsebau im Freiland steht vor großen Herausforderungen aufgrund klimatischer Bedingungen – vor allem bei Salat und Kohlgewächsen. Feldgemüsebau ist ohne Bewässerung nicht möglich. Im geschützten Anbau (Folienhaus, Glashaus) sind Kosten für Energie und im Sommer Probleme mit zu hohen Temperaturen ein Thema. In Kärnten werden heuer auf rund 280 ha rund 6500 t Gemüse geerntet. Die Chance für Neueinsteiger ist nach wie vor aufrecht.
- Erdäpfel: Sie litten besonders unter der Trockenheit. Heuer sind die Knollen viel kleiner, was auch die Gesamternte (rund 13.000 t) um –4,2 % schmäler. Die Qualität ist gut.