Butterlamm und gefüllte Butter: Freudeboten am Ostertisch
Sabine und Johannes Gritzner führen den Bergbauernhof vlg. Wegscheider auf 1220 m Seehöhe gemeinsam mit ihrer Familie. 35 Milchkühe und eigene Nachzucht prägen den bäuerlichen Alltag – und seit 2019 auch die hauseigene Direktvermarktung. Was mit einer Naturkatastrophe begonnen hatte, entwickelte sich zu einer Erfolgsgeschichte: Nach einer Mure, die den Weg ins Tal unpassierbar gemacht hatte, begann die Familie notgedrungen, ihre Milch selbst zu verarbeiten. Die ersten Produkte waren schnell vergriffen, Qualität und Geschmack sprachen für sich. Und so entschied sie: Wir machen weiter!
Bröseltopfen und Joghurt
Das Butterlamm ist eine liebevoll von Hand gefertigte Figur in Lammform, die in Kärnten traditionell den Osterkorb ziert. Es steht symbolisch für das „Lamm Gottes“, erinnert an die christliche Bedeutung des Festes und bringt Segen für das neue Leben, das mit Ostern beginnt. Am Wegscheiderhof wird jedes Butterlamm mit großer Sorgfalt und viel Gespür aus hofeigener Butter hergestellt – eine Spezialität, die nicht nur hübsch aussieht, sondern auch herrlich schmeckt.
Tradierte Rezepte
Noch tiefer verwurzelt in der Oberkärntner Osterkultur ist die gefüllte Butter – eine Rarität, die heute nur noch wenige bäuerliche Familien bewusst pflegen. Dabei wird weiche Butter mit süßer Fülle veredelt, zum Beispiel mit Mohn, Kletzen (gedörrten Birnen) oder auch mit einer Mischung aus Trockenfrüchten. Die Füllung wird mittig in das vielseitige „Gold“ der Küche eingearbeitet – so entsteht beim Aufschneiden ein wunderschöner, zweifarbiger, geschmacklich einzigartiger Effekt mit symbolischer Tiefe. Ursprünglich war die gefüllte Butter ein festlicher Höhepunkt zu besonderen Anlässen wie Ostern, Hochzeiten oder sogar Totenwachen. In der bäuerlichen Welt hatte sie ihren festen Platz: Butter war einst ein echtes Luxusgut, das man während der Fastenzeit entbehren musste. Mit Ende der Fastenzeit durfte sie endlich wieder auf den Tisch – mit süßer Füllung wurde sie zum echten Boten der Freude. Jede Familie hat ihr eigenes Rezept, oft über Generationen weitergegeben. Die Zutaten variieren von Hof zu Hof. Am Wegscheiderhof wird diese Tradition liebevoll weitergetragen – nicht als Mode, sondern als gelebtes Kulturgut. Die Bedeutung der Füllung geht über den Geschmack hinaus: Mohn steht in vielen Überlieferungen für Hoffnung, Fruchtbarkeit und ein friedliches Miteinander, Kletzen symbolisieren Bodenständigkeit, Heimat und das Wissen, aus Wenigem viel zu machen. Serviert mit frischem Schwarzbrot oder einem süßen Reindling ist die gefüllte Butter ein kulinarischer und emotionaler Höhepunkt der Osterjause – und erinnert daran, dass das Besondere oft im Einfachen liegt.
Kärntner Qualität
Milchprodukte aus Kärnten stehen für kurze Wege, hohe Standards, ein tiefes Verständnis für Tierwohl und nachhaltige Landwirtschaft. Der Wegscheiderhof ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie aus einer Krise Neues entsteht – mit viel Handarbeit, Herz und Heimatverbundenheit. Ob Osterbutter, cremiger Topfen oder frischer Trinkjoghurt: Wer bei Sabine und Johannes Gritzner einkauft, schmeckt den Unterschied – und unterstützt eine Form der Landwirtschaft, die ehrlich, familiär und zukunftsfähig ist.
Betriebsreportage
- Betriebsführer Johannes (51) mit Gattin Sabine (50)
Kinder: Jungbauer Markus (29) mit Partnerin Julia (26), Christina (24) mit Partner Manuel (24), Jasmin (16)
Altbauer Heinz (77) mit Gattin Gertraud (73) sowie Uroma Aloisia (97)
- Betriebsgeschichte:
Der Hof ist seit dem Jahr 1570 in Familienbesitz.
Johannes führt den Betrieb in der 15. Generation, Sohn Markus steht als 16. Generation bereits in den Startlöchern. - Adresse: 9854 Malta
- Seehöhe: 1.220 m
- Gesamtfläche: 108 ha
- Betriebszweige: Milchwirtschaft mit 35 Milchkühen und eigener Nachzucht, Einsatz eines Melkroboters, Direktvermarktung: ca. 1/7 der Milch wird am Hof verarbeitet, der Rest geht an Kärntnermilch in Spittal