Zukunftsstrategien in der Pflege
Zukunftsstrategien für die Pflege“ lautete der Titel einer Enquete, zu welcher der Kärntner Landtag lud. Experten präsentierten Zahlen, Fakten und neue Ansätze. Nach der Eröffnung des Landtagspräsidenten Reinhart Rohr bezifferte Markus Golla, Institutsleitung Pflegewissenschaft der University of Applied Sciences (IMC), Krems, die aktuelle und prognostizierte demographische Lage unseres Landes. Nicht nur Österreich, sondern ganz Europa ist im Gegensatz zu anderen Kontinenten überaltert. Bundesweit blickt ganz Österreich nach Kärnten, denn das südlichste Bundesland wird in fünf Jahren mit der großen Pensionswelle die ersten Auswirkungen der Überalterung zu spüren bekommen. Zukünftig werden pro Jahr 1000 Personen in der Pflege fehlen, und das trotz eingerechneter Zuwanderung. Der Pflegeberuf ist bei den Jungen out, obwohl er österreichweit nirgends so gut bezahlt wird wie in Kärnten. Er ist krisensicher, ermöglicht das Arbeiten mit und am Menschen, macht Freude und bringt Erfüllung.
Um der dramatischen Lage Herr zu werden, braucht es innovative Lösungen in der Pflege. „Wichtige Ansätze sind präventive Gesundheitsmaßnahmen in der Ernährung und körperliches Training, um die Pflegebedürftigkeit hinauszuzögern,“ so Golla. Wenn die Pflegebedürftigkeit eintritt, dann muss alles darangesetzt werden, die Menschen so lange wie möglich im eigenen Zuhause zu unterstützen. „Den Familienangehörigen kommt dabei eine große Bedeutung zu,“ hebt Thomas Dorner, Leiter der Akademie für Altersforschung am Haus der Barmherzigkeit, Wien, explizit hervor. „Diese Pflegeleistungen müssen gesehen, unterstützt und auch entlastet werden. Nicht übersehen werden darf die große Anzahl an Einpersonenhaushalten. Auch hier braucht es innovative Lösungen.“ Für Horst Kainz, Geschäftsführer des Hilfswerks Kärnten, ist Robotik mangels Pflegekräften ein Zukunftsthema, „dem wir uns nicht verschließen dürfen“. In Japan wird technische Unterstützung beispielsweise beim Einkaufen oder Anziehen bereits erfolgreich eingesetzt. NABg. Christian Ragger skizzierte Beispiele für ein selbstbestimmtes Leben mit Hilfe von technischen Assistenzsystemen aus den Niederlanden. In diesem Vorzeigeprojekt gibt es Wohnmodelle mit Sensoren im Boden, die bei einem Sturz den Notruf auslösen, und roboterassistierte Medikamentenschränke, die nach wiederholt fehlender Entnahme die Krankenschwester benachrichtigen.
„Es gibt viele Ansätze, um den Herausforderungen in der Pflege zu begegnen“, sagt Landesrätin Beate Prettner. In ganz Kärnten wurde in den Gemeinden die Pflegenahversorgung „Community Nursing“ eingerichtet, die bei allen Angelegenheiten rund um die Pflege aufgesucht werden kann. Fakt ist laut einer kürzlichen Studienumfrage, dass die Menschen ihren Lebensabend zu Hause und nur im letzten Notfall institutionell in Alten- und Pflegeheimen verbringen wollen.
In der anschließenden Diskussion kam das Gespräch unter anderem auf die Alternativen Lebensräume – ein niederschwelliges Pflege- und Betreuungsmodell in Kärnten, das von den Referenten und Prettner befürwortet wurde.
In der anschließenden Diskussion kam das Gespräch unter anderem auf die Alternativen Lebensräume – ein niederschwelliges Pflege- und Betreuungsmodell in Kärnten, das von den Referenten und Prettner befürwortet wurde.