Die Bioökonomie bringt Chancen
Corona ist noch nicht vorbei. Was hat sich für die Unternehmen und die Bauern durch die Pandemie geändert?
Jürgen Mandl: Unsere Unternehmen waren in den vergangenen anderthalb Jahren gefordert wie noch nie. Unternehmerisches Handeln, Durchhaltevermögen und staatliche Unterstützung haben die Folgen der Lockdowns in Grenzen gehalten. Von wenigen Ausnahmen abgesehen brummt der Konjunkturmotor in fast allen Branchen, getrübt durch Mitarbeitermangel und Probleme in der Lieferkette.
Siegfried Huber: Die Landwirtschaft hat es zum Teil gravierend getroffen, da der Absatz in der Gastronomie und im Tourismus gefehlt hat. Generell hat die Coronapandemie aber dazu beigetragen, dass das Bewusstsein für die Bedeutung einer regionalen Lebensmittelversorgung durch die heimische Landwirtschaft gestärkt wurde.
Welche Bedeutung hat die Kärntner Landwirtschaft eigentlich noch für die Kärntner Wirtschaft?
Huber: Der Anteil der Landwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt liegt zwar nur mehr im einstelligen Prozentbereich, jeder zehnte Arbeitsplatz in Kärnten steht in Verbindung mit dem Sektor. Wir liefern den Rohstoff für die Wertschöpfungskette Holz, der fast 20 % der Wirtschaftsleistung des Landes ausmacht. Und nicht zu vergessen: Die bäuerlichen Betriebe bewirtschaften 90 % der Landesfläche – und schaffen damit die Grundlage für den Tourismus in Kärnten. Wir sind systemrelevant.
Der Tourismus ist einer der größten Devisenbringer für Kärnten. Was sind die größten Herausforderungen für die Touristiker im Land?
Mandl: Früher hatten die Touristiker Angst davor, dass die Gäste ausbleiben, heute ist es so, dass die Hauptsorge fehlenden Mitarbeitern gilt. Noch nie mussten unsere Touristiker so viel Aufwand betreiben, um die Personalfrage zu lösen. Erfreulich ist, dass der Kärntner Tourismus das Comeback nach der Pandemie bestens geschafft hat. Der heurige Sommer hat Spitzenwerte gebracht, der Herbst läuft gut, und auch die Vorzeichen für den Winter sind vielversprechend. Beherberger und Gastronomen feilen an ihrem Angebot, unser Land mit intakter Natur für aktive Gäste bietet die besten Voraussetzungen.
Wie kann man den Wirtschaftsstandort Kärnten angesichts der Pandemie stärken?
Mandl: Da gilt das Gleiche wie schon vor der Pandemie: Kärnten muss das unternehmerfreundlichste Bundesland werden. Immerhin ist das jetzt im Regierungsprogramm festgeschrieben, bei der konkreten Ausgestaltung würde ich mir mehr Tempo wünschen. Großes Thema ist die Koralmbahn – hier gilt es, Chancen eines aufgewerteten Wirtschaftsraums zu nutzen. Wachsam und energisch müssen wir bei der Trassenführung über Klagenfurt hinaus bleiben.
Huber: Unser primäres Anliegen ist es, den Einsatz heimischer Lebensmittel in Kärnten auszubauen. Das schafft nicht nur Wertschöpfung für die Landwirtschaft, sondern für die gesamte Wirtschaft. Eine aktuelle Wifo-Studie zeigt das Potenzial auf: Jedes zusätzliche Prozent an heimischen Lebensmitteln schafft im Land 300 Arbeitsplätze und einen Wertschöpfungsbeitrag von acht Millionen Euro. Da haben wir noch Luft nach oben.
Mandl: Heimisch kaufen ist wohl unser gemeinsames Anliegen. Wir werben dafür seit Jahren bei den Bürgern, der Patriotismus bei der Kaufentscheidung nimmt zu, unsere Betriebe sind auch bei Geschäften über das Internet fitter geworden.
Im Standortmarketing wird Bioökonomie als zukünftige Positionierung verankert. Ein Thema das Wirtschaft und Landwirtschaft verbindet?
Huber: Ja, absolut. Kärnten hat bereits jetzt europaweit neben Schweden den höchsten Anteil an erneuerbarer Energie, der Löwenanteil kommt aus der Biomasse. Diesen Weg müssen wir weitergehen, und die Land- und Forstwirtschaft kann dazu einen wesentlichen Beitrag leisten. Vor allem was den Rohstoff Holz am Bau und in der Energie betrifft.
Mandl: Wir müssen die Chancen nutzen, die der Klimawandel mit sich bringt. Unser Land kann sich als technologischer Vorreiter einen Namen machen. In Kärnten bietet die Natur beste Voraussetzungen für erneuerbare Energie, und es gibt viele innovative Firmen bei Bioökonomie und Umwelttechnik.
Huber: Es ist höchst an der Zeit, dass sich Kärnten eine Bioökonomie-Strategie zulegt. Kärnten hat das Potenzial, sich hier einen strategischen Wettbewerbsvorteil zu sichern.
Abseits der Bioökonomie-Strategie. Welche Anliegen an das Land Kärnten gibt es noch?
Mandl: Dass man unser Land weiter attraktiviert, speziell um junge Menschen im Land zu halten und damit Kärntnerinnen und Kärntner aus der Ferne wieder zurückkehren. Umsicht und Kreativität ist auch beim Zusammenrücken der Wirtschaftsräume durch die Koralmbahn gefragt. Neben der Stärkung des Zentralraums muss in der Raumordnung auf den ländlichen Raum besonders geachtet werden. Unternehmerisch tätige Menschen mit vitalen Unternehmen sind ein Herzstück der Regionen.
Huber: Landwirtschaft ist Wirtschaft am Land. Die Bauern brauchen wie die Unternehmer vor allem eine funktionierende Infrastruktur und Rahmenbedingungen, die das Wirtschaften ermöglichen. Nur mit vitalen Unternehmern und Landwirten wird es uns gelingen, den ländlichen Raum als Lebensraum für die Menschen zu erhalten. Das ist unsere gemeinsame Herausforderung.
Jürgen Mandl: Unsere Unternehmen waren in den vergangenen anderthalb Jahren gefordert wie noch nie. Unternehmerisches Handeln, Durchhaltevermögen und staatliche Unterstützung haben die Folgen der Lockdowns in Grenzen gehalten. Von wenigen Ausnahmen abgesehen brummt der Konjunkturmotor in fast allen Branchen, getrübt durch Mitarbeitermangel und Probleme in der Lieferkette.
Siegfried Huber: Die Landwirtschaft hat es zum Teil gravierend getroffen, da der Absatz in der Gastronomie und im Tourismus gefehlt hat. Generell hat die Coronapandemie aber dazu beigetragen, dass das Bewusstsein für die Bedeutung einer regionalen Lebensmittelversorgung durch die heimische Landwirtschaft gestärkt wurde.
Welche Bedeutung hat die Kärntner Landwirtschaft eigentlich noch für die Kärntner Wirtschaft?
Huber: Der Anteil der Landwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt liegt zwar nur mehr im einstelligen Prozentbereich, jeder zehnte Arbeitsplatz in Kärnten steht in Verbindung mit dem Sektor. Wir liefern den Rohstoff für die Wertschöpfungskette Holz, der fast 20 % der Wirtschaftsleistung des Landes ausmacht. Und nicht zu vergessen: Die bäuerlichen Betriebe bewirtschaften 90 % der Landesfläche – und schaffen damit die Grundlage für den Tourismus in Kärnten. Wir sind systemrelevant.
Der Tourismus ist einer der größten Devisenbringer für Kärnten. Was sind die größten Herausforderungen für die Touristiker im Land?
Mandl: Früher hatten die Touristiker Angst davor, dass die Gäste ausbleiben, heute ist es so, dass die Hauptsorge fehlenden Mitarbeitern gilt. Noch nie mussten unsere Touristiker so viel Aufwand betreiben, um die Personalfrage zu lösen. Erfreulich ist, dass der Kärntner Tourismus das Comeback nach der Pandemie bestens geschafft hat. Der heurige Sommer hat Spitzenwerte gebracht, der Herbst läuft gut, und auch die Vorzeichen für den Winter sind vielversprechend. Beherberger und Gastronomen feilen an ihrem Angebot, unser Land mit intakter Natur für aktive Gäste bietet die besten Voraussetzungen.
Wie kann man den Wirtschaftsstandort Kärnten angesichts der Pandemie stärken?
Mandl: Da gilt das Gleiche wie schon vor der Pandemie: Kärnten muss das unternehmerfreundlichste Bundesland werden. Immerhin ist das jetzt im Regierungsprogramm festgeschrieben, bei der konkreten Ausgestaltung würde ich mir mehr Tempo wünschen. Großes Thema ist die Koralmbahn – hier gilt es, Chancen eines aufgewerteten Wirtschaftsraums zu nutzen. Wachsam und energisch müssen wir bei der Trassenführung über Klagenfurt hinaus bleiben.
Huber: Unser primäres Anliegen ist es, den Einsatz heimischer Lebensmittel in Kärnten auszubauen. Das schafft nicht nur Wertschöpfung für die Landwirtschaft, sondern für die gesamte Wirtschaft. Eine aktuelle Wifo-Studie zeigt das Potenzial auf: Jedes zusätzliche Prozent an heimischen Lebensmitteln schafft im Land 300 Arbeitsplätze und einen Wertschöpfungsbeitrag von acht Millionen Euro. Da haben wir noch Luft nach oben.
Mandl: Heimisch kaufen ist wohl unser gemeinsames Anliegen. Wir werben dafür seit Jahren bei den Bürgern, der Patriotismus bei der Kaufentscheidung nimmt zu, unsere Betriebe sind auch bei Geschäften über das Internet fitter geworden.
Im Standortmarketing wird Bioökonomie als zukünftige Positionierung verankert. Ein Thema das Wirtschaft und Landwirtschaft verbindet?
Huber: Ja, absolut. Kärnten hat bereits jetzt europaweit neben Schweden den höchsten Anteil an erneuerbarer Energie, der Löwenanteil kommt aus der Biomasse. Diesen Weg müssen wir weitergehen, und die Land- und Forstwirtschaft kann dazu einen wesentlichen Beitrag leisten. Vor allem was den Rohstoff Holz am Bau und in der Energie betrifft.
Mandl: Wir müssen die Chancen nutzen, die der Klimawandel mit sich bringt. Unser Land kann sich als technologischer Vorreiter einen Namen machen. In Kärnten bietet die Natur beste Voraussetzungen für erneuerbare Energie, und es gibt viele innovative Firmen bei Bioökonomie und Umwelttechnik.
Huber: Es ist höchst an der Zeit, dass sich Kärnten eine Bioökonomie-Strategie zulegt. Kärnten hat das Potenzial, sich hier einen strategischen Wettbewerbsvorteil zu sichern.
Abseits der Bioökonomie-Strategie. Welche Anliegen an das Land Kärnten gibt es noch?
Mandl: Dass man unser Land weiter attraktiviert, speziell um junge Menschen im Land zu halten und damit Kärntnerinnen und Kärntner aus der Ferne wieder zurückkehren. Umsicht und Kreativität ist auch beim Zusammenrücken der Wirtschaftsräume durch die Koralmbahn gefragt. Neben der Stärkung des Zentralraums muss in der Raumordnung auf den ländlichen Raum besonders geachtet werden. Unternehmerisch tätige Menschen mit vitalen Unternehmen sind ein Herzstück der Regionen.
Huber: Landwirtschaft ist Wirtschaft am Land. Die Bauern brauchen wie die Unternehmer vor allem eine funktionierende Infrastruktur und Rahmenbedingungen, die das Wirtschaften ermöglichen. Nur mit vitalen Unternehmern und Landwirten wird es uns gelingen, den ländlichen Raum als Lebensraum für die Menschen zu erhalten. Das ist unsere gemeinsame Herausforderung.