„Wildbret statt Trophäen“

Herr Brunner, der Landesrechnungshof kritisiert in seinem jüngsten Prüfbericht die aus seiner Sicht zu geringen Abschusszahlen der Kärntner Jägerschaft. Beim Rehwild etwa ist die geplante Abschussquote im Zeitraum 2015 bis 2020 von 86,5 % auf 80,7 % gesunken. Wie erklären Sie das den geschädigten Waldbesitzern?
Walter Brunner: Die Quoten sind schlechter geworden, weil die Abschusspläne, auch im Sinne der Forstwirtschaft, erhöht worden sind. Doch man muss sich die absoluten Zahlen vor Augen halten. Beim Rehwild haben wir seit Beginn der Jagdpachtperiode 2010/2011 rund 42.800 Stück erlegt. In der letzten Planperiode 2019/2020 rund 47.000. Das ist ein Plus von 9 %. Beim Rotwild wiederum gibt es ein Plus von 16 %. Deshalb finde ich die Darstellung des Rechnungshofes nicht fair. Außerdem ist die Rotwildproblematik nicht auf Kärnten beschränkt, das ist kein hausgemachtes Thema. Gleiches gilt beim Schwarzwild. Dieses Problem gibt es überall, in ganz Österreich, in Deutschland, in Italien.
Dennoch, der Rechnungshof kritisiert, dass seit 2015 mehr männliches als weibliches Rotwild abgeschossen wurde. Seine Schlussfolgerung daraus: Bei den Kärntner Jägern steht die Erhaltung und Vermehrung des Wildbestandes im Vordergrund.
Diesen Vorwurf weise ich strikt zurück. Der Kärntner Jägerschaft ist wichtig, dass das Geschlechterverhältnis beim Wild passt. Es nützt nichts, einfach nur drauf los zu schießen, sondern man muss danach trachten, dass die Populationsträger, das weibliche Wild, erlegt wird. Männliches Wild wird ohnehin genug erlegt. Nur, „Sie wünschen, wir spielen“, das geht beim Abschuss einfach nicht.
Wie können die Abschüsse gesteigert werden? Der Unmut unter betroffenen Land- und Forstwirten über die Wildschäden ist natürlich sehr groß.
Den Unmut verstehe ich absolut. Es bringt aber nichts, wenn Landwirtschaft und Jagd sich gegenseitig Vorhaltungen machen. Wir brauchen Zusammenarbeit. Niemand von uns will Schäden haben oder dem Landwirt nicht entgegenkommen. Die Kärntner Jägerinnen und Jäger versuchen das Bestmögliche. Dazu findet sich im Rechnungsbericht durchaus auch Erfreuliches.
Einen konkreten Ausweg aus dem Dilemma sehen Sie also nicht.
Doch, und zwar im gegenseitigen Bemühen, sich zu helfen, statt sich zu beschimpfen. Gemeinsames Ziel ist, die Rotwildpopulation auf ein Maß zu reduzieren, das für die Land- und Forstwirtschaft verträglich ist. Jene, denen es nicht um die Wildschadensvermeidung geht, sondern um Trophäen, müssen wir dazu erziehen, dass sie zuerst Kahlwild erlegen. Das ist auch das viel bessere Wildbret. Wildbret statt Trophäen, in diese Richtung soll es gehen.
Reichen die derzeitigen gesetzlichen Rahmenbedingungen aus?
Die Kärntner Jagdgesetznovelle 2021 ermöglicht uns den zusätzlichen Abschuss 1 und den Abschuss 2. Damit wurde uns eine Möglichkeit gegeben, flexibel zu reagieren. So können wir nun im Abschussplan Auflagen erteilen. Im sturmgebeutelten Gebiet Lesachtal, Kötschach-Mauthen, müssen vor der Erlegung eines Hirsches drei Stück Kahlwild, also Populationsträger, erlegt werden. Das ist ein Pilotprojekt und eine der Möglichkeiten. Aber, wie gesagt, es braucht beide Seiten.
Alles Wild freigeben. Was halten Sie von der klassenlosen Bejagung, wie sie in Teilen Deutschlands praktiziert wird?
Ich halte davon nicht viel. Weil man die eigenen Grundsätze und die Weidgerechtigkeit nicht aufgeben darf. Außerdem wäre diese Bejagung kontraproduktiv, weil das Wild auch Ruhe benötigt. Wenn es von der einen in die andere Ecke getrieben wird, darf man sich nicht wundern, dass es da wie dort zu Schäden kommt. Besser ist, Vernunft einzuschalten, Sachverstand und es so zu bejagen, dass man die Interessen der Land- und Forstwirtschaft sowie des Tierschutzes berücksichtigt.
Eine Kärntner Jagdgesellschaft hat laut einem Medienbericht eine Autofahrerin nach einem Wildunfall verklagt. Grund: der niedergefahrene Einserbock. Wie stehen Sie dazu?
Die Kärntner Jägerschaft lehnt das absolut ab. Es ist unverständlich, dass jemand einen Geschädigten am Gerichtsweg verfolgt. Als Jäger sollte man anderen Menschen gegenüber Großzügigkeit an den Tag legen. Weil umgekehrt verlangen wir Großzügigkeit auch uns gegenüber.
Stichwort Kärntner Wolfsverordnung. Wie sehen Sie die zusätzliche Aufgabe für die Jägerschaft, im Anlassfall auffällige Wölfe zu jagen?
Wichtig ist, dass diese Verordnung der Öffentlichkeit zeigt, dass der Wolf ein ganz normales Wildtier ist. Jedes Wildtier sollte bejagt werden, mit Sachverstand.
Welche Rahmenbedingungen brauchen die Jägerinnen und Jäger für ein aktives Wolfsmanagement in Kärnten? Es gibt den Ruf nach der Erlaubnis von Nachtsichtgeräten, nach finanziellem Ersatz für die aufgewendete Zeit …
Uns am wichtigsten ist, dass die Jagd auf den Wolf rechtlich gedeckt ist. Die Rahmenbedingungen müssen so sein, dass der Jäger dabei nicht im Kriminal landet beziehungsweise er davor keine Angst haben muss. Außerdem benötigen wir den Rückhalt der Öffentlichkeit. Jäger werden für den Wolfsabschuss sicher kein Lob ernten.
Wie kann man den Wolf überhaupt aufspüren, noch dazu den richtigen „Problemwolf“?
Das wird sehr schwierig. Dazu werden wir Schulungen an Interessierte anbieten und Jagdkollegen aus Slowenien dafür herbeiholen, die haben Erfahrung damit.
Walter Brunner: Die Quoten sind schlechter geworden, weil die Abschusspläne, auch im Sinne der Forstwirtschaft, erhöht worden sind. Doch man muss sich die absoluten Zahlen vor Augen halten. Beim Rehwild haben wir seit Beginn der Jagdpachtperiode 2010/2011 rund 42.800 Stück erlegt. In der letzten Planperiode 2019/2020 rund 47.000. Das ist ein Plus von 9 %. Beim Rotwild wiederum gibt es ein Plus von 16 %. Deshalb finde ich die Darstellung des Rechnungshofes nicht fair. Außerdem ist die Rotwildproblematik nicht auf Kärnten beschränkt, das ist kein hausgemachtes Thema. Gleiches gilt beim Schwarzwild. Dieses Problem gibt es überall, in ganz Österreich, in Deutschland, in Italien.
Dennoch, der Rechnungshof kritisiert, dass seit 2015 mehr männliches als weibliches Rotwild abgeschossen wurde. Seine Schlussfolgerung daraus: Bei den Kärntner Jägern steht die Erhaltung und Vermehrung des Wildbestandes im Vordergrund.
Diesen Vorwurf weise ich strikt zurück. Der Kärntner Jägerschaft ist wichtig, dass das Geschlechterverhältnis beim Wild passt. Es nützt nichts, einfach nur drauf los zu schießen, sondern man muss danach trachten, dass die Populationsträger, das weibliche Wild, erlegt wird. Männliches Wild wird ohnehin genug erlegt. Nur, „Sie wünschen, wir spielen“, das geht beim Abschuss einfach nicht.
Wie können die Abschüsse gesteigert werden? Der Unmut unter betroffenen Land- und Forstwirten über die Wildschäden ist natürlich sehr groß.
Den Unmut verstehe ich absolut. Es bringt aber nichts, wenn Landwirtschaft und Jagd sich gegenseitig Vorhaltungen machen. Wir brauchen Zusammenarbeit. Niemand von uns will Schäden haben oder dem Landwirt nicht entgegenkommen. Die Kärntner Jägerinnen und Jäger versuchen das Bestmögliche. Dazu findet sich im Rechnungsbericht durchaus auch Erfreuliches.
Einen konkreten Ausweg aus dem Dilemma sehen Sie also nicht.
Doch, und zwar im gegenseitigen Bemühen, sich zu helfen, statt sich zu beschimpfen. Gemeinsames Ziel ist, die Rotwildpopulation auf ein Maß zu reduzieren, das für die Land- und Forstwirtschaft verträglich ist. Jene, denen es nicht um die Wildschadensvermeidung geht, sondern um Trophäen, müssen wir dazu erziehen, dass sie zuerst Kahlwild erlegen. Das ist auch das viel bessere Wildbret. Wildbret statt Trophäen, in diese Richtung soll es gehen.
Reichen die derzeitigen gesetzlichen Rahmenbedingungen aus?
Die Kärntner Jagdgesetznovelle 2021 ermöglicht uns den zusätzlichen Abschuss 1 und den Abschuss 2. Damit wurde uns eine Möglichkeit gegeben, flexibel zu reagieren. So können wir nun im Abschussplan Auflagen erteilen. Im sturmgebeutelten Gebiet Lesachtal, Kötschach-Mauthen, müssen vor der Erlegung eines Hirsches drei Stück Kahlwild, also Populationsträger, erlegt werden. Das ist ein Pilotprojekt und eine der Möglichkeiten. Aber, wie gesagt, es braucht beide Seiten.
Alles Wild freigeben. Was halten Sie von der klassenlosen Bejagung, wie sie in Teilen Deutschlands praktiziert wird?
Ich halte davon nicht viel. Weil man die eigenen Grundsätze und die Weidgerechtigkeit nicht aufgeben darf. Außerdem wäre diese Bejagung kontraproduktiv, weil das Wild auch Ruhe benötigt. Wenn es von der einen in die andere Ecke getrieben wird, darf man sich nicht wundern, dass es da wie dort zu Schäden kommt. Besser ist, Vernunft einzuschalten, Sachverstand und es so zu bejagen, dass man die Interessen der Land- und Forstwirtschaft sowie des Tierschutzes berücksichtigt.
Eine Kärntner Jagdgesellschaft hat laut einem Medienbericht eine Autofahrerin nach einem Wildunfall verklagt. Grund: der niedergefahrene Einserbock. Wie stehen Sie dazu?
Die Kärntner Jägerschaft lehnt das absolut ab. Es ist unverständlich, dass jemand einen Geschädigten am Gerichtsweg verfolgt. Als Jäger sollte man anderen Menschen gegenüber Großzügigkeit an den Tag legen. Weil umgekehrt verlangen wir Großzügigkeit auch uns gegenüber.
Stichwort Kärntner Wolfsverordnung. Wie sehen Sie die zusätzliche Aufgabe für die Jägerschaft, im Anlassfall auffällige Wölfe zu jagen?
Wichtig ist, dass diese Verordnung der Öffentlichkeit zeigt, dass der Wolf ein ganz normales Wildtier ist. Jedes Wildtier sollte bejagt werden, mit Sachverstand.
Welche Rahmenbedingungen brauchen die Jägerinnen und Jäger für ein aktives Wolfsmanagement in Kärnten? Es gibt den Ruf nach der Erlaubnis von Nachtsichtgeräten, nach finanziellem Ersatz für die aufgewendete Zeit …
Uns am wichtigsten ist, dass die Jagd auf den Wolf rechtlich gedeckt ist. Die Rahmenbedingungen müssen so sein, dass der Jäger dabei nicht im Kriminal landet beziehungsweise er davor keine Angst haben muss. Außerdem benötigen wir den Rückhalt der Öffentlichkeit. Jäger werden für den Wolfsabschuss sicher kein Lob ernten.
Wie kann man den Wolf überhaupt aufspüren, noch dazu den richtigen „Problemwolf“?
Das wird sehr schwierig. Dazu werden wir Schulungen an Interessierte anbieten und Jagdkollegen aus Slowenien dafür herbeiholen, die haben Erfahrung damit.