„Wir bleiben ein stabiler und verlässlicher Partner“
Die Krise der BayWa ist derzeit in vieler Munde. Wie arbeitet es sich, wenn sich der eigene Mehrheitseigentümer in kräftiger Schieflage befindet?
Markus Furtenbacher: Am schwerwiegendsten ist derzeit, dass sehr viele Gerüchte, Halb- und Unwahrheiten kursieren, deshalb möchte ich an dieser Stelle einige Dinge klarstellen: Wahr ist, dass sich die BayWa in einer angespannten Finanzierungslage befindet. Aber: Wir als Unser Lagerhaus WHG sind als Unternehmen stabil und von den Turbulenzen der BayWa wirtschaftlich nicht unmittelbar betroffen. Wir haben eine vollkommen unabhängige, eigenständige Finanzierung. Es gibt keine finanziellen Verflechtungen wie wechselseitige Kredite, keine Liquiditätsbündelung oder Ähnliches.
Sie werden aber verstehen, dass viele Landwirte verunsichert sind und sich fragen, ob sie ihre Ernte an die Unser Lagerhaus WHG verkaufen sollen und diese auch bezahlt bekommen: Was sagen Sie diesen?
Mir ist wichtig zu betonen, dass es in der Unser Lagerhaus WHG in keiner Form einen Liquiditätsengpass gibt. Wir kommen all unseren Zahlungsverpflichtungen in gewohnter Weise verlässlich nach. Und: Wir sind nach wie vor und bleiben auch Skontozahler! Wir haben genug Reserven, um unsere Landwirte auch bei der Maisernte wie gewohnt bezahlen zu können. Diese Botschaft ist mir ganz wichtig, weil in der öffentlichen Diskussion oft das Unternehmen „Unser Lagerhaus WHG“ mit dem Unternehmen „BayWa“ vermischt wird.
Was passiert aber, wenn die BayWa aus dieser Krise nicht mehr herauskommt? Wer sollte dann die Anteile übernehmen?
Die BayWa hält 51 % an der Unser Lagerhaus WHG, die Raiffeisen Landesbank Kärnten 28 %, den Rest halten Kärntner und Tiroler Genossenschaften. Wir sind als Unternehmen stabil, alle Beteiligten seitens der BayWa arbeiten daran, deren Situation zu verbessern. Wer im Ernstfall noch Anteile übernehmen würde, müssen Sie die Eigentümer fragen.
Bleiben Ihrerseits alle Werke bzw. Standorte und die Rolle als Nahversorger für die Landwirtschaft erhalten?
Unabhängig von der Situation der BayWA beschäftigt uns in Kärnten und in ganz Österreich ein Thema intensiv – das ist der Strukturwandel in der Landwirtschaft. Auch wir müssen uns – wie jedes Unternehmen – die Standortstruktur genau anschauen. Die Anzahl der Landwirte wird immer weniger, insbesondere jener, für die es ein Lagerhaus in jedem Ort braucht. Die Abholware wird weniger, die Betriebe werden größer, und dadurch steigt die Direktbelieferung. Auch der Mobilitätsgrad der Kunden stieg in den letzten Jahren und Jahrzehnten enorm. Daher schauen wir uns an, wie wir künftig Versorgungskonzepte flächendeckend gestalten können, denn das ist unser Anspruch. Es wird auch bei uns Standorte geben, die wir längerfristig nicht halten werden können – das hat aber wie gesagt nichts mit der Situation der BayWa zu tun.
Was bedeutet das konkret für die Zukunft?
Flächendeckende Versorgung heißt entweder durch Standorte oder – wenn ein Standort wirtschaftlich nicht mehr darstellbar ist – durch ein Versorgungskonzept für diese Region. Die Versorgung kann dabei durch Direktzustellung zu den Landwirten, in Form eines Servicewagens im Werkstättenbereich, mittels eines Selbstbedienungsladens oder über ähnliche Leistungen erfolgen.
Wie sehr spürt auch die Unser Lagerhaus WHG die Gemengelage aus Bau-Flaute, zurückhaltendem Konsumverhalten und schwieriger Einkommenssituation der Landwirte?
Grundsätzlich sind wir als Unternehmen auch deshalb stabil, weil wir auf verschiedenen Standbeinen, sprich Geschäftsbereichen, aufbauen. Natürlich spüren auch wir den Rückgang in der Baubranche nicht zuletzt auch aufgrund der deutlich schwierigeren Finanzierungssituation für Eigenheime. Wie die Landwirte sind auch die Kunden im Einzelhandel generell in einer abwartenden Haltung, das spürt die gesamte Wirtschaft.
Als Führungskraft gilt es nach vorne zu schauen und auch trotz widriger Rahmenbedingungen zuversichtlich und fokussiert zu bleiben. Was stimmt Sie optimistisch?
Optimistisch stimmt mich, dass die in der Landwirtschaft tätigen Personen fleißige Menschen sind, sowohl seitens unserer Kundinnen und Kunden als auch seitens unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nicht zuletzt deshalb planen und setzen wir zukunftsorientierte Projekte um, wie eine 3,1 Mio.-Werkstätteninvestition am Standort Althofen. Angedacht ist für das kommende Jahr auch eine Erweiterung des Mischfutterwerks am Standort Klagenfurt Südring, wo wir in den letzten Jahren schon eine neue Getreide- und Maistrocknung, eine neue Sojabohnenaufbereitung und 11.000 t zusätzliche Lagerkapazität errichtet haben. So schaffen wir regionale Wertschöpfung und halten diese bestmöglich im Land – vom Saatgut über die Ernte bis zur Veredelung und zum Verkauf der Endprodukte in unseren Bauernecken.
Meinungen: „RWA soll BayWA-Anteile übernehmen“
Im Zuge der öffentlichen Diskussion rund um die Situation der BayWa ließ Rudolf Grünanger, Geschäftsführer der Landwirtschaftlichen Genossenschaft Klagenfurt-St. Veit-Rosental eGen, dem Kärntner Bauer ein Statement zukommen: „Um die Diskussion, wohin es gehen könnte, anzustoßen, positioniere ich mich gerne. Dies ist meine persönliche Meinung als Geschäftsführer, zur Positionierung der Landwirtschaftlichen Genossenschaft Klagenfurt-St. Veit-Rosental als Unternehmen fehlt derzeit noch ein Beschluss im Funktionärskreis. Ich jedenfalls spreche mich klar für eine Übernahme der BayWa Anteile der WHG durch die RWA aus. Die RWA ist ein österreichisches Unternehmen mit gelebter genossenschaftlicher Kultur, ein Unternehmen, das wesentliche Beiträge zur Zukunft der Landwirtschaft leistet (im Franchising, im Werkstätten- und Techniksortiment, im E-Commerce-Handel, in der Waren-Logistik, mit Innovationskraft und tiefem Verständnis für die landwirtschaftlichen Strukturen in Österreich), und welches die internationale Anbindung im Getreidehandel und im Betriebsmittelgeschäft garantiert.“ Und Grünanger weiter: „Die Sicherheit und Zukunft der WHG sind in diesem Umfeld meiner Meinung nach am besten aufgehoben und die Werthaltigkeit des Unternehmens würde gewährleistet. Für uns als selbstständige Genossenschaft bedeutet eine Einbindung in die RWA die Möglichkeit, österreichweite Verbundstrukturen zu nutzen. Eine „Ware Österreich“ bedeutet weniger Doppelgleisigkeiten und damit bessere Wertschöpfung für unsere Bauern.“
Reaktion der RLB
Der Kärntner Bauer hat zum Thema BayWa bei der Raiffeisen-Landesbank, immerhin 25 %-Eigentümer und zweitgrößter Gesellschafter der Unser Lagerhaus WHG nachgefragt, wie sie die Situation beurteilt und ob es Pläne gibt, zusätzliche Anteile zu erwerben. Mag. Gert Spanz, Vorstandsmitglied der Raiffeisen Landesbank Kärnten, betont: „Wir sind für die WHG ein verlässlicher und starker Eigentümer. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Zu der aktuellen Situation der BayWa AG möchten wir uns nicht äußern.“