„Alpiner Raum immer mehr unter Druck“
Herr Schabus, in Ihrem jüngsten Film ‚Alpenland‘ spannen Sie einen Bogen von Frankreich über Italien und Deutschland bis nach Österreich. Wie haben Sie die unterschiedlichen Regionen erlebt, was eint sie, wo gibt es Unterschiede?
Robert Schabus: Die größten Unterschiede sind kultureller Natur. Lebensmittel haben in Italien und Frankreich einen höheren Stellenwert als etwa in Deutschland. Es gibt jedoch viele Dinge, die diese Regionen verbinden. So ist die Verbundenheit zum jeweiligen Ort, an dem die Menschen arbeiten und leben, sehr hoch. Ohne diese Verbundenheit würde es viele Betriebe nicht mehr geben, die wirtschaftliche Situation bringt die kleinteiligen Strukturen nämlich immer mehr unter Druck. Was auch alle Regionen verbindet, ist die Tatsache, dass von politischer Seite zu wenig auf die Bedürfnisse der Menschen geachtet wird, die tatsächlich in den Alpen leben. In touristisch intensiv genutzten Gebieten wird Wohnraum oftmals für die Einheimischen unleistbar. Andernorts verschwindet wichtige Infrastruktur, wie öffentlicher Verkehr oder Schulen. Alles Dinge, die wichtig sind, um junge Menschen am Land zu halten.
Wer über den Alpenraum spricht, kommt am Thema „Wolf“ nicht vorbei. Welche Erfahrungen konnten Sie im Zuge Ihrer Dreharbeiten sammeln?
Schabus: Bei den zwischen 2019 und 2021 laufenden Dreharbeiten zu ‚Alpenland‘ war der Wolf in Kärnten noch kein Riesenthema. Sehr wohl aber im Piemont. Dort sind mit dem Auftauchen des Wolfs vor 25 Jahren die kleinteiligen Strukturen verloren gegangen.
Früher hatte dort jeder Betrieb seine Schafe auf die eigene Alm getrieben, wo man einmal die Woche nachgeschaut hat, ob alles passt. Heute bilden die wenigen verbleibenden Betriebe eine große Herde mit 800 bis 1000 Schafen, einem Hirten, drei bis vier Hütehunden und ebenso vielen Herdenschutzhunden. Dadurch kommt der Tourismus natürlich unter Druck: Wanderer gibt es dort kaum mehr. Ohne Tourismus gehen auch Abnehmer für die Almprodukte wie etwa den Käse verloren. Wie gesagt, die Almwirtschaft hat es ohnehin schon schwer genug. Der Wolf war im Piemont, neben der Tatsache, dass es zur selben Zeit einen enormen Verfall der Preise für Fleisch und Milchprodukte gegeben hat, der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Wie ist Ihre persönliche Meinung zur Wolfsproblematik, die auch Kärnten immer stärker trifft?
Schabus: Generell haben Almen in unterschiedlichen Regionen Probleme, weil sie ökonomisch im besten Fall kein Minus produzieren, jedenfalls aber kein Plus. Der Tourismus verlangt allerdings nach intakter Almlandschaft und bewirtschafteten Almhütten, aber Tierhaltung und Massentourismus lassen sich meiner Meinung nach nur schwer vereinbaren. Die leerstehenden Almen werden mehr, auch in meiner ursprünglichen Heimat, dem Gailtal. Der Wolf beschleunigt diese Entwicklung.
Zum Abschluss: Welche Themen behandeln Ihre aktuellen Projekte?
Schabus: Derzeit arbeite ich an einem Dokumentarfilm über den Umgang von Gemeinden mit dem Boden und dessen Versiegelung. Dabei werden ländlicher und urbaner Raum einander gegenübergestellt. 2023 steht dann ein großes Kinoprojekt zum Thema „Transport“ an.
Robert Schabus: Die größten Unterschiede sind kultureller Natur. Lebensmittel haben in Italien und Frankreich einen höheren Stellenwert als etwa in Deutschland. Es gibt jedoch viele Dinge, die diese Regionen verbinden. So ist die Verbundenheit zum jeweiligen Ort, an dem die Menschen arbeiten und leben, sehr hoch. Ohne diese Verbundenheit würde es viele Betriebe nicht mehr geben, die wirtschaftliche Situation bringt die kleinteiligen Strukturen nämlich immer mehr unter Druck. Was auch alle Regionen verbindet, ist die Tatsache, dass von politischer Seite zu wenig auf die Bedürfnisse der Menschen geachtet wird, die tatsächlich in den Alpen leben. In touristisch intensiv genutzten Gebieten wird Wohnraum oftmals für die Einheimischen unleistbar. Andernorts verschwindet wichtige Infrastruktur, wie öffentlicher Verkehr oder Schulen. Alles Dinge, die wichtig sind, um junge Menschen am Land zu halten.
Wer über den Alpenraum spricht, kommt am Thema „Wolf“ nicht vorbei. Welche Erfahrungen konnten Sie im Zuge Ihrer Dreharbeiten sammeln?
Schabus: Bei den zwischen 2019 und 2021 laufenden Dreharbeiten zu ‚Alpenland‘ war der Wolf in Kärnten noch kein Riesenthema. Sehr wohl aber im Piemont. Dort sind mit dem Auftauchen des Wolfs vor 25 Jahren die kleinteiligen Strukturen verloren gegangen.
Früher hatte dort jeder Betrieb seine Schafe auf die eigene Alm getrieben, wo man einmal die Woche nachgeschaut hat, ob alles passt. Heute bilden die wenigen verbleibenden Betriebe eine große Herde mit 800 bis 1000 Schafen, einem Hirten, drei bis vier Hütehunden und ebenso vielen Herdenschutzhunden. Dadurch kommt der Tourismus natürlich unter Druck: Wanderer gibt es dort kaum mehr. Ohne Tourismus gehen auch Abnehmer für die Almprodukte wie etwa den Käse verloren. Wie gesagt, die Almwirtschaft hat es ohnehin schon schwer genug. Der Wolf war im Piemont, neben der Tatsache, dass es zur selben Zeit einen enormen Verfall der Preise für Fleisch und Milchprodukte gegeben hat, der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Wie ist Ihre persönliche Meinung zur Wolfsproblematik, die auch Kärnten immer stärker trifft?
Schabus: Generell haben Almen in unterschiedlichen Regionen Probleme, weil sie ökonomisch im besten Fall kein Minus produzieren, jedenfalls aber kein Plus. Der Tourismus verlangt allerdings nach intakter Almlandschaft und bewirtschafteten Almhütten, aber Tierhaltung und Massentourismus lassen sich meiner Meinung nach nur schwer vereinbaren. Die leerstehenden Almen werden mehr, auch in meiner ursprünglichen Heimat, dem Gailtal. Der Wolf beschleunigt diese Entwicklung.
Zum Abschluss: Welche Themen behandeln Ihre aktuellen Projekte?
Schabus: Derzeit arbeite ich an einem Dokumentarfilm über den Umgang von Gemeinden mit dem Boden und dessen Versiegelung. Dabei werden ländlicher und urbaner Raum einander gegenübergestellt. 2023 steht dann ein großes Kinoprojekt zum Thema „Transport“ an.