Der Waldboden, die große Unbekannte
Der Waldboden ist ein Jahrtausend altes Ergebnis aus Verwitterung und darauf stockendem Waldbestand. Seit den letzten 1000 Jahren wurde dieses Beziehungsgefüge mehr und mehr vom Menschen verändert. Obwohl der Waldboden nicht so intensiv bearbeitet wird wie ein Ackerboden, verändert er sich auch im Laufe der Zeit durch den wechselnden Baumbestand. Das heißt, der Waldbesitzer kann so indirekt zu Veränderungen des Bodenaufbaus positiv und auch negativ beitragen.
Was kann den Waldboden nachhaltig negativ beeinflussen und wie kann der Waldbesitzer dies verhindern? Zunächst sei gesagt, dass sich Veränderungen nur über mehrere Baumgenerationen ergeben. Zu viel Fichte oder Kiefer am falschen Standort kann den Boden versauern. Einerseits, weil Flachwurzler wie die Fichte tiefer liegende Nährstoffe nicht ausnutzen können, andererseits, weil die Nadeln von Fichte und Kiefer schwer zersetzbar sind und damit die Nährstoffe in der Auflageschicht gebunkert werden. Noch problematischer ist dies auf sehr saurem Grundgestein wie Granit und Gneis (z.B. im Waldviertel), wo der pH-Wert von Haus aus schon sehr niedrig ist. Auf diesen Böden sollten vor allem Mischbaumarten gepflanzt werden, deren Streu gut abbaubar ist wie z.B. Erle, Ahorn, Esche, Hainbuche, Linde und Vogelbeere.
Auf Böden mit sehr toniger Bodenart bilden sich im ebenen Gelände meist Pseudogleyböden mit einer wasserundurchlässigen Schicht. Nach starken Regenfällen sind diese Böden meist sehr lange nicht befahrbar. Viele Baumarten wurzeln auf diesen Böden sehr flach und sind damit sehr Windwurf-gefährdet. Auf diesen Standorten ist es wichtig, Baumarten mit tiefgehenden Pfahlwurzeln zu pflanzen, die diese Stauschicht durchstoßen können, damit das Wasser abfließen kann. Vor allem die Eiche und die Weißtanne sind dazu in der Lage. Wichtig ist außerdem, dass diese Böden nur bei Frost oder Trockenheit, nicht aber bei Vernässung befahren werden dürfen und wenn, dann ausschließlich nur auf der Rückegasse.
Wissen fehlt oft
Leider ist das Wissen über den Waldboden sehr gering, die Waldbesitzer wären aber meist sehr interessiert. In der Landwirtschaft ist es durchaus üblich, in regelmäßigen Abständen Bodenuntersuchungen durchzuführen. Beim Waldboden würde eine einmalige Untersuchung für lange Zeit ausreichen, trotzdem wird diese eher selten durchgeführt. Wichtige chemische Bodenwerte wären der pH-Wert und die Kationenaustauschkapazität in verschiedenen Bodenhorizonten (z.B. 5-30 cm und 30-70 cm). Sehr oft kann man erkennen, dass in tieferen Schichten höhere Nährstoffmengen lagern, weil die Fichte als Flachwurzler nur die oberen Bereiche ausnutzt. Tiefwurzler würden hier sehr standortsverbessernd wirken. Der pH-Wert gibt über die Verwendbarkeit von verschiedenen Baumarten wichtige Auskünfte. Bodenanalysen können Sie bei der AGES (Agentur für Ernährungssicherheit) oder beim BFW (Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald) machen lassen. Ein einfacher Kalktest mit verdünnter Salzsäure gibt z.B. Aufschluss über die Verwendbarkeit von Douglasie.
Der Waldboden ist natürlich auch ein großer Wasserspeicher. In einem Waldboden können je nach Bodenart pro zehn cm Tiefe 12 bis 22 mm Niederschlag gespeichert werden. Hier sieht man die puffernde Wirkung des Waldbodens bei Starkniederschlägen, wodurch starke Überschwemmungen verhindert werden. Gleichzeitig wirkt der Waldboden wie ein Wasserfilter. Der Wald hat daher eine enorme Bedeutung für unser Trinkwasser. Der beste Schutz des Bodens vor Abschwemmung und Erosion ist eine dauernde Bestockung, das heißt eine Bewirtschaftung mit Naturverjüngung. In der obersten Schicht dem sogenannten Ah-Horizont wird im Humus sehr viel CO2 gespeichert. Das heißt, der Waldboden ist auch ein wichtiger CO2-Speicher neben dem Stammholz.
Fakten und Details
In einem Liter Waldboden befinden sich in etwa so viele Lebewesen wie es Menschen auf der Erde gibt. Dies sind zum Großteil Bakterien, Pilze und Algen, aber auch Fadenwürmer, Milben, Springschwänze, Regenwürmer, Spinnen und Asseln und vieles mehr. Diese kleinen Helfer zersetzen die Nadel- und Blattstreu und liefern den Bäumen die Nährstoffe zurück. Die Nährstoffversorgung erfolgt im Wald über diesen Kreislauf der Blätter / Nadeln mit einer gewissen Nachschaffung aus dem Untergrundgestein (z.B. Kalzium, Magnesium usw.) und aus der Luft (Stickstoff). Eine Unterbrechung dieses Kreislaufs kann innerhalb von zwei Jahrzehnten zu empfindlichen Zuwachseinbußen führen.
Daher sollten Äste mit Blätter und Nadeln immer im Wald bleiben. Vor allem auf ökologisch sensiblen Standorten ist eine Ganzbaumnutzung entschieden abzulehnen. Dies sind Standorte mit geringer Bodengründigkeit, nährstoffarmen Grundgestein (Granit, Gneis, reiner Kalk/Dolomit), auf Kuppen, auf staunassen Böden und auf Standorten, wo früher Streu genutzt wurde.
Daher sollten Äste mit Blätter und Nadeln immer im Wald bleiben. Vor allem auf ökologisch sensiblen Standorten ist eine Ganzbaumnutzung entschieden abzulehnen. Dies sind Standorte mit geringer Bodengründigkeit, nährstoffarmen Grundgestein (Granit, Gneis, reiner Kalk/Dolomit), auf Kuppen, auf staunassen Böden und auf Standorten, wo früher Streu genutzt wurde.
Man sieht also, der Waldboden hat mannigfaltige Aufgaben im Ökosystem Wald und er sollte daher auch entsprechend behandelt und "gepflegt“ werden. Denken Sie daher bei der Waldbewirtschaftung mehr daran, wie Sie die Nachhaltigkeit eines gesunden Waldbodens für die nächsten Generationen gewährleisten können.
Eine Filmreihe, entstanden im Rahmen eines Bildungsprojektes des Waldverbands Österreich in Zusammenarbeit mit dem LFI Österreich und der LK Niederösterreich, gibt neben Tipps für die Bestimmung der Bodenart, des Kalkgehaltes und des pH-Wertes, einen Überblick über drei typische Waldböden sowie Vorschläge und Empfehlungen zur Baumartenwahl.