Von EU-Verordnungen bis zum Holzmarkt
Die Forst- und Holzwirtschaft durchläuft schwierige Zeiten, angefangen beim Klimawandel mit teilweise verheerenden Unwetterereignissen und Kalamitäten über mehr als herausfordernde EU-Verordnungen bis hin zu Einbrüchen im Bauwesen mit massiven Auswirkungen auf die heimische Forst- und Holzwirtschaft.“ Mit diesen Worten brachte LK-Präsident Siegfried Huber die momentane Situation auf den Punkt.
Für Forstausschussobmann Walter Hochsteiner scheinen die Planbarkeit der Holznutzung ebenso wie die Stabilität der Holzpreise mehr und mehr Geschichte zu sein. Was binnen kurzer Zeit möglich sei, hätten die letzten zwei Jahre gezeigt. Bei einem Baumleben von ca. 100 Jahren komme es dann nicht auf ein paar Monate an. Rechnen zahle sich jedenfalls aus, denn die deutlich gestiegenen Kosten seien unübersehbar.
Bewirtschaftung als Ziel
„Klimafitter Wald“, Forderungen nach Außer-Nutzung-Stellung, die EU-Biodiversitätsstrategie, RED II, RED III usw. – diese gesellschaftspolitischen Debatten werden heute von vielen geführt. Vor allem Naturschutzorganisationen beeinflussen nicht nur die politischen Entscheidungsträger, sondern auch die Bevölkerung – vielfach leider mit einseitigen und zu hinterfragenden Inhalten. Wer die Verantwortung trägt, wer für die Erhaltung der Wälder in ihrer Vielfalt und Funktion sorgt, wird in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, denn: Alle reden mit, die Stimme der Waldbewirtschafter und -bewirtschafterinnen wird verdrängt. Da wundert es nicht, dass CO2-Zertifikate statt Bewirtschaftung in Mode kommen. Das gemeinsame Ziel muss die aktive Bewirtschaftung sein. Aber wer kann sich ohne Wert Waldbau, Pflege, Aufforstung, Straßenerhaltung, Personal etc. leisten? Derzeit übersteigen die Kosten den möglichen Wert deutlich. Die Sägerundholzpreise lägen derzeit inflationsbereinigt unter dem Niveau vor der Krise, was unbefriedigend sei und die Außer-Nutzung-Stellung fördere, gab Hochsteiner zu bedenken.
Skeptisch beurteilte er die Tendenz, dass die Holzindustrie zunehmend sogenannte „All-in“-Pakete anbiete, bei denen die Holzernte, die Abfuhr und Übernahme durch den Abnehmer organisiert werden. „Geben wir die Bewirtschaftung nicht aus der Hand, und nutzen wir gemeinschaftliche Vermarktungsmöglichkeiten“, appellierte Hochsteiner an die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer. Und er adressierte die Holzindustrie mit folgenden Worten: „Die Kosten der Gebirgsforstwirtschaft in Kärnten sind massiv gestiegen, sie braucht faire Preise. Jeder Waldbesitzer sollte seinen wertvollen Rohstoff beim Holzverkauf selbstbewusst anbieten, denn Holz ist kein ‚Entsorgungsprodukt‘.“
„Digitale Ohrmarke“
Ziel der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) sei es, keine Importprodukte aus entwaldeten Gebieten in die EU zu bringen, das Naturkapital Wald zu schützen, zu bewahren und zu verbessern, die Wirtschaft und Gesellschaft auf einen nachhaltigeren Weg zu bringen sowie ein nachhaltiges Wirtschaften weltweit bei Handelspartnern zu fördern. Dies bedinge auch in der Europäischen Union eine Dokumentation der (Holz-)Lieferkette. Der Weg des Holzes vom Rohstoffproduzenten über Verarbeiter und Händler bis zum Konsumenten müsse nachvollziehbar sein. Dipl.-Ing. Hochsteiner bezeichnete dies als „digitale Ohrmarke fürs Holz“ und drückte damit seine große Besorgnis aus.
Nachfragerückgang der Bauwirtschaft
Die Entwicklungen auf den internationalen Holzmärkten haben Dipl.-Ing. Markus Honsig-Erlenburg und Jürgen Winkler (Hasslacher Hermagor) sowie Christian Scharf (Stora Enso), Dipl.-Ing. Markus Schmölzer (Hasslacher Norica Timber und Vorsitzender der Österreichischen Sägeindustrie) und Dipl.-Ing. Rainer Handl (Fachverband der Holzindustrie) beleuchtet.
Es gäbe seit Mitte 2022 einen erheblichen Nachfragerückgang seitens der Bauwirtschaft gegenüber der Sägeindustrie sowie keine saisonale Belebung seitens der Bauwirtschaft und der Überseemärkte. Die Sägebetriebe würden weiterhin nur reduziert produzieren können, während sich Kosten für Energie, Rohstoffe und Personal auf hohem Niveau befänden und weiter steigen würden. „Wir kommen aus der Überhitzung in die Kältewelle. Beides ist nicht gut für die Wirtschaft und unsere Branche“, analysierten die Vertreter der Sägeindustrie einhellig. Sie führten aus, dass Prognosen der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) zufolge der weltweite Verbrauch an Holzprodukten bis 2050 um 37 % ansteigen werde, jener des Schnittholzes von derzeit rund 250 Mio. m³ um rund 30 %. Diese Zunahme des Verbrauchs werde vor allem in den asiatischen Ländern erwartet, deren Anteil von derzeit 35 % auf 41 % ansteigen soll, während jener in Europa von derzeit 24 % auf 19 % sinken werde. Die absolute Steigerung dürfte in Europa somit nur gering ausfallen.
Forstgesetznovelle und Einheitswert
Dr. Elisabeth Schaschl berichtete über die Ende 2023 in Kraft getretene Forstgesetznovelle, wodurch unter anderem die Hiebsreife der Fichte von 60 auf 50 Jahre gesenkt und die Ergänzungsmöglichkeit klimafitter Baumarten flexibel per Verordnungsermächtigung im Anhang I des Forstgesetzes verankert wurde, und über die von der Finanzverwaltung als automatisiertes Verfahren durchgeführte Einheitswerthauptfeststellung 2023.