Stickstoff beeinflusst den Ertrag und die Inhaltsstoffe der Futterpflanzen. An günstigen Standorten und bei höherer Anzahl der Nutzungen wird mehr davon benötigt.
Altes Dauergrünland hat gute Humusreserven und einen gewissen Leguminosenanteil. Dieser kann ebenfalls sehr viel zur Stickstoffversorgung der Pflanzenbestände beitragen. Es ist dadurch auf vielen Grünlandflächen möglich, auch ohne mineralische Stickstoffdüngung ein gutes Ertragsniveau zu erreichen. Eine zusätzliche Anwendung von mineralischen Stickstoffdüngern im Grünland kann bei gräserbetonten Beständen in Abstimmung mit der Wirtschaftsdüngergabe sinnvoll sein, sofern der Standort nachhaltig zur Erzielung von hohen bis sehr hohen Erträgen geeignet ist.
Bei der Düngung sollte der Standort angepasst sein. Die Menge des Entzugs des Stickstoffs ist aber nicht gleichzeitig die notwendige Düngungsmenge, da der Standort den Stickstoff aus dem Bodenvorrat nachliefert. Die Stickstoffnachlieferung aus dem Boden im Laufe der Vegetationsperiode liegt beim extensiven Grünland bei 10 - 30 kg N/ha und beim Wirtschaftsgrünland zwischen 30 - 60 kg N/ha. Versuche haben ergeben, dass Stickstoff vor allem die Gräser fördert. Der völlige Verzicht auf die Stickstoffdüngung bewirkt Ertrags- und Nährstoffeinbußen. Beim Praxisversuch wurden um 1.677 kg pro ha mehr Trockenmasse geerntet. Dies entspricht 1.860 kg Heu pro ha. Somit erspart man sich den Futterzukauf im Wert von 372 - 465 Euro pro ha (Preis pro Tonne Heu: 200 und 250 Euro). Somit wird ein Plus zwischen 287 und 380 Euro pro ha erzielt (siehe Grafik Düngerkosen 2024). Stickstoff beeinflusst den gesamten Grünlandbestand, dabei werden höchste Trockenmasse- und Rohproteinerträge bei gleichzeitig höchster Verdaulichkeit der organischen Substanz erreicht. Auf den Rohproteingehalt reagieren die Pflanzen unterschiedlich.
Witterung und Zeitpunkt
Der Einfluss des Stickstoffs hängt des Weiteren von der Jahreswitterung und dem Düngezeitpunkt ab. So ergaben Stickstoffdüngungen im Frühjahr höhere Erträge als Düngergaben im Sommer oder Herbst. Somit muss der erste Schnitt optimal mit Stickstoff versorgt werden, damit die entsprechenden Futterqualitäten geerntet werden können. Kleereichere und extensiv geführte Bestände sollten nur über langsam wirkende N-Quellen (Stallmist, Rottemist, Stallmistkompost) versorgt werden. Kleereiche Bestände können durch die Bindung von Luftstickstoff 45 - 105 kg Stickstoff pro ha und Jahr produzieren. Stickstoff fördert Gräser und schränkt Weißklee ein, weil er die Luftstickstoffbindung der Leguminosen verhindert. Je Prozent Ertragsanteil Leguminosen können 2 - 3 kg Stickstoff gebunden werden. Beispiel: Bei 15% Klee im Bestand können rund 45 kg N/ha (Drei-Schnittwiese, 700 m Seehöhe) gebunden werden. Der stumpfblättrige Ampfer kommt mit dem überschüssigen Stickstoff besser zurecht als so manche Gräser. Daher sollte der Stickstoff nutzungs- und standortgerecht gedüngt werden. Aufgrund der zu erwartenden steigenden Mineraldüngerpreisen soll ein guter Leguminosenanteil (bis maximal 30%) im Futterbestand enthalten sein, damit der N-Einsatz reduziert werden kann. Der Reinnährstoffpreis liegt bei 1,57 Euro je kg Reinstickstoff.
Stickstoffdüngung Mutterkühe und Milchkühe im Detail
Stickstoffnährstoffanfall (Rindergülle, N-Jahreswirksamkeit) aus der Tierhaltung in kg pro ha
Stickstoffbedarf Grünland <40 % Leguminosen mittlere Ertragslage laut NAPV 2023 in kg pro ha
Mögliche mineralische Reinstickstoff-Ergänzungsdügung in kg pro ha
GVE pro ha
NJw in kg
Nutzungen
N
Mutterkuh
1,0
36
2 Nutzungen
90
54
Milchkuh (6000 kg)
1,0
50
3 Nutzungen kleereich
100
50
Milchkuh (7000 kg)
1,0
55
4 Nutzungen kleereich
120
65
Milchkuh (7000 kg)
2,0
110
4 Nutzungen kleereich
120
10
Milchkuh (8000 kg)
1,0
60
4 Nutzungen kleereich
120
60
Milchkuh (8000 kg)
2,0
120
4 Nutzungen gräserbetont
160
40
Milchkuh (9000 kg)
1,0
64
5 Nutzungen
200
136
Milchkuh (9000 kg)
2,0
128
5 Nutzungen
200
72
Milchkuh (>10000 kg)
1,5
104
5 Nutzungen
200
96
Milchkuh (>10.000 kg)
2,0
138
5 Nutzungen
200
62
Milchkuh (>10.000 kg)
2,0
138
6 Nutzungen
270
132
Quelle: NAPV 2023, eigene Berechnungen 2023
Wirksamkeit der Gülle im Vergleich zu Mineraldünger von der Jahreszeit
Wirksamkeit in % Mineraldünger
Zeitpunkt der Gülleausbringung
N
P2O
K2O
Zeitiges Frühjahr (Februar bis März)
30 bis 60
90 bis 100
100
Erste Vegetationshälfte (April bis Juni)
60 bis 90
90 bis 100
100
Zweite Vegetationshälfte (Juli bis September)
40 bis 70
90 bis 100
100
Herbst (Oktober bis November)
20 bis 40
Winter (Dezember bis Jänner)
20 bis 30
Quelle: Dauergrünland 1983, Johann B. Rieder, Tabelle 98, Seite 109