Wachstumsregler reduzieren das Lagerrisiko
Über die Notwendigkeit, Wachstumsregler einzusetzen, kann durchaus diskutiert werden. Im Vorjahr waren im Zentralraum Kärntens Anfang Juli nur noch wenige stehende Bestände zu sehen. Durch Maßnahmen des integrierten Pflanzenbaus, z.B. Fruchtwechsel, Anbau standfester Sorten und bedarfsorientierte N-Düngung, kann der Aufwand an Wachstumsreglern vermindert oder sogar auf deren Einsatz verzichtet werden. Andererseits, und wenn richtig angewendet, können Wachstumsregler das Lagerrisiko von weniger standfesten Sorten massiv reduzieren. Sie sichern damit die Erträge, die Qualität und eine reibungslose Ernte. Bei Wassermangel oder anderen Stresssituationen, wie z.B. Witterungsextremen oder ungünstigen Kombinationen mit Herbiziden, können diese Mittel jedoch spürbare Mindererträge verursachen. Deshalb ist die Anwendung von Wachstumsreglern immer kritisch zu hinterfragen.
Unter den folgenden Bedingungen ist es sinnvoll, auf den Einsatz von Wachstumsreglern zu verzichten:
- bei trockener Witterung, hohen Temperaturen, starken Temperaturschwankungen und starker Sonneneinstrahlung
- Anbau standfester Getreidesorten
- auf leichten Böden
- auf Standorten mit einem geringen Stickstoffnachlieferungspotenzial
- bei optimalem Aussaattermin
- bei Spätsaaten und geringen Bestandesdichten
- bei einer geringeren Aussaatstärke.
Optimaler Zeitpunkt
Der optimale Einsatzzeitpunkt wird vielfach übersehen bzw. wird die Lagergefahr vielen erst mit steigender Wuchshöhe bewusst. Der Haupttermin des Wachstumsreglereinsatzes liegt in der zeitigen Schossphase (BBCH 31-32). Wenn sich auch der zweite Knoten vom ersten zu heben beginnt, kann der Wachstumsreglereinsatz bei warmer und wüchsiger Witterung (keine Hitze, Trockenheit, Staunässe und tiefe Temperaturen) erfolgen. Das Ziel, den untersten Halmbereich möglichst kurz zu halten bzw. zu stärken, wäre hier erreichbar.
Produkte auf Basis von Trinexapac (Moddus, Calma, Countdown NT, Modan 250 EC, Moxa/Tridus/Next) benötigen zur guten Wirkung Sonnenschein und Temperaturen von 10 - 12 °C. Wichtig ist, dass die Bestände nicht gestresst sind.
Produkte auf Basis von Trinexapac (Moddus, Calma, Countdown NT, Modan 250 EC, Moxa/Tridus/Next) benötigen zur guten Wirkung Sonnenschein und Temperaturen von 10 - 12 °C. Wichtig ist, dass die Bestände nicht gestresst sind.
Leichtere Entscheidung
Sollte sich aus der Erde im unmittelbaren Wurzelbereich noch ein Ball formen lassen, der auch nicht sofort wieder zerfällt, kann der Einsatz noch erfolgen. Sollten die Stresssituation zu hoch sein, sollte der Einsatz unterlassen bzw. unbedingt eine Reduktion der Aufwandmenge vorgenommen werden.
- Stabilan 400 hemmt früh die für das Längenwachstum verantwortlichen Pflanzenhormone (Gibberelline). Es verkürzt hauptsächlich die Halmlänge, verstärkt aber auch die Halmwand. Der Wirkstoff hemmt den Haupt- und fördert die Nebentriebe. Stabilan 400 erfordert tagsüber mindestens 8 °C und wirkt auch bei bedecktem Wetter. Die Kronenwurzellänge bei Weizen sollte 3 bis 4 cm betragen. In Weizen, Tritical und Roggen erfolgt die Anwendung in Kombination mit Trinexapac, z. B. 0,8 l Stabilan + 0,5 l Moddus oder dergleichen (bei Weizen und Triticale 0,3 l Moddus).
- Mit dem Einsatz von Trinexapac-Produkten können zu Beginn der Schossphase die Länge gekürzt und die Wand des Getreidehalms verstärkt werden. Der Kürzungseffekt ist zu Beginn moderat, hält aber lange an.
- Medax Top mit den Wirkstoffen Mepiquat-Chlorid und Prohexadion-Calcium verträgt auch kühlere Temperaturen (mindestens 8 °C am Tag) und wird immer mit Ammoniumsulfat (Turbo) im Verhältnis 1 : 1 ausgebracht.
- Prodax mit dem Wirkstof Prohexadion-Calcium + Trinexapac hat den Vorteil, dass das Prohexadion aufgrund der Unabhängigkeit von Strahlung und Temperatur schnell wirkt, der Wirkstoff Trinexapac braucht Strahlung und Temperaturen über 10 °C. Er wirkt zeitlich verzögert, jedoch länger anhaltend.
- Der Halmverkürzer Fabulis OD, der den Wirkstoff Prohexadion-Calcium beinhaltet, wirkt rasch, aber kürzer als Trinexapac.
- Produkte mit dem Wirkstoff Etephon (Cerone, Orlicht/Ipanema) haben hinsichtlich des Temperaturbedarfs sicher die höchsten Ansprüche, da tagsüber Temperaturen von 15 und nachts 10 °C benötigt werden. Aufgrund der höheren Temperaturansprüche sind diese Produkte optimal für einen späteren Einsatz im Fahnenblattstadium, um das befürchtete Ährenknicken bei der Gerste zu reduzieren.