Auch auf Steilflächen ist eine Beweidung möglich
Im Rahmen des EIP-Agri Projektes "Weide-Innovationen" werden verschiedene Aspekte der Weidehaltung unter schwierigen Bedingungen untersucht. Ein Arbeitspaket des Projektes ist die Beweidung von Steilflächen und Hutweiden. Fünf Betriebe quer über Österreich verteilt, nehmen am Projekt teil. Ziel ist es, neues Wissen zur Weidehaltung unter schwierigen Bedingungen zu erhalten und dieses für Betriebe zugänglich zu machen. Die Beweidung der Flächen befindet sich im zweiten Versuchsjahr, erste Erkenntnisse liegen bereits vor. Nach dem Abschluss des Projektes werden die Resultate in einer Infobroschüre gesammelt und veröffentlicht.
Jeder Pilotbetrieb hat vor Versuchsbeginn seine persönlichen Ziele festgelegt. Während ein Betrieb Wert darauf legte, Gangeln zu vermeiden, war dies einem anderen Betrieb unwichtig. Ein dritter Betrieb wollte mehr aus der Fläche herausholen, sprich mehr Tiere auf der Fläche weiden lassen. Anhand der Ziele wurden ein Beweidungsplan und ein Konzept erstellt. Zusätzlich wurde bereits am Beginn des ersten Versuchsjahres der Pflanzenbestand evaluiert. Alle Betriebe nutzen die Koppelweide (Umtriebsweide) als Weidesystem. Nach der ganzflächigen Frühjahrsbeweidung (regional ab Ende März möglich) werden die Weideflächen in Koppeln unterteilt. Ein Vorteil der Frühjahrsbeweidung ist, dass sich die Tiere langsam an das frische Gras und die Pflanzen an den Verbiss gewöhnen können. Dadurch wird die Bestockung gefördert. Die anschließende Koppelführung gewährt den bereits abgefressenen Teilflächen eine Ruhephase. Dies ist vor allem auf steilen, seichtgründigen Koppeln notwendig, um den Pflanzenbestand nicht zu überlasten.
Koppelweide abzäunen
Um den Pflanzenbestand nicht zu stressen, muss den abgeweideten Koppeln eine ausreichende Ruhephase angeboten werden. Nach einer kurzen Besatzzeit von zwei bis fünf Tagen, muss die abgeweidete Fläche abgezäunt werden. Ziel ist eine Aufwuchshöhe beim Eintrieb von ungefähr 15 cm und eine Restaufwuchshöhe von 3 - 5 cm. Um die mittlere Aufwuchshöhe besser einschätzen zu können, kann sie mit der einfachen und kostengünstigen Deckel-Methode gemessen werden. Dazu in der Mitte eines Plastikeimerdeckels ein Loch einschneiden. Den Deckel zufällig alle paar Schritte über die ganze Fläche verteilt vor die Füße auf den Boden legen und mit einem Meterstab die Höhe ablesen. Es werden auch Geilstellen mitgemessen. Anschließend kann die mittlere Bestandeshöhe mit Hilfe der Aufwuchshöhenliste nach Steinberg ermittelt werden. Diese finden Sie auf der Homepage der HBLFA Raumberg-Gumpenstein. Sollte im Sommer die Aufwuchshöhe überschritten werden, können einzelne Koppeln auch für die Mahd verwendet werden. Deshalb bereits bei der Planung berücksichtigen, welche Koppeln für eine eventuelle Schnittnutzung geeignet wären.
Bodenart entscheidend
Weide ist nicht gleich Weide. Die Flächen müssen individuell betrachtet werden. Neben dem Pflanzenbestand spielt auch die Bodenart eine entscheidende Rolle, ob und wie stark mit schweren Rindern beweidet werden kann. Ein sandiger Boden neigt wenig zur Gangelbildung, trocknet dafür aber in Süd-West-Ausrichtung sehr schnell aus. Ein schluffiger Boden hält zwar Wasser und Nährstoffe sehr gut pflanzenverfügbar, kann aber leicht verdichtet werden. Auch ein sehr tonreicher Boden ist, vor allem nach langen Regenperioden, schwierig zu beweiden, da diese Böden sich vollsaugen können. Hauptsächlich kommen in der Natur Mischungen der drei Bodenarten (Lehm) vor, welche die positiven Eigenschaften der einzelnen Bodenarten vereinen. Sollten Sie sich nicht sicher sein, welche Bodenart auf Ihren Flächen anzutreffen sind, können Sie dies unter www.bodenkarte.at schnell und einfach herausfinden. Sollte die Wiese aufgrund ihrer Bodenart nicht für die Beweidung mit schweren Tieren geeignet sein, kann eine Beweidung mit leichteren Tierarten (Schafe, Ziegen, Neuweltkamele) in Betracht gezogen werden. Doch auch die Zucht leichterer Rinder beziehungsweise das Halten kleinrahmiger Rinderrassen wäre eine Option, um starke Verdichtungen zu vermeiden. Kleinrahmige Rinder haben ein geringeres Gewicht und einen kleineren Knochenrahmen. Dadurch sind sie beweglicher und im Hang trittsicherer.
Erste Erkenntnisse
Weiden sind, wie bereits erwähnt, individuell zu betrachten. Wichtig dabei ist, dass die Besatzdichte, die Weidezeit und die Ruhephasen strikt eingehalten werden. Auf sehr steilen Flächen lässt sich die Bildung von Viehsteigen bei dauernder Beweidung nicht verhindern. Wie stark die Gangeln ausgeprägt sind, ist von der Bodenart abhängig. Bei schonender Beweidung (kurze Weidezeit, lange Ruhephase) können sich artenreiche Terrassenweiden ausbilden. Wird auf eine dauernde Beweidung verzichtet, und werden die Flächen abwechselnd beweidet und gemäht, kann die Gangelbildung verhindert werden.