Wiesenpflege - Lücken im Frühjahr schließen
1. Wozu ist eine Futterbestandspflege jetzt im Frühjahr überhaupt notwendig?
Es entwickelt sich dadurch ein intakter Pflanzenbestand, womit unter anderem die Narbendichte und in weiterer Folge der Futterertrag gewährleistet werden.
2. Was bewirkt das Abschleppen der Wiesen und Weiden?
Durch das Abschleppen werden in erster Linie Erdhaufen von Maulwürfen und Wühlmäusen beseitigt sowie Wirtschaftsdünger in die Grasnarbe eingerieben. Dadurch wird die Futterverschmutzung verringert. Die Narbe wird durchlüftet, was für Neuaustrieb und Nachwuchs wichtig ist. Das Abschleppen der Wiesen kann entweder mit speziellen Wiesenschleppen (z.B. Wölfleder mit Feinsamenstreuer) oder mit Geräten aus Eigenbaulösungen erfolgen. Wichtig ist jedoch, dass nicht zu schnell gefahren wird. Der Großteil der Grünlandfläche sollte abgetrocknet sein, damit keine Narbenverletzungen und Bodenverdichtungen entstehen.
Der richtige Zeitpunkt für das Wiesenabschleppen sowie für die Übersaat ist, wenn die Gräser anfangen zu spitzen. Wird der Grünlandstriegel eingesetzt, sollte er so eingestellt werden, dass der Pflanzenbestand nicht geschädigt wird - außer, es wird eine Grünlandsanierung durchgeführt, wobei ein günstiger Zeitpunkt der Sommer ist (siehe Grafik).
Der Einsatz einer Walze empfiehlt sich dort, wo der Bodenschluss der Grünlandnarbe wiederhergestellt werden soll; vor allem auf Futterbeständen, wo keine Beweidung mehr durchgeführt wird. Der Viehtritt hat neben dem Herstellen des Narbenschlusses den Effekt, dass Doldenblütler, wie Bärenklau und Wiesenkerbel sowie Löwenzahn und Beinwell, durch die Frühjahrsbeweidung (frühe Vorweide) zurückgedrängt werden.
3. Wann kann das Abschleppen entfallen?
Bei Weideflächen (z.B. Kurzrasenweiden) ist das Abschleppen im Frühling nicht empfehlenswert, weil der Weidebeginn sehr früh erfolgt. Das Abschleppen soll generell nur auf Flächen erfolgen, wo Maulwurfshügel oder Wirtschaftsdünger verteilt sein sollten. Ist beides nicht der Fall, dann kann das Abschleppen der Flächen unter Umständen entfallen.
4. Wie schließt man Bestandslücken im Frühjahr?
Sind Bestandslücken über 15% vorhanden, dann soll jetzt im Frühjahr eine Nachsaat unbedingt erfolgen, damit die Lücken mit wertvollen Futterpflanzen wieder geschlossen werden. Durch Striegeln plus Nachsaat werden Luft, Licht und Saatgut in Grasnarbe eingebracht. Wer nichts tut, fördert die starke Ausbreitung der Gemeinen Rispe, der Vogelmiere, des Scharbockskrauts und anderer Unkräuter. Die Saatstärke richtet sich nach Lückigkeit des Grünlandbestands (siehe Tabelle).
ÖAG-Nachsaatmischungen sollten verwendet werden, weil diese genauestens auf die Arten- und Sortenzusammensetzung in langjährigen Versuchen geprüft werden. Außerdem sind diese zu
100% ampferfrei. Für heuer stehen wieder die ÖAG-Grünlandnachsaatmischungen zur Verfügung.
5. Wie sieht eine gelungene Arbeitsabfolge aus?
Bei der Arbeitsabfolge für eine erfolgreiche Grünlandnachsaat bzw. –sanierung muss Folgendes unbedingt beachtet werden:
- Rasierschnitt (entfällt bei der Frühjahrsnachsaat)
- Striegeln
- Nachsaat
- Anwalzen
- Düngung
- Schröpfschnitt (bzw. Schnitt beim Ähren-Rispenschieben der Leitgräser)
6. Wie saniert man Mäuseschäden?
Die Schäden treten im Grünland vor allem auf, weil die Grasnarbe durch den Fraß zerstört wird. Vorbeugend wäre wichtig, dass die Bestände kurz über den Winter gehen. Dadurch haben die Mäuse wenige Schutz vor natürlichen Feinden. Auch das Aufstellen von Sitzstangen (Höhe 3 m) für Greifvögel hat sich bewährt, wenn diese auch angenommen werden. Als Versuch könnte man Schwefellinsen streuen. Auf Weideflächen halten sich die Mäuseschäden in Grenzen.
7. Wie wird Moos herausgestriegelt?
Bei trockenen Bedingungen kann der Narbenfilz (z.B: das Moos) mit einem Striegel beseitigt werden. Das Moos kommt verstärkt auf nassen, sauren Böden und bei Nährstoffunterversorgung vor. Durch die dementsprechenden Dünge- und Übersaatmaßnahnahmen kann der Pflanzenbestand verbessert werden.
8. Wie begegnet man Schneeschimmel und Auswinterungsschäden?
Schneeschimmegefährdet sind vor allem die Weidelgräser und Gräser, die länger als 10 cm über den Winter gehen. Der Fusariumpilz findet unter der Schneedecke besonders gute Bedingungen für seine Entwicklung. Jetzt im Frühjahr nach der Schneeschmelze zeigt sich auf den Gräsern der weißliche bis rosafarbene Myzelbelag. Im Frühjahr ist frühes Striegeln oder Abschleppen geschädigter Bestände unbedingt erforderlich. Die abgestorbenen Pflanzen werden verteilt, und die gesunden bekommen Luft und Licht, wobei das Wachstum gefördert wird.
Sind die Auswinterungsschäden größer als 20%, sollte eine Übersaat (10 bis 20 kg pro ha) erfolgen. Darunter reicht eine Stickstoffdüngung von 30 bis 40 kg Reihstickstoff pro ha aus.
Die abgestorbene Grasnarbe muss mit einer Wiesenschleppe durchlüftet werden. Darunter befindet sich beispielsweise die Wiesenrispe (Bildaufnahme 18. März 2023).
Das Abschleppen der Wiesen soll mit speziellen Wiesenschleppen erfolgen. Der Reiberfolge wird dadurch verbessert (Bildaufnahme 19. April 2022).
Durch SOIL COVER kann die Bodenbedeckung von Grünlandbeständen anhand eines hochgeladenen Fotos bestimmt werden. Bei diesem Futterbestand wurde nach dem Wiesenabschleppen wegen des hohen Maulwurfs- und Wühlmäuseanteils eine Lückigkeit von 75% erreicht (Bildaufnahme 19. April 2022).
Der Schneeschimmel zeigt einen weißlichen bis rosafarbenen Myzelbelag auf den Gräsern (Bildaufnahme 18. März 2023).
Die ÖAG-Nachsaatmischung mit Klee wurde am 22. März 2022 ausgesät. Die Nachsaat mit Rotklee ist angewachsen (Bildaufnahme 19. April 2022).
Durch das Abschleppen werden in erster Linie Erdhaufen von Maulwürfen und Wühlmäusen beseitigt sowie Wirtschaftsdünger in die Grasnarbe eingerieben (Bildaufnahmen 19. April 2022 und 18. März 2023).
Die Wühlmäuse können erfolgreich mit der Wolf‘schen Zangenfalle gefangen werden.
Info: Näheres unter www.gruenland-viehwirtschaft.at, außerdem hat das Pflanzenbaureferat der LK Kärnten den „Grünland- und Feldfutterbau-Praxisbericht 2010 bis 2022“ veröffentlicht.