Eigenmarken im Handel drücken Preise
Die Kärntnermilch wird 95 Jahre alt. Was kennzeichnet diese Entwicklung, welche Produkte liegen aktuell im In- und Ausland im Trend, und in welche Richtung gehen die Milchauszahlungspreise in Zeiten der Teuerung?
Albert Petschar: Der Sinn der landwirtschaftlichen Genossenschaft war, dass die Bäuerinnen und Bauern den Rohstoff Milch gemeinsam verarbeiten und vermarkten konnten. Im Laufe der Zeit hat sich das so entwickelt, dass wir heute von einer Menge von 120 Mio. l Milch sprechen, die unter Einhaltung strengster Qualitätskriterien produziert wird. Die Milch ist selbstverständlich ein Hauptprodukt, im Biobereich sind es die Biowiesenmilchjoghurts, die sehr gut gehen. Das gilt auch für unsere hochwertigen Käse, wie den Drautaler oder länger gereifte wie den Mölltaler. Die länger gereiften Käse sind Spezialprodukte, die man nicht überall bekommt. Sie sind daher auch im Ausland, z. B. in Deutschland, sehr gefragt – das gilt auch für den gesamten Biobereich. Seit langer Zeit war es im Vorjahr möglich, einen Milchpreis zu gewährleisten, der für die Bauern kostendeckend war bzw. wodurch für sie auch ein bisschen etwas übriggeblieben ist. Traurigerweise geht die Reise jetzt schon wieder nach unten. Wobei spart der Konsument als Erstes? Bei den Lebensmitteln, dabei sind wir mit unseren Produkten von Hochpreisigem weit entfernt. Trotzdem wird der Preis gedrückt. Als Beispiel möchte ich einen Vollerwerbsmilchviehbetrieb nennen, der eine Menge von 400.000 l Jahreslieferleistung, 30.000 l im Monat Minimum, hat. Das ist die Größenordnung, die heute ein Betrieb braucht, damit er von der Milch allein leben kann. Wenn wir nur die Preisreduktion von Dezember bis jetzt betrachten, reden wir schon wieder von 3000 Euro im Monat weniger für den Bauern. Meine Einschätzung ist, dass es bis Juli noch einmal zwischen 2 bis 4 Cent – eher 4 Cent – runtergeht. So schaut es jetzt aus, aber es ist noch nicht gesagt, dass es dann zu Ende ist. Und dann kann man nur hoffen, dass das Angebot im Sommer mit Tourismus und allem Drum und Dran wieder knapp wird. Das Problem ist, dass der Handel wieder nur Werbung für seine Eigenmarken macht und dort der Preis gedrückt wird. Wir werden direkt herausgefordert, den Bauern weniger zu zahlen.
Sie haben mehrfach auf einen Strukturwandel in der Branche aufmerksam gemacht. Setzt sich der Trend, dass immer weniger Bauern immer mehr Milch produzieren, so fort?
Der Trend geht noch immer weiter, er betrifft Betriebe im Vollerwerb mit 50 bis 60 Kühen. Heute greifen viele Betriebe schon auf vollautomatische Melksysteme zurück. Diese Geräte sind dann etwa für 70 Kühe vorgesehen. Es gibt schon einige Betriebe, die sich jetzt in der Umstellungsphase von 50 auf mehr Kühe befinden. Das heißt, da werden auch die größeren noch ein bisschen mehr machen. Aber es hat sich jetzt gezeigt, dass die Gesamtmilchmenge bei uns in der Kärntnermilch nicht noch mehr wird. Aber die Bauern werden trotzdem weniger, das heißt, diese Entwicklung setzt sich fort. Es gibt mittlere Betriebe, die noch ein bisschen größer werden und noch mehr Milch erzeugen. Eine gewisse Fläche steht zur Verfügung, und wenn das einmal voll ausgereizt ist, dann ist bei uns auch nicht mehr Milch zu erwarten. Der Strukturwandel ist landauf und landab zu beobachten. Ich kenne leider sehr viele, wo die Älteren ihre Arbeit noch fertigmachen, die Jungen aber sagen: Das interessiert mich einfach nicht mehr. Ich getraue mich zu prophezeien, dass in den nächsten zehn Jahren noch ein Drittel der Betriebe aufhören wird.
Die Woche der Landwirtschaft auf Radio Kärnten steht unter dem Motto „In Kärnten produzieren, statt Krisen importieren“. Ist die Konkurrenz mit Billigprodukten die Herausforderung der Zukunft, und was erwarten Sie sich diesbezüglich von der Herkunftskennzeichnung?
Für uns ist es sehr wichtig, die Botschaft von bäuerlicher Seite zu den Kunden zu bringen, dass die Leute einfach hinter uns stehen. Das funktioniert in Kärnten schon relativ gut. Aber, wenn jeden Tag in der Zeitung steht, wie teuer die Produkte sind, werden die Leute zu den Eigenmarken getrieben. Unsere größte Herausforderung ist es, dass wir auch dem Handel noch klarer machen, dass wir unsere Marke brauchen. Bei den Eigenmarken stellt man sich als Produzent hin, ist es aber nicht. Das ist ein absolutes Druckmittel gegenüber allen Molkereien, alle haben damit zu kämpfen. Im vorigen Jahr wurde den Bauern alles ausbezahlt, was verdient worden ist, Gott sei Dank, aber in Wahrheit ist für die Molkereien nichts übriggeblieben. Manche glauben, die Molkereien cashen ab, aber so ist es nicht. Wenn jemand gewinnt, ist es immer nur der Handel, sonst niemand, und die einen werden gegen die anderen ausgespielt. Alles, was in die Richtung der Herkunftskennzeichnung geht, ist gut. Das bringt uns sicher etwas, nur sind mir die Schritte viel zu klein.
Für uns ist es sehr wichtig, die Botschaft von bäuerlicher Seite zu den Kunden zu bringen, dass die Leute einfach hinter uns stehen. Das funktioniert in Kärnten schon relativ gut. Aber, wenn jeden Tag in der Zeitung steht, wie teuer die Produkte sind, werden die Leute zu den Eigenmarken getrieben. Unsere größte Herausforderung ist es, dass wir auch dem Handel noch klarer machen, dass wir unsere Marke brauchen. Bei den Eigenmarken stellt man sich als Produzent hin, ist es aber nicht. Das ist ein absolutes Druckmittel gegenüber allen Molkereien, alle haben damit zu kämpfen. Im vorigen Jahr wurde den Bauern alles ausbezahlt, was verdient worden ist, Gott sei Dank, aber in Wahrheit ist für die Molkereien nichts übriggeblieben. Manche glauben, die Molkereien cashen ab, aber so ist es nicht. Wenn jemand gewinnt, ist es immer nur der Handel, sonst niemand, und die einen werden gegen die anderen ausgespielt. Alles, was in die Richtung der Herkunftskennzeichnung geht, ist gut. Das bringt uns sicher etwas, nur sind mir die Schritte viel zu klein.
Zur Person
Albert Petschar hat einen landwirtschaftlichen Betrieb in Töplitsch im Unteren Drautal mit 60 bis 70 Milchkühen und einer Lieferleistung von 600.000 l pro Jahr. Sein 28jähriger Sohn, ein begeisterter Züchter von Brown Swiss-Rindern, ist in die Fußstapfen des Vaters getreten. Über 500.000 Euro wurden auf dem Betrieb in Tierwohlmaßnahmen investiert. Trotz automatisierter Systeme bzw. Roboter sei es auf jedem Betrieb auch heute noch so, dass alle zusammenhelfen müssen, weiß Albert Petschar.
Große Jubiläumsfeier
Die Kärntnermilch lädt herzlich zum 95-Jahr-Jubiläumsfest am 4. Juni ein. Am Betriebsgelände in Spittal
erwartet Sie von 9 bis 17 Uhr ein abwechslungsreiches Programm mit Musik und Kulinarik.
Beginn ist um 9.30 Uhr mit einem Festakt, um 11 Uhr findet der Frühschoppen mit ORF Kärnten statt, und
ganztägige Betriebsführungen und Kinderanimation sorgen für gute Unterhaltung.