Änderung der Berner Konvention gefordert
Die steigende Population und die Zunahme an Nutztierrissen durch Wölfe ist in ganz Europa ein großes Thema. Am 29. November will die Schweiz nun sogar einen Antrag stellen, den Schutzstatus für das Raubtier in der Berner Konvention zu senken. Das ist eines jener internationalen Abkommen, durch das der Wolf zu den streng geschützten Tierarten zählt. „Eine riesige Chance, die wir gemeinsam nutzen müssen!“, ist Agrar- und Jagdreferent Martin Gruber überzeugt. In der Sitzung des Ständigen Ausschusses zur Berner Konvention wird Österreich durch das Klimaschutzministerium von Leonore Gewessler vertreten. Das Ministerium habe aber offenbar vor, sich entweder der Stimme zu enthalten oder aber gegen den Schweizer Antrag zu stimmen. „Eine äußerst befremdliche Vorgehensweise, weil weder die von den Wolfsschäden am meisten betroffenen Bundesländer noch landwirtschaftliche Interessenvertretungen in die Entscheidungsfindung eingebunden waren. Damit handelt die Ministerin ganz klar gegen die Interessen der österreichischen Landwirtschaft“, informierte Gruber nach der Regierungssitzung. Aus diesem Grund wendet er sich – in Abstimmung mit dem Präsidenten der Landwirtschaftskammer Siegfried Huber – in einem offiziellen Schreiben an die Bundesministerin. Der dringende Appell Grubers lautet, ihren offenbar bereits gefassten Entschluss zu überdenken und die Wolfsproblematik in Bundesländern wie Kärnten, die explodierenden Schäden, das Tierleid und die Gefahr für die traditionelle Almwirtschaft ernst zu nehmen. „Wir müssen verhindern, dass Österreich diese Möglichkeit verstreichen lässt, um das Thema Wolf rechtlich zu lösen“, so der Landesrat.
Appell der LK
Auch die LK fordert in einem gemeinsamen Brief aller im Vorstand der LK Kärnten vertretenden Fraktionen die zuständige Bundesministerin Gewessler auf, dem Antrag der Schweiz zuzustimmen und sich für die Absenkung des Schutzstatus der Wölfe im Rahmen der Berner Konvention auszusprechen. „Der strenge Schutz der Wölfe in der Berner Konvention ist längst überholt und nicht mehr gerechtfertigt! Österreich muss sich für die Absenkung des Schutzstatus aussprechen. Der Alleingang der Ministerin ist völlig unverständlich. Das ist eine Entscheidung auf dem Rücken der Landwirtschaft, des Tourismus und der Bevölkerung im ländlichen Raum!“, betont Huber, der sich bei allen Vorstandskolleginnen und -kollegen für die Geschlossenheit beim Thema Wolf bedankt. Allein im heurigen Jahr seien in Kärnten bislang fast 600 landwirtschaftliche Nutztiere (Schafe, Rinder und Pferde) von Wölfen attackiert, brutal getötet oder schwer verletzt worden, heißt es in dem Brief. Viele Bauern hätten ihre Nutztiere aus Angst vorzeitig von den Almen bringen müssen. Viele werden im nächsten Almsommer ihre Tiere nicht mehr auf die Almen treiben. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass Wölfe im Herbst den Nutztieren in die Täler folgen und Schafe in unmittelbarer Nähe von Bushaltestellen, Kindergärten und Schulen reißen. Argumentiert wird ferner, dass der strenge Schutz der Wölfe in der Berner Konvention den Grundsätzen der Alpenkonvention hinsichtlich eines gleichwertigen Schutzes von Umwelt sowie wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung widerspreche.